Frage mich was der Hintergrund für den Split war. Um die Liquidität in der Aktie für die Ausstiegswilligen zu erhöhen? Fakt ist, dass der Weg zum Pennystock gar nicht mehr so weit ist. Wir sind bei 1,55 und die Studie von Sphere liegt mit dem Kursziel unter einem Euro. Damit wären dann eine Kapitalerhöhung nicht mehr möglich ohne einen Kapitalschnitt durchzuführen. Also ein Eigentor des Managements.
Aber wird es soweit kommen? Zum Halbjahr lagen die liquiden Mittel bei rd. 18 Mio. Euro. Nehmen wir mal an, dass die Materialkosten von 5 Mio. Euro im wesentlich die Filmproduktionen betreffen und normalerweise wieder reinkommen sollten, dann sind nur die Personalkosten und sonstigen Kosten wie z.B. Marketingkosten i.H. v. über 6 Mio. als potentieller Cashabfluss pro Halbjahr insbesondere bedingt durch den Aufbau der Plattform wiederkehrender Natur. Damit sollte der Cashbestand zumindest bis zum Jahresende 2019 reichen. Zudem sollte die Plattform auch Einnahmen generieren. Wenn die Nutzerzahl von 400.000 stimmt und jeder Nutzer nur 2 Filme im Jahr kauft, liegen die Einnahmen bei 3,2 Mio. Euro bei einem Filmpreis von 4 Euro. Das sollte doch machbar sein. Damit kommt man dann auch noch über das jahr 2020 hinaus. Ich komme also zum Ergebnis, dass man sich keine Sorgen um die Liquidität machen muss.
Ist die Aktie deshalb billig? Pantaflix hängt m.E. immer noch weitgehend vom klassischen Filmgeschäft ab. Aufgrund des überschaubaren Portfolios mache ich folgende Rechnung auf:
Im 1. HJ wurden 2 Flops in die Kinos gebracht. Hot Dog mit einem Boxoffice von 4,8 Mio. $ dürfte kaum die Kosten eingespielt haben. Geschätzt 600.000 Tickets a 5 Euro für Pantaflix macht 3 Mio. Umsatz. Die Gagen von Schweighöfer, Schweiger und Ferch waren sicherlich nicht niedrig. Ein totaler Flop war Vielmachglas mit 800.000 Boxoffice. 100.000 Tickets mit 500.000 Umsatz für Pantaflix. Dazu kommen noch Videoverkäufe und Fernseheinnahmen von vielleicht 2 Mio. Weiterhin konnte die Serie Wanted II an Amazon verkauft werden. 6 Folgen a 700.000 Euro macht 4,2 Mio. plus vielleicht 1 Mio. Nebeneinnahmen. Macht also insgesamt ca.10 Mio. aus dem Filmgeschäft. Wären dann übrigens rd. 3,8 Mio. aus dem Plattformgeschäft um auf den Gesamtumsatz des 1. Halbjahres von 13,8 Mio. zu kommen. Das wäre dann gar nicht so schlecht.
Interessant wird jetzt das 2. Halbjahr. Da scheint ja nach dem letzten Profitwarning nichts in die Kinos zu kommen. Da zudem Wanted von Amazon nicht fortgesetzt wird, bleibt es im 2. HJ beim Verkauf von 7 Folgen der Serien "Beat" an Amazon. Macht rd. 5 Mio. + ein paar Nebeneinnahmen. Da gleichzeitig 3 Filmproduktionen , darunter eine internationale , gedreht werden, dürfte das 2. HJ im Filmgeschäft einen Verlust bringen. Im Gegenzug sollte dann das 1.HJ 2019 deutlich besser ausfallen. Wie bewertet man die Aktie? Im Filmgeschäft sind EBIT-Margen von 5% üblich. Traut man dem Filmgeschäft einen Umsatz von 20 Mio. zu, dann könnte man das Geschäft mit 10 Mio. bewerten. Dazu kommt zumindest ein Optionswert für die Plattform. 23.000 Inhalte für 68 Länder ist schon ein gewisses Asset. Dazu 400.000 Nutzer. Eine Bewertung fällt mir hier sehr schwer. Es fehlt die Transparenz der Gesellschaft. Wieviel Umsatz je Nutzer, Churn-Rate e.t.c. Bewerte ich einen Nutzer einfach mal mit 30 Euro, dann kommen 12 Mio. bei der Bewertung dazu. Dann lande ich bei 22 Mio. Fair Value. Also ungefähr der aktuelle Kurs. Natürlich kann man noch einen Abschlag für das Verhalten der Insider machen, wo sich ja scheinbar der Hauptaktionär massiv von Aktien getrennt hat. Aber man findet natürlich auch Upside. Einer der Filme könnte positiv überraschen; der Umsatz der Plattform steigt; neue Nutzer werden gewonnen. Um das zu wissen brauchen wir aber Transparenz und eine realistischere IR-Arbeit.
Ich konnte in der Vergangenheit die Bewertung der Aktie nicht nachvollziehen, aber nun nehme ich die Aktie zumindest auf meine Watchlist auf. Ein "Sell" würde ich jetzt nicht mehr empfehlen.