23.11.2007
Bauern, setzt lieber auf Alternativen!
Grünen-Landtagsabgeordneter Murschel rät zu Biogas-Anlagen und rät ab vom Bio-Sprit
FREUDENSTADT (dow). Wer als Landwirt auf Biomasse zur Erzeugung von Strom und Wärme setzt, stellt die Weichen für die Zukunft richtig. Biomasse zur Spritproduktion hingegen, ist eher zu vernachlässigen. Das jedenfalls meint Grünen-MdL Bernd Murschel.
Wer aber in punkto Bio-Masse Pionierarbeit geleistet hat, steht jetzt im Regen. Will heißen: Er erhält keine Zuschüsse mehr. An förderfähigen Biogas-Anlagen stellt die EU hohe Ansprüche. Und mit der Dieselproduktion aus Biomasse kann nach Aussagen von Murschel ohnehin kein Geld mehr verdient werden.
Dennoch riet er zur energetischen Nutzung von Bio-Masse als „zweites Standbein“. Soll am Ende dabei etwas herausspringen, müssten unbedingt die EU-Vorgaben berücksichtigt werden. Biogas-Anlagen erhielten nur dann EU-Fördermittel, wenn sie einen Wirkungsgrad von 70 Prozent haben und Strom sowie Wärme genutzt werden.
Aussiedlerhöfe beispielsweise, die den biologisch erzeugten Strom ins Netz, die Wärme aber hauptsächlich in die Luft schicken, haben keine Chance. Die hohen Forderungen an den Wirkungsgrad wiederum bedeuten, dass die Anlage nicht nur mit „Abfall“ – Grasschnitt, Gülle – betrieben werden dürfen, sondern spezielles Grünzeug dafür angepflanzt werden muss. Beispielsweise Mais, weil er ein hoher Energieträger ist.
Damit hatten die im Saal anwesenden Grünen ihre Probleme. Mais-Monokulturen seien per se nicht zu befürworten und würden zudem das Landschaftsbild verändern. Murschel jedoch vertrat die Ansicht, dass auch unter Beachtung einer sinnvollen Fruchtfolge Biogas-Anlagen effizient betrieben werden können.
Er bedauerte, dass für die erst am Anfang stehende Bio-Sprit-Erzeugung „der Markt aus Wettbewerbsgründen zusammenbricht“. Gründe dafür seien die auferlegten Steuern und die vom Staat gewollte Beimischung von importiertem, spottbilligem Bio-Diesel. Murschel riet, augenblicklich nicht auf Bio-Sprit zu setzen. Derzeitige Herstellungsverfahren ergäben eine schlechte Energie-Bilanz, und außerdem „ist Bio-Masse zu schade, um sie hinterher in den Tank zu bringen“.
In der anschließenden, sehr engagiert geführten Diskussion kam so ziemlich alles zur Sprache, was die Landwirte an der EU-Förderpolitik frustriert. Beispielsweise, dass die wenigen Großbetriebe von den über Deutschland „nach dem Gießkannenprinzip ausgegossenen“ fünf Milliarden Euro deutlich mehr profitierten als die vielen kleinen Familienbetriebe. Als Wettbewerber stünden letztere ohnehin nicht am Markt. Also müssten – wie auch kürzlich von der EU-Agrar-Kommissarin Mariann Fischer Boel gefordert (siehe den Wirtschaftsteil der SÜDWEST PRESSE vom 21. November) –,die Alternativen besser gefördert werden.
Das sei auch ganz im Sinne der Grünen-Fraktion im Landtag, sagte Murschel. Sie mache sich dafür stark, dass jene Bauern flankierend begleitet werden, „die gesellschaftlich relevante Wünsche bedienen“. Das könnten im Schwarzwald touristische Aspekte wie Milchwirtschaft oder die Pflege der Kulturlandschaft sein.