Es gibt Fundis, denen sind die Kursschwankungen weitgehend egal, und es gibt Trader, für die sind die Schwankungen enorm bedeutsam.
Man sollte sich zunächst mal selber Klarheit verschaffen: Bin ich Fundi oder bin ich Trader? Die Grenzen scheinen mir vor allem hier im Thread teils zu verschwimmen.
Wer seit 2008 hält (wie mindestens zwei Stammposter hier), sollte eigentlich eher Fundi sein, auch wenn er eine strategische Kernposition hält, um "die herum" er mit einem kleineren Teil des Einsatzes tradet.
Ich bin definitiv Fundi (das "Anti" in meiner ID Anti Lemming leitet sich von "antizyklisch" ab) und rechne damit, dass die JPS irgendwann (vor 2028) mit annähernd dem Nennwert "ausbezahlt" werden (vermutlich in Gestalt neuer Aktien nach der KE/Freilassung.)
Laut dem Positionspapier von Susan Wachter u. a. von Dez. 2020 (Link unten) sind seitens der US-Regierung 2023 oder 2025 als Termine für die KE/Freilassung in Planung:
www.ad-co.com/system/...icles/2-Cooperstein-Fears-Wachter.pdf
------------------
Was mich irritiert ist, wenn Leute nach ein paar Tagen mir roten Vorzeichen nach fundamentalen Gründen suchen, warum der Kurseinbruch wohl gekommen sein mag. Die Börse ist auf kurze Sicht meist ein Deppenverein.
Nach Scotus war die Suche nach Gründen berechtigt, aber die aktuellen Rückgänge gehen höchstwahrscheinlich auf Umpositionierungen (Tax loss selling, aber auch Käufe) kurz vor dem Jahreswechsel zurück.
Mein kritischer Kommentar in # 606 ist als Fakt nicht erst seit heute bekannt, sondern seit Beginn der Zwangsverwaltung in 2008.
Recht hat Helmut damit, dass sich "ein Moloch entwickelt hat" in den nunmehr 14 Jahren Zwangsverwaltung. Man sollte aber nicht ignorieren, dass allmählich und endlich Bewegung in die Sache kommt, denn Biden hat die Pausierung des NWS, die Trump/Mnuchin 2019 eingeleitet hben (zur langsamen Rekapitalisierung), bislang nicht zurückgenommen. Wird er jetzt wohl auch nicht mehr.
D.h. FnF bauen pro Jahr 20 Mrd. $ an EK auf. Seit 2019 sind bereits 60 Mrd. $ eingehalten worden.
Für die Freilassung ist jedoch das harte Kernkapital CET 1 maßgeblich, und das liegt immer noch bei -120 Mrd. $. Würde die Regierung die SPS streichen (oder in Stammaktien swappen), läge CET 1 schon mal um 193 Mrd. höher, also bei ca. 70 Mrd. $. Alternativ kann auch ein Teil als abgezahlt deklariert werden (z. B. die Hälfte) und die restlichen 50 % geswappt.
Um die SPS (ganz oder teilweise) zu streichen, ist kein Gerichtsurteil erforderlich. Es reicht eine gemeinsame Unterschrift von Yellen und Sandra Thompson. Das kann im Prinzip jederzeit passieren.
Blieben die SPS stehen, müssten aber noch ca. 20 Jahre ins Land gehen, um die (überhöhten) EK-Anforderungen aus eigener Kraft zu erreichen. Deshalb sagte auch Calabria, dass es ohne KE kaum funktionieren wird. Calabria bremste dennoch mit überhöhter 4 % EK-Regel.
Gerichtsurteile (auch anstehende) könnten der Regierung in 2022 "Beine machen". Bei Collins winkt nach dem Trump-Brief Schadensersatz (Verhandlung ist Mitte Jan.), ebenso bei Lamberth im Sommer. Im Prinzip können FHFA und Schatzamt jederzeit eine Briefvereinbarung vorlegen, die (auch zur Abwehr drohender Gerichtsforderungen) die KE/Freilassung anleiert.
Der entscheidende Lichtblick ist, dass der NWS auch unter Biden ausgesetzt bleibt. Das heißt, dass der Pfad von Freilassung/KE auch unter Biden weiter verfolgt wird, allerdings mit geringerem Tempo. Für letzteres spricht die Nominierung von S. Thompson als FHFA-Direktorin, die aus dem Calabria-Stall stammt und eher hinhaltend agiert.
Weiterhin ist nicht vom Tisch, dass die amtierende Regierung über die Freilassung/KE zwischen 50 und 100 Mrd. $ erhält, über die sie ohne Kongressbefragung frei verfügen kann. Lässt Biden sich diese Sterntaler durch die Lappen gehen? Spätestens die nächste Rep-Regierung holt sich dieses Geld und gibt es dann entsprechend den eigenen Vorlieben aus.
Insofern hat auch der bei iHub arg angefeindete Glen Bradford nach wie vor recht. Sein Timing war grottenfalsch, aber die Investment-Idee bleibt intakt.
Die Gesamtlage bei FnFn sieht, so meint auch Bradford, aktuell recht gut aus - jedenfalls wesentlich besser aus, als die Tiefkurse suggerieren. Wohl dem, der sich von den Kursschwankungen nicht irritieren (bzw. aus dem Fundi-Konzept bringen) lässt.