Das Gold der Bundesbank - der nächste Versuch
Meine Meinung zu... "DIE ZEIT" - Kritik am Verhalten der Bundesbank in Sachen Gold oder: Steinbrück´s erneuter Versuch, an die "Schätze" zu kommen. "DIE ZEIT" kommentierte am 23.02.2006 die Verhandlungstaktik der Bundesbank mit Minister Steinbrück wie folgt: "Kein Gold, das glänzt. Die Bundesbank beharrt stur darauf, ihre Edelmetallreserve zu behalten. 50 Milliarden Euro schlummern zinslos in ihren Kellern."
Dieser Kommentar erinnert mich stark an vergangene Zeiten, in denen schon mehrfach - immer mit der Zielsetzung auf höhere ethische Werte (DDR-Sanierung, Innovationsförderung, Erziehung) - versucht wurde, diesem Goldverkauf das Wort zu reden.
Vor Jahren - wir waren gerade dabei, die Fehleinschätzungen der euphorischen Politiker hinsichtlich der Kosten für die Eingliederung der DDR verstehen und verkraften zu können - schrieb ich einen Leserbrief an das HANDELSBLATT mit dem Inhalt, dass der Erlös aus dem Gesamtverkauf deutschen Goldes etwa für ein Quartal zur Direktsubvention für die DDR-Länder ausreichen würde. Damals hatte Dr. Horst Ehmke von der SPD angeregt, das Gold für den "Aufbau Ost - deutlicher als Konsum-Ost" zu bezeichnen - zu verkaufen. Ich widersprach dieser Anregung leidenschaftlich. An dieser Auffassung hat sich auch heute nichts geändert.
Die direkte Subvention z.B. für Rentenversicherungen, für die Bundesagentur für Arbeit oder sonstige Institutionen ist nur ein verschleierter Verbrauch ohne Wert für die Zukunft; auch die Tilgung von Schulden ist nur für eine kurze Zeit von Wert, denn bald wird die Politik wieder wichtige Aufgabefelder entdecken, in denen sie uns Bürgern etwas Gutes tun kann, mit der Folge, dass auch diese Substanz für den Konsum "verbraten" würde. So ist es einmal in einer wählerstimmen-abhängigen also dem Grundgedanken nach in einer käuflichen Demokratie.
Bis ich über meine Kontakte in den USA zur GATA weitere und detailliertere Informationen erhielt, habe ich die Meinung vertreten, die Bundesbank mache es richtig, weil sie die werthaltige Substanz nicht veräußern wolle. Die Politik bevorzugt das alte "AEG-System", nämlich die guten Sachen verkaufen, um das Überleben zu erreichen. Apres nous - le deluge oder "nach uns die Sintflut". Zum Schluss hatte die AEG keine werthaltigen Beteiligungen mehr, aber dafür einen riesigen Verlustvortrag, den die Daimler-Benz AG zur steuerfreien Vereinnahmung ihrer Gewinne nutzte. Merke: Nichts ist so schlecht, dass es nicht noch einen positiven Restwert haben kann, damals aber leider nicht für die AEG-Aktionäre...
Zurück zur Bundesbank-Politik. Es drängt sich die Frage auf, warum sich die Bundesbank so vehement gegen den Gold-Verkauf wehrt. Ich habe mir über die möglichen Motive einmal intensiv Gedanken gemacht.
Bei näherer Überprüfung der Fakten, also der Bilanz der Bundesbank drängte sich mir eine verwegene Überlegung auf. Könnte es nicht um Sicherstellung der langfristigen Bundesbank-Verbindlichkeiten gehe, so zum Beispiel für die Sicherung der Gehälter der Bankangestellten und deren Pensionen? Die Bundesbank hält ja im Wesentlichen außer den Immobilien für ihre ehemaligen Standorte die beiden Hauptfinanzpositionen US-Dollars und das Gold in etwa vergleichbarer Größenordnung. Auf der Passivseