Klinikbetreiber operieren in der Gesundheitsbranche, ein kompliziertes Geschäft zwischen Politik und Marktwirtschaft. Trotz Sparbemühungen bleibt der Sektor ein Milliardenmarkt, dessen Früchte hart umkämpft sind.
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Der demographische Faktor wird gerne als Argument für die Wachstumschancen der börsennotierten Klinik- und Seniorenheimbetreiber genannt. Das Thema wird schon seit längerem breit diskutiert und die Zahlen sehen tatsächlich besorgniserregend oder vielversprechend aus – vielversprechend für Investoren jedenfalls, die sich auf diesem Gebiet engagieren möchten.
In Deutschland lag der Bevölkerungsanteil der über 65-jährigen 2010 bei 20,7 Prozent. Das ist der höchste Prozentsatz innerhalb der europäischen Union, der Schnitt liegt hier bei rund 17,5 Prozent. Zum Vergleich: In den Vereinigten Staaten erreicht der Anteil der über 65-jährigen lediglich von 12,8 Prozent.
Im Jahr 2009 gaben die 34 OECD-Länder durchschnittlich 9,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für die Gesundheit aus, im Jahr davor waren es noch 8,8 Prozent. In Deutschland war der Anteil mit 11,6 Prozent am BIP überdurchschnittlich hoch.
Tendenziell steigende Ausgaben
Für den Schuldendienst eines Staates, das Thema der Stunde, lassen diese Zahlen das Schlimmste befürchten. Für Kliniken und Seniorenheime könnten sie dagegen eine goldene Zukunft verheißen, da für den Patientennachschub hinreichend gesorgt sein dürfte: "Die Lebenserwartung der Menschen steigt und damit auch der Anteil der Älteren", erklärt Ulrich Huwald. Analyst bei M.M. Warburg. Deshalb werde auch die Anzahl der Behandlungen steigen, erwartet der Branchenexperte.
Die im April 2011 veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamts für das Jahr 2009 unterstreichen die steigende Tendenz: Die Gesundheitsausgaben stiegen gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent. Insgesamt betrug deren Höhe 278,3 Milliarden Euro. Im stationären und teilstationären Sektor wurden 100,2 Milliarden Euro ausgegeben – ein Anstieg um 5,8 Prozent.
"Schwankende Auslastungen"
Um die Kosten in den Griff zu bekommen reagierte der Staat mit Privatisierungen. "Die Krankenhäuser in öffentlicher Hand arbeiteten häufig nicht profitabel", erklärt Sébastien Buch, Portfoliomanager bei Union Investment. Das führte zu Problemen: "Aufgrund der angespannten Haushaltslage konnten die öffentlich-rechtlichen Eigentümer nicht ihren Investitionsverpflichtungen nachkommen", schildert der Experte von M.M. Warburg die Situation.
Deshalb suchte der Staat die Rettung in Privatisierungen. Im Bereich der Krankenhäuser werden derzeit rund 17 Prozent der Gesamtbettenzahl von privaten Einrichtungen betrieben.
Die Anzahl der Aktien aus dem Sektor sind recht überschaubar. In drei verschiedenen Bereichen sind unter anderem Rhön-Klinikum, Marseille-Kliniken, Curanum oder Maternus tätig. Im klassischen Akutklinikgeschäft ist der MDax-Konzern Rhön-Klinikum der bekannteste Konzern. Außerdem wirtschaften Unternehmen im Sektor Reha-Kliniken und im Bereich Seniorenheim/Pflegekliniken.
Kein Urlaub auf Staatskosten
Der Reha-Sektor ist indes problematisch: "Im Rahmen der staatlichen Kosteneinsparungen hatten Rehabilitationskliniken Probleme, erzählt Huwald. Der Grund: "Die Kosten für Reha-Maßnahmen wurden nur noch selektiv genehmigt, sodass die Auslastungen schwankten."
Für Sébastien Buch, einem Experten für die internationale Gesundheitsbranche, ist der Sektor Reha-Kliniken der schwierigste Bereich: "Die Branche hat in den vergangenen Jahren bereits massiv Überkapazitäten abbauen müssen und dieser Prozess ist noch nicht zu einem Ende gekommen." Die Zeiten des staatlich bezahlten Urlaubs sind also vorbei.
Die Eigentümer müssen investieren
Auch Pflegeheime oder Akut-Kliniken sind allerdings von staatlichen oder politischen Faktoren abhängig. Denn die Krankenkassen finanzieren das laufende operative Geschäft, indem sie Sätze für die Behandlungen der Patienten zahlen. Der Satz pro Behandlung wird mit den Krankenkassen jährlich und spezifisch nach Bundesland ausgehandelt.
Hier können die Kassen Druck auf die Betreiber ausüben. Die Klinikbetreiber sind dagegen für die Einrichtung selbst und für medizinische Geräte verantwortlich: Investitionen in Geräte und Häuser müssen aber durch Eigentümer geleistet werden, das so genannte Duale System.
Für den M.M. Warburg-Experten Huwald sind die privaten Krankenhäuser bislang ein Erfolgsmodell: Sie zeichneten Gewinne, die Versorgung sei sichergestellt und die optimale Behandlung gewährleistet. Für den chronisch klammen öffentlich-rechtlichen Träger ist es vorteilhaft, dass er von Investitionsverpflichtungen entbunden ist und das finanzielle Risiko nicht mehr trägt.
Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider.
Sprecht mit eurem Finanzberater darüber...