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Die Medienfirma Constantin Film AG lud am 14.5.2002 zu ihrer dritten ordentlichen Hauptversammlung in den Carl-Orff-Saal des Münchner Gasteigs ein. Kurz nach 10 Uhr begrüßte der Vorsitzende des Aufsichtsrates Fred Kogel die anwesenden Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter auch Dietmar Stanka als Vertreter von GSC Research. Vorstand und Aufsichtsrat waren vollständig anwesend.
Nach der Bekanntgabe der gesetzlichen Vorschriften übergab Fred Kogel an den Sprecher des Vorstandes Dr. Daniel Wiest.
Bericht des Vorstandes
Von größtem Interesse, so der Vorstand in seinen einleitenden Worten, sei für die Aktionäre sicherlich die am Morgen gemeldete Veränderung im Kreis der Großaktionäre innerhalb der Constantin Film AG und die Auswirkungen des Insolvenzantrages bei der KirchMedia AG.
Zuerst ging er auf die Aktionärsstruktur ein. Die Anteile der drei Großaktionäre waren bisher in der Constantin Holding GmbH & Co. KG gepoolt. Die Gesamtzahl der ausgegebenen Constantin-Aktien beträgt 12.742.600 Stück. Wenn man die in der Holding KG gehaltenen Aktien durchrechnet, hielten zum 31.12.2001 Bernd Eichinger 25 Prozent, die KirchBeteiligungs GmbH & Co. KG 21,1 Prozent und die EM.TV & Merchandising AG 16,3 Prozent der Aktien an der Constantin Film AG. Der Streubesitz lag bei 37,6 Prozent.
Die Firma Highlight Communications AG hat mit der KirchBeteiligungs GmbH & Co. KG und Dr. Leo Kirch Verträge über den Erwerb von 2.932.965 Aktien abgeschlossen. Diese Verträge werden in den kommenden Tagen vollzogen, der Kaufpreis beträgt 29.329.650 Euro, zahlbar mittels 22.730.479 Euro in bar und 1.026.538 Highlight-Teilrechten aus dem Eigenbestand der Gesellschaft. Dies entspricht einer Bewertung von 10 Euro pro Constantin-Aktie und 6,40 Euro pro Highlight-Teilrecht. Die Gesamtbeteiligung von Highlight an Constantin wird dann 23 Prozent betragen.
Die Constantin-Aktien der KirchBeteiligungs GmbH & Co. KG werden im Zuge des Vollzugs der Vereinbarung aus der Constantin Holding GmbH & Co. KG entnommen. Auch die Anteile der EM.TV Merchandising AG werden zeitgleich entnommen, es bestehe aber ausdrücklich derzeit keine Verkaufsabsicht dieser Gesellschaft. Auch Bernd Eichinger hält unverändert sein Aktienpaket.
Der Vorstand begrüßte im weiteren Verlauf seiner Rede das Engagement des in Pfäffikon in der Schweiz ansässigen Unternehmen Highlight. Die Beteiligung sei ein wertvoller Beitrag zur Weiterentwicklung der Constantin Film AG und beende die seit letzten Herbst anhaltende Diskussion über die Eigentümerstruktur.
Die möglichen Auswirkungen des Insolvenzvertrages bei der KirchMedia AG sind sehr komplex, so der Vorstand. Der wichtigste Vertrag in diesem Zusammenhang ist der zwischen Constantin und KirchMedia geschlossene Output-Vertrag über die deutschen Eigenproduktionen mit einer Vertragslaufzeit bis zum 30.06.2004. Da diese Produktverträge für beide Parteien wirtschaftlich vorteilhaft waren und sind, habe man von Seiten der Gesprächspartner positive Signal für die Fortsetzung bzw. Bestätigung der Verträge bekommen. Diese Erklärung kann allerdings erst mit Eröffnung des Insolvenzverfahrens und nur mit Zustimmung des Insolvenzverwalters erfolgen.
Auf Basis dieser Absichtserklärungen besteht derzeit keine Notwendigkeit einer Wertberichtigung. Das Gesamtvolumen der Filme, die bereits hergestellt und geliefert sind, liegt bei etwa 5 Mio. Euro. Verkaufsverträge über noch nicht hergestellte bzw. ausgelieferte Filme mit KirchMedia bestehen in einer Höhe von 12 Mio. Euro. Sollten diese Verträge nicht erfüllt werden, geht man von Seiten des Vorstandes davon aus, dass diese Lizenzen zu vergleichbaren Konditionen vermarktet werden können.
Eingehend auf den Börsenkurs erklärte der Vorstand, mit diesem sei man natürlich nicht zufrieden. Dr. Wiest ist aber davon überzeugt, dass das Unternehmen nach der Konsolidierung des Marktes einer der Gewinner sein wird.
