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Fondsmanager zurückhaltend
gegenüber Premiere-Börsengang
Paion startet mit Kursplus in den Handel
von Karsten Seibel
Frankfurt/Main - "Premiere heißt Erster sein" - mit dieser
Botschaft wirbt der Münchner Bezahlsender seit dieser Woche
für seinen Börsengang (IPO) am 9. März. Der Slogan mag für
die Bundesliga-Berichterstattung gelten, auf dem Parkett wird
Premiere höchstens der Zweite sein. Das
Biotech-Unternehmen Paion gab am gestrigen Freitag zu einem
Kurs von acht Euro ein erfolgreiches Debüt. Die Aktie
beendete den ersten Handelstag bei 8,35 Euro, ein Plus von
Investoren können zufrieden sein, sie haben sich mit ihrer
Preisvorstellung durchgesetzt. Ursprünglich wollte Paion elf bis
14 Euro für die Aktien haben. "Daß in den vergangenen Jahren
nur so wenige Börsengänge gelangen und diese hohe
IPO-Abschläge erforderten, liegt am fehlenden Vertrauen der
Investoren in weitgehend unbekannte Unternehmen", sagt der
unabhängige Börsengang-Berater Robert Lilja. An Geld
mangele es nicht, das zeigten die erfolgreichen
Kapitalerhöhungen der vergangenen Monate.
Vertrauen schaffen, das ist in den nächsten drei Wochen daher
die wichtigste Aufgabe von Premiere-Chef Georg Kofler. Statt
40 Mio. Euro wie Paion will Kofler mit dem IPO mindestens
600 Mio. Euro einsammeln. Seit dieser Woche liegen
potentiellen Investoren Studien von Analysten der den
Börsengang begleitenden Banken vor, in denen
Gewinnschätzungen und Aussagen zum Börsenwert stehen.
Privatanleger haben keinen Zugang zu den Informationen.
Doch mit einer öffentlichen Preisdiskussion ähnlich wie schon
bei der Postbank ist zu rechnen - allein schon, weil die
Käuferseite daran Interesse hat. Einige Fondsmanager bringen
sich bereits in Stellung. "Mehr als zwei Mrd. Euro Börsenwert
halte ich für ambitioniert", sagt Marcus Stigler, Medienexperte
der Fondsgesellschaft Deka Investment. Nach dem
Berechnungsmodell der Hypovereinsbank, einer der
federführenden Banken beim Börsengang, soll Premiere
dagegen zwischen 2,2 und 2,6 Mrd. Euro auf die Waage
bringen. Henning Gebhardt, Leiter deutsche Aktien bei der
DWS, will sich zu einem möglichen Preis nicht äußern. "Die
Bewertung hängt davon ab, ob Herr Kofler überzeugende
Ideen präsentiert, durch die Premiere in den nächsten Jahren
weiter wachsen kann."
Das ehemalige Unternehmen von Leo Kirch hat 3,25 Mio.
Abonnenten. Das entspricht acht Prozent aller Haushalte in
Deutschland. Zum Vergleich: In Großbritannien und
Frankreich nutzen 40 Prozent einen Bezahlsender. "Allerdings
ist in Deutschland auch das Alternativangebot über Kabel und
Satellit sehr viel umfangreicher", sagt Fondsmanager Stephan
Eger vom Dit. Er sei skeptisch, was den weiteren Erfolg von
Bezahlfernsehen in Deutschland angehe. Zum einen sei Fußball
nur mit geringer Zeitverzögerung im öffentlich-rechtlichen TV
zu sehen, zum anderen könnten Konkurrenten durch die neue
Breitbandtechnik DSL heute viel einfacher ebenfalls exklusive
Fernsehangebote liefern. Auch Stigler von Deka ist
zurückhaltend, was den Ausbau des Kundenstammes angeht.
"Die Pay-TV-Märkte in Europa sind nahezu gesättigt." Daher
stelle sich die Frage, ob Premiere in spätestens zwei, drei
Jahre statt eines Wachstums- nicht ein Value-Wert mit
stabilem Geschäft und regelmäßigen Dividendenzahlungen ist.
Das müsse sich beim Börsengang in einem entsprechend
niedrigeren Preis zeigen.
Der Preispoker wird spannend, zumal es in Deutschland kein
Vergleichsunternehmen gibt, an dem sich Verkäufer und
Käufer orientieren können. Am Ende werden sich beide Seiten
aufeinander zu bewegen, wie dies bei Paion auch schon
gelang. Privatanleger können dies gelassen beobachten.
Artikel erschienen am Sa, 12. Februar 2005
Alle Artikel vom 12. Februar 2005
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