Karstadt-Verkauf
Verdi bevorzugt Berggruen
Aus zwei mach eins
+
Aus zwei mach eins (Bild: dpa)
Essen. Kurz vor dem Showdown zum Verkauf von Karstadt hat sich die Gewerkschaft Verdi für den Privatinvestor Nicolas Berggruen ausgesprochen. Sein Angebot erscheine den Arbeitnehmern in Bezug auf Nachhaltigkeit und Finanzierbarkeit der Pläne am attraktivsten, sagte eine Verdi-Sprecherin. Der elfköpfige Gläubigerausschuss tagt heute seit 11 Uhr in Essen und will sich im Laufe des Tages für einen der Bieter entscheiden, um die Zukunft der insolventen Warenhauskette zu sichern.
Neben Berggruen, der die Belegschaft ungeschoren lassen will und nur von den Vermietern weitere Zugeständnisse fordert, haben zwei weitere Interessenten Angebote für die Übernahme der 120 Warenhäuser mit ihren 25.000 Beschäftigten gemacht: Der deutsch-schwedische Finanzinvestor Triton und das Vermieter-Konsortium Highstreet unter der Führung von Goldman Sachs.
Der russische Investor Artur Pachomow hat nach Angaben des Sprechers von Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg noch kein formelles Angebot vorgelegt.
Metro steigt wieder ein
Einem Zeitungsbericht zufolge will sich zudem Kaufhof-Eigentümer Metro in letzter Minute in den Bieterprozess einschalten und ein eigenes Angebot vorlegen. Der Handelskonzern wolle eine Auffanglösung für etwa 60 der 120 Karstadt-Filialen vorlegen und habe dieses Vorhaben mit Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg abgestimmt, schreibt die Financial Times Deutschland (FTD).
Die Fusion der beiden Warenhausketten würde in die schon länger diskutierte Gründung einer Deutschen Warenhaus AG münden. Görg reagiere damit darauf, dass der Verkauf von Karstadt als Komplettpaket scheitern könne, so die FTD.
Metro dementierte jedoch, ein formelles Angebot für Karstadt eingereicht zu haben. "Wir sind nicht Teil des Bieterverfahrens", bekräftigte ein Sprecher erneut. Der Handelsriese sei aber weiter an einzelnen Karstadt-Standorten interessiert. Auch Görgs Sprecher wollte den Bericht gegenüber der FR nicht bestätigen.
Kaufangebot bis spätestens Mittwoch
Der Gläubigerausschuss werde sich bei seiner heutigen Sitzung intensiv mit den drei vorliegenden Angeboten auseinandersetzen und aller Voraussicht nach eine Entscheidung fällen, sagte er. Spätenstens bis Mittwoch soll ein unterschriebenes Kaufangebot vorliegen, auf dessen Basis das Amtsgericht Essen dann den Insolvenzplan prüft.
In dem Ausschuss sitzen Vertreter der größten Gläubigerparteien: Beschäftigte, Lieferanten und Vermieter, aber auch Vertreter der Arbeitsagentur und der Finanzbehörden, der Banken, der Kredit-Versicherer sowie des Pensions-Sicherungsvereins und des KarstadtQuelle-Mitarbeitertrusts, der für die Betriebsrenten zuständig ist.
Das Highstreet-Konsortium hat in dem Gremium eine Doppelfunktion: Es ist einer der größten Gläubiger und besitzt gleichzeitig zwei Drittel der Karstadt-Immobilien. Damit spielt Highstreet eine Schlüsselrolle im Verkaufsprozess: Es kann bei den hohen Mieten, die neben den Personalkosten zu den Knackpunkten zählen, weitere Zugeständnisse machen und damit die Entscheidung zu eigenen Gunsten beeinflussen.
Rückendeckung für Betriebsratschef
Unterdessen hat der Gesamtbetriebsrat seinem Vorsitzenden Hellmut Patzelt, der für die Beschäftigten im Gläubigeraussschuss sitzt, den Rücken gestärkt. Patzelt "hatte und hat unser vollstes, uneingeschränktes Vertrauen", teilte das Gremium mit.
Das Handelsblatt hatte berichtet, Patzelt habe "Geheimverhandlungen" mit Highstreet geführt. Er solle längere Arbeitszeiten durchsetzen, das Konsortium biete als Gegenleistung den Erhalt der Karstadt-Filiale in Fulda an, wo Patzelt herkommt, hieß es in dem Bericht.
Der Gesamtbetriebsrat weist die Vorwürfe zurück und vermutet eine Kampagne. Patzelt habe zu keinem Zeitpunkt Einzelinteressen verfolgt, heißt es in der Erklärung. Vielmehr sei dieser Eindruck "in voller Absicht von interessierten Kreisen erzeugt" worden. (mit dpa und rtr)