Bei PNE passiert nach oben hin nichts, nach unten scheint zumindest bei 2,90 EUR eine magische Schwelle erreicht.
Wenngleich nach meinem Einruck nach wie vor Kurswetten einen negativen Einfluss haben, so liegen doch wichtige Gründe für die eher flaue Bewertung im Unternehmen selbst. Das Umfeld für Erneuerbare Energien, gerade auch Wind, ist jedenfalls – nach aller zwischenzeitlichen Unsicherheit und Schwarzmalerei - positiv, vor allem mit der Klarheit über die EEG-Novelle, welche morgen in Kraft tritt.
Zu den bekannten Zweifeln, ob das Management seine Versprechen hält, gesellen sich Vorsicht wegen der mittlerweile sehr hohen Fixkosten und Skepsis über das Zusammenwirken im Zwillingsunternehmen PNE/WKN. Die Personalrochaden, der nahezu komplette Verkauf der vom Vorstand gehaltenen Aktien, die Nichtentlastung des Aufsichtsrats – ruhiges Fahrwasser sieht anders aus. Auch „bigger“ ist nicht einfach „better“. Um allein die jährlichen Personal-, Kapital- und sonstigen Betriebskosten der kombinierten Firmen zu decken, werden mittlerweile dreistellige Millionenumsätze (geschätzte 120 - 150 Mio.) benötigt. Zudem braucht es gute stetige Erlöse, um Rücklagen zur Rückzahlung der 8%-Anleihe zu bilden und den eigenen Aktionären obendrein eine Dividende zu zahlen, die sie gegenüber den Anleihezeichnern nicht zu Anlegern zweiter Klasse macht. Alles in allem dürften dafür jährlich mehr als 250 Mio. Umsatz nötig sein, was grob geschätzt einem Verkauf von Onshore-Windparks mit 150 MW Gesamtleistung entspricht.
Wie steht es darum? Noch im Herbst 2013 war die Rede von einem PNE/WKN-Onshore-Paket über 180 MW. Dieses wurde – soviel Fairness muss sein - durch Fertigstellungen bzw. entsprechende Verbuchungen in 2013 auf rund 160 MW zu Beginn des Jahres 2014 verringert. Auch das ist eine ambitionierte, zugleich aber vor dem oben geschilderten Hintergrund notwendige Ansage für das laufende Geschäftsjahr.
Mit der heutigen Nachricht hat PNE soweit fünf Windparks mit rund 58 MW Gesamtleistung veräußert. (Der Kaufpreis für den im Februar 2014 fertig gestellten Park Calau IIA über 15 MW wurde überwiegend in 2013 verbucht.) WKN meldete lediglich einen Verkauf über 8,2 MW. Mit rund 66 MW Gesamtvolumen bis Ende Juli ist es zu den anvisierten 160 MW noch weit. Die vom Management bei Vorstellung der Jahreszahlen 2013 fest zugesagten 99 MW (nahezu ausschließlich deutsche Projekte), sollten zumindest erreicht werden. Fehlen Abschlüsse über gut 50 MW.
Sie müssen aus dem Auslandsgeschäft kommen, das jedoch weitgehend rätselhaft bleibt. Was sind über 100 MW in Rumänien wert, wenn man sie offenbar nicht verkaufen kann? Es sind aus Schottland und Frankreich zwischenzeitlich neue Genehmigungen eingegangen, die jedoch für Abschlüsse im laufenden Jahr kaum relevant sein dürften. 10 MW wurden zumindest für den Verkauf eines französischen Windparks angekündigt.Völlig dubios ist der angeblich im Bau befindliche US-Windpark, der über den ersten Spatenstich nicht hinausgekommen zu sein scheint - ein Stichtag für die Förderung war wohl der Grund.
Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre, werden vom Management kurz vor oder sogar nach Jahresschluss Verkäufe gemeldet, welche die Bilanz verbessern. Mit einiger Sicherheit wird es auch diesmal wieder hektisch werden. Indes wird es beim gegenwärtigen Stand kaum reichen, um die Lücke zwischen Ankündigungen und Umsetzung zu füllen, um wenigstens 150 MW in den Markt zu bringen.
Der Halbjahresbericht in zwei Wochen verspricht bessere Zahlen als Q.1, doch zentral für die Entwicklung des Kurses bleibt der Ausblick auf das Jahresziel – und hier ist wenig Konkretes zu erwarten. Erfreulich ist die 2014 durch Wandlung von Anleihen in Aktien erhöhte Rückführung der Verbindlichkeiten um ca. 3,55 Mio. EUR. Verwässert wird diese Freude durch die jetzt stattlichen Aktienzahl von 56.279.318 Stück. Mit dem Auslaufen von uralten Genussscheinrechten und der Befriedigung von Altanleihen wird die Schuldenstruktur hoffentlich bald transparenter.
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