Eingehend auf die operativen Erfolge erläuterte er, dass Constantin Film im Jahr 2001 17,1 Mio. Besucher mit 16 Filmen in die Kinos locken konnte. Dies entspricht einem Marktanteil von 10,5 Prozent. Der Marktanteil des deutschen Films stieg im vergangenen Jahr von 12,1 auf 18,3 Prozent. Constantin Film hat mit 48,5 Prozent an den deutschen Filmen fast jede zweite Kinokarte verkauft.
Der Jahresabschluss 2001 ist geprägt von der Umsetzung der neuen US-GAAP-Bilanzierungsrichtlinie SOP 00/2. Abschreibungen werden hier viel früher verbucht als bisher. Im Jahr 2001 wurde ein Gesamtumsatz 127,3 Mio. Euro erzielt, eine Steigerung von 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang beim Bruttoergebnis vor Bewertungsanpassungen ist durch die bereits im letzten Jahr mehrmals angesprochenen und in den Quartalsberichten 2001 detailliert dargestellten unterplanmäßigen Auswertungserlösen der Fremdproduktionen verursacht. Das EBIT 2001 vor Bewertungsanpassungen beläuft sich auf 2,1 Mio. Euro.
Die Bewertungsanpassung durch SOP 00/2 führte zu zusätzlichen Herstellungskosten im Jahr 2001 von 12,5 Mio. Euro, die Risikovorsorge für Filme der Folgejahre zu zusätzlichen Herstellungskosten von 5,5 Mio. Euro. Somit beträgt das EBIT minus 15,9 Mio. Euro. Das EBITDA betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 73,7 Mio. Euro und lag damit um 27,7 Prozent höher als im Vorjahr. Der Jahresfehlbetrag 2001 inklusive der Sondereffekte der SOP 00/2 Bilanzierung betrug minus 10,8 Mio. Euro, dies entspricht einem Ergebnis pro Aktie von minus 0,85 Euro.
Der Kinoverleih war mit 46,4 Mio. Euro der stärkste Umsatzträger. Die TV-Erlöse erzielten 41 Mio. Euro und die Eigenproduktionen 84,5 Mio. Euro. Das Filmvermögen betrug zum 31.12.2001 99,5 Mio. Euro; davon entfallen auf Eigenproduktionen 70,6 Mio. Euro bzw. 71 Prozent. Die freien noch zur Verfügung stehenden Kreditlinien belaufen sich auf 121 Mio. Euro. Die aufgenommenen Bankkredite werden durch die freien liquiden Mittel von 80 Mio. Euro zinskompensiert. Das Eigenkapital der Constantin Film AG beträgt 76 Mio. Euro.
Zum unter TOP 6 abzustimmenden Beschlusses über die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien bat Dr. Wiest um Zustimmung, da dies für die Gesellschaft die Möglichkeit zu weiterem Wachstum durch Übernahmen mittels eigener Anteile eröffne. Konkrete Pläne existieren allerdings noch nicht.
Im laufenden Jahr ist man mit dem bisherigen Verlauf zufrieden. Mit einem Marktanteil von 8,3 Prozent ist Constantin der führende US-Studio-unabhängige Verleiher in Deutschland. Die 8 in diesem Jahr bisher ausgewerteten Filme haben bis zum 5.5.2002 knapp 4,6 Mio. Kinobesucher gesehen. Für das laufende Jahr sind per heute bereits 12 weitere Filme terminiert.
Im ersten Quartal hat die Constantin Film AG einen Umsatz von 36,8 Mio. Euro erzielt, ein Anstieg von 66 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das EBIT betrug 400.000 Euro, dies entspricht einer Ergebnisverbesserung um 5,2 Mio. Euro. Nach Berücksichtigung der Steuern vor Einkommen und vom Ertrag sowie nach Abzug der Minderheitenanteile ergibt sich ein Quartalsüberschuss von 2,8 Mio. Euro. Das Ergebnis pro Aktie liegt nach dem ersten Quartal bei 0,22 Euro.
Da die Konsolidierung noch länger anhalten wird, plant man für das Jahr 2002 ein moderates Umsatzwachstum. Der Zielkorridor für die EBIT-Marge liegt zwischen 2 und 5 Prozent. Der Liquiditätsstand konnte durch substantielle Geldrückflüsse aus der Auswertung des Filmvermögens per 10.5.2002 verbessert werden. So verfügt man über einen Nettoliquidität in Höhe von 24 Mio. Euro.
