04.11.2009 22:15
UPDATE: FOMC hält an expansiver Ausrichtung der Geldpolitik fest
DJ UPDATE: FOMC hält an expansiver Ausrichtung der Geldpolitik fest
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WASHINGTON/FRANKFURT (Dow Jones)--Die Federal Reserve hat sich am Mittwoch erwartungsgemäß zuversichtlicher über die Konjunkturentwicklung in den USA geäußert. "Die seit der FOMC-Sitzung im September eingehenden Informationen deuten darauf hin, dass die Wirtschaftsaktivität weiter angezogen hat", erklärte der Offenmarktausschuss (FOMC) der Federal Reserve nach seinen zweitägigen Beratungen in Washington. Die Wirtschaft bleibe aber noch für einige Zeit schwach und die Inflation gedämpft. Vor diesem Hintergrund hielt die US-Notenbank an ihrem ultraexpansiven Kurs fest, Signale für eine geldpolitische Wende gab es noch nicht.
Das Gremium ließ das extrem niedrige Zinsniveau unverändert. Der Beschluss, den Zielsatz für Tagesgeld in der Spanne von 0,00% bis 0,25% zu belassen, fiel einstimmig. Dies entsprach den Erwartungen von geldpolitischen Beobachtern. Die US-Notenbank hatte ihren Leitzins im Dezember 2008 auf das historische Tief nahe Null gesenkt und sich damit fürs Erste von der klassischen Zinspolitik verabschiedet.
Die Kaufprogramme für Hypothekenpapiere sowie Agency-Schuldtitel werden dem FOMC zufolge bis Ende des ersten Quartals 2010 fortgesetzt, um die Lage an den privaten Kreditmärkten zu verbessern. Das Kaufvolumen für Hypothekenpapiere über 1,25 Bill USD blieb unverändert, jenes für Schuldtitel wurde jedoch auf "etwa 175 Mrd USD" reduziert. Bislang hatte der FOMC hier Käufe von "bis zu 200 Mrd USD" angekündigt. Dieser Schritt spiegele die jüngste Entwicklung der Käufe und die begrenzte Verfügbarkeit der Titel, heißt es in dem Statement.
Hinweise auf einen Ausstieg aus der sehr expansiven Geldpolitik lieferte das Gremium nicht. Der FOMC bekräftigte, dass der Leitzins wohl "für längere Zeit auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau" bleiben werde. Zur Begründung verwies das Gremium neben der Wirtschaftslage erstmals auch auf die niedrige Kapazitätsauslastung, den gedämpften Inflationstrend und die stabilen Inflationserwartungen.
Mit diesem neuen Passus wolle der FOMC hervorheben, welche Faktoren einen Kurswechsel in der Geldpolitik auslösen können, sagten Beobachter. Ihrer Einschätzung nach wird die Notenbank ihre Formulierung "für längere Zeit auf einem außergewöhnlich niedrigen Niveau" in den kommenden Monaten ändern, um die Märkte auf einen Kurswechsel einzustimmen.
Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner geht davon aus, dass die US-Notenbank aber noch die Wirtschaftsentwicklung im vierten Quartal abwarten wird. Erst wenn das Wachstum ähnlich stark ausfalle wie im Vorquartal, werde sie einen Ausstieg signalisieren. Der erste Schritt werde wohl darin bestehen, die Erwartung eines "ausgedehnten Zeitraums" für extrem niedrige Leitzinsen aus dem Begleittext zu entfernen, erklärte der Volkswirt. "Nach dieser verbalen Vorbereitung des geldpolitischen Kurswechsels erwarten wir die erste Zinsanhebung unverändert für den Sommer 2010."
Die US-Notenbank sieht vor allem am Häusermarkt und - anders als im vorhergehenden Statement - bei den Konsumausgaben eine Verbesserung. Die Unternehmen bauten zwar weiterhin Stellen ab und verringerten ihre Investitionen, allerdings in einem verlangsamten Tempo, stellte der FOMC zudem fest. Die Lage am Finanzmarkt sei per saldo unverändert.
Mit ihrer etwa besseren Lagebeurteilung trägt der FOMC auch der jüngsten Konjunkturentwicklung Rechnung. Die US-Wirtschaft war im dritten Quartal erstmals seit einem Jahr wieder gewachsen: Das BIP stieg in annualisierter Rechnung um 3,5% zum Vorquartal. Im zweiten Quartal war die Wirtschaftsaktivität noch um 0,7% gesunken, im ersten Jahresviertel war sogar ein Minus von 6,4% verzeichnet worden.
Die Reaktionen an den Aktien- und Devisenmärkten fielen verhalten positiv aus. Der Euro stieg kurzzeitig über die Marke von 1,49 USD, fiel allerdings anschließend wieder unter diese Marke zurück. Der Goldpreis legte ebenfalls leicht zu auf 1.094,60 USD, nach 1.089,25 USD vor der Bekanntgabe der Entscheidung.
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C H R I S