Fungizide wirbeln die Preise herum
Orangensaft. Spekulationen um Importkürzungen für brasilianischen Orangensaft in die USA treiben die Preise in die Höhe.
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Reiche Ernte: Der Wirbel um eine Fungizid-Belastung macht Orangensaftkonzentrat zum Bestperformer unter den Rohstoffen. Im Gegenzug leiden die Aktien der Getränke-Multis
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Das Fungizid Carbendazim ist ein Pflanzenschutzmittel, das zwar weltweit häufig eingesetzt wird, in den USA aber für den Einsatz bei Zitrusfrüchten verboten ist. Darum verwundert es nicht, dass der weltweit größte Softdrink-Konzern Coca-Cola in der Vorwoche mit einer Meldung an die US-Gesundheitsbehörde FDA die Anleger auf den Plan gerufen hat, wonach er in aus Brasilien importiertem Orangensaft Spuren des Fungizids festgestellt hat.
Aktien sinken
Nachdem Coca-Cola vorgeprescht war, räumte Konkurrent Pepsi ebenfalls ein, in seinen Produkten geringe Mengen von Carbendazim gemessen zu haben. Beide Konzerne beteuerten, dass die gefundenen Mengen unbedenklich seien. Coca-Cola verkauft in den USA Orangensaft unter den Namen Minute Maid und Simply Orange, Pepsi unter der Marke Tropicana.
Trotz Beteuerungen wurden die Aktionäre beider Konzerne aufgeschreckt. Während der S& P Index seit Jahresbeginn um 2,5 Prozent gestiegen ist, hat die Pepsi-Aktie drei Prozent eingebüßt und Coca Cola 4,3 Prozent.
Orangensaft steigt
Noch deutlicher sind die Ausschläge an der Börse bei Orangensaft. Zuerst sind die Futures für gefrorenes Konzentrat in der Vorwoche sprunghaft auf mehr als 2,1 $ je Pfund hochgeschnellt, dann ging es nach unten, um am Freitag wieder anzuziehen. Spekulationen, wonach die US-Gesundheitsbehörde den Import brasilianischen Orangensafts beschränken könnte, nährte die Sorge vor einer Angebotsverknappung. Gestern hatten die US-Börsen feiertagsbedingt geschlossen.
Die FDA hat umfangreiche Tests angekündigt und will bei Überschreiten der Grenzwerte betroffenen Orangensaft aus dem Verkehr ziehen.
Die FDA betonte, dass bei den bisher analysierten Proben kein Gesundheitsrisiko festgestellt werden konnte. Produktrückrufe hätte es ebenfalls keine gegeben.
Teilweise sind die Untersuchungen aber noch im Gange. "Die Vorstellung, dass die FDA alle Importe testet, treibt die Preise nach oben", glaubt der Chigagoer Rohstoffexperte Jack Scoville.
Wer mittels Zertifikaten (z. B: ISIN:
NL0000308484) darauf wetten will, dass die US-Behörden doch noch fündig werden, sollte bedenken, dass der Handel mit Orangensaft-Kontrakten im Vergleich zu anderen Rohstoffen eher gering ist. Entsprechend groß sind die Ausschläge bei den Futures.
Die in den USA gemessen Carbendazim-Werte liegen auch unter der (höheren) Toleranzgrenze der EU, wobei die EU-27 im Vorjahr mit 800.000 Tonnen weit mehr Orangensaft importiert hatten, als die 190.000 Tonnen der USA. Grund: Die USA sind nach Brasilien das zweitgrößte Anbaugebiet der Welt.
Und immer dran denken die Nase passt auch in den