Zusammenfassend erläuterte Dr. Wiest die Stärken der Constantin Film AG. Man lege Wert auf Qualität und nicht auf Quantität, ist Marktführer bei der Herstellung und Auswertung deutscher Produktionen und die erfolgreichen internationalen Eigenproduktionen werden der Wachstumsmotor der nächsten Jahre sein. Constantin Film ist der erfolgreichste US-Studio-unabhängige Verleiher am deutschen Kinomarkt, konzentriert sich auf die Kernkompetenzen und hat finanzielle Ressourcen.
Allgemeine Diskussion
Von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) sprach Matthias Schmidt, der es schade fand, dass die beiden erfolgten Plankorrekturen des vergangenen Jahres nicht im Geschäftsbericht kommuniziert worden sind. Zu der Bilanzierung nach SOP 00/2 fragte der Sprecher der SdK, warum man erst jetzt diese Methode anwendet und warum diese Änderung nicht früher kommuniziert wurde. Seit dem Börsengang, so der Vorstand dazu, hat man immer schon noch nach US-GAAP bilanziert.
Kritisch betrachtete er auf der einen Seite das positive Ergebnis des EBIT, auf der anderen Seite das negative. Beide sind ja in sich richtig und schlüssig, so Herr Schmidt, aber eben nicht wirklich nachvollziehbar. Diesbezüglich gab Dr. Wiest Herrn Schmidt recht. Die SOP 00/2 sei eine Bewertung, die mit mehr Vorsicht betrachtet.
Weiter Frage Herr Schmidt warum die im vergangenen Jahr in die Hahn Film AG investierten 4,4 Mio. Euro schnell abgeschrieben wurden und wie der derzeitige Status bei der Hahn Film AG ist. Hierauf wurde geantwortet, dass die Finanzierung durch neue Eigenkapital- bzw. Fremdkapitalmittel derzeit losgelöst ist.
Eine weitere Frage bezog sich auf die Aktionärsstruktur, er wolle wissen, ob neben den bekannten Großaktionären weitere Anteilseigner mehr als 5 Prozent besitzen. Auch interessierte ihn, ob die KPMG im vergangenen Jahr neben der reinen Tätigkeit als Abschlussprüfer auch andere Dienste für Constantin erbracht hat; in der Antwort wurde erklärt, dass ansonsten nur noch steuerberaterische Dienste erbracht wurden.
Die letzte Frage bezog sich auf die Genehmigung zum Rückkauf eigener Aktien. Herr Schmidt wollte genauere Informationen über die Zwecke. Hierzu wurde nochmals erklärt, dass derzeit keine konkreten Pläne für eine Verwendung bestünden.
Herr Andreas von Schorlemer von der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von der notleidenden Medienbranche und der Problematik im Allgemeinen. Den Geschäftsbericht lobte der Sprecher der DSW, er verlangte aber eine noch höhere Transparenz. Kritisch betrachtete er die Besetzung des Aufsichtsrates und daraus möglicherweise resultierende Interessenkonflikte.
Der Aussage des DSW-Sprechers über die negative Entwicklung beim Pay-TV widersprach Dr. Wiest. Er äußerte sich durchwegs positiv über die Chancen und wirtschaftlichen Erfolge in diesem Segment.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von 72,727 Prozent wurdet TOP 2, die Entlastung des Vorstandes, genau wie TOP 3, die Entlastung des Aufsichtsrates, bei 2.192 Neinstimmen und 1.855 Enthaltungen zugestimmt. TOP 4, die Bestellung des Abschlussprüfers (KPMG), bekam 1.213 Neinstimmen und 1.835 Enthaltungen. Die Neuwahl von Werner E. Klatten zum Aufsichtrat (TOP 5) wurde gegen 2.452 Neinstimmen bei 1.810 Enthaltungen beschlossen. Gegen die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6) votierten 840 Neinstimmen bei 1.635 Enthaltungen.
Somit wurden alle Tagesordnungspunkte zu mehr als 99 Prozent angenommen.
Fazit und eigene Meinung
Nach wie vor ist die Constantin Film AG eines der produktivsten deutschen Medienunternehmen. Durch die immer noch bestehende Krise in der Branche, aber auch am gesamten Aktienmarkt, ist eine nachhaltige Verbesserung des Kurses noch nicht in Sicht. Die neu geschaffene Aktionärsstruktur und auch die persönliche Aussage von Werner Klatten, dem neuen Vorstand von EM-TV, dass man an der Beteiligung festhalten werde, kann den Anlegern aber die vor diesem Hintergrund notwendige Sicherheit vermitteln.
Wie sich das Insolvenzverfahren bei der KirchMedia AG tatsächlich auf Constantin auswirkt, wird sich zeigen. Zu hoffen bleibt, dass eine zügige Abwicklung vollzogen wird und der Medienmarkt danach aus der Konsolidierungsphase herauskommt. Dabei hat dann die Constantin Film AG sicher eine Vorreiterrolle und wird daher eines der Unternehmen sein, die davon profitieren können.
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