Nach ihrem Geschäfte-Tausch bieten sich den Energieversorgern RWE und Eon nach Ansicht der US-Investmentbank Goldman Sachs große Chancen. Analyst Alberto Gandolfi nahm deshalb am Mittwoch in zwei separat veröffentlichten Studien die Aktien beider Konzerne wieder in die Bewertung auf und stufte sie als Kauf ("Buy") ein. RWE ist ihm zudem ein "Conviction Buy" - also eine besonders nachdrückliche Empfehlung - wert, das Kursziel setzte er für RWE-Aktien auf 22,40 Euro fest. Für die Eon-Aktie errechnet er ein Ziel von 10,40 Euro.
Die Restrukturierung des RWE-Konzerns, der im Zuge des Deals mit Eon zum fünftgrößten Wind- und Solarentwickler der Welt werden könnte, könnte sich enorm wertsteigernd auf die Aktie auswirken, argumentiert Gandolfi. Er sieht ein Potenzial von 30 Prozent, sollte sich das Unternehmen zu einem rein auf Erneuerbare Energien fokussierten Unternehmen entwickeln.
Die Sorgen von Investoren am Markt über die Zukunft der Kohle hält er deshalb für übertrieben: Durch das schrittweise Herunterfahren der Energieproduktion aus Atom- und Kohlekraftwerken in Deutschland dürfte es RWE vielmehr gelingen, seine Margen deutlich zu verbessern. Langfristig sei ein zusätzlicher Beitrag von 200 bis 250 Millionen Euro auf operativer Ebene (Ebitda) dadurch möglich.
Auch eine mögliche Schließung des Braunkohletagebaus Hambach in Nordrhein-Westfalen würde laut den Schätzungen des Experten lediglich einen Nettoeffekt auf den Wert des Konzerns in Höhe von 800 Millionen Euro haben. Dies sei weitaus weniger als die 1,5 Milliarden Euro, um den der Börsenwert von RWE nach dem Gerichtsentscheid Anfang Oktober zum Stopp der Rodungen im Hambacher Forst gesunken sei. RWE hat den Tagebau bislang als notwendig verteidigt und rechnet nun mit jährlichen Millionenverlusten.
Für Eon sieht Gandolfi unterdessen vor allem Chancen in einer zunehmenden Digitalisierung. Diese Aussichten würden am Markt aktuell noch größtenteils übersehen. In seinem Energienetz habe der Konzern die Chance, durch den Einsatz von Technik die Produktivität zu steigern und das Wachstum anzutreiben.
Enorme Einsparpotenziale brächte die Digitalisierung gleichzeitig bei der Strombelieferung, bei der Eon angesichts des großen Personalbestandes im europäischen Vergleich einer der ineffizientesten sei. Dieses Potenzial sei groß genug, um das operative Ergebnis der Sparte zu verdoppeln und in den kommenden Jahren den Wegfall von bis zu 90 Prozent der Belegschaft auszugleichen.
Für Aktien mit der Einstufung "Buy" rechnet Goldman Sachs auf dem aktuellen Kursniveau sowie im Vergleich zu den anderen von der Bank beobachteten Unternehmen aus derselben Branche mit einem hohen Renditepotenzial./tav/mis/jha/
Analysierendes Institut Goldman Sachs.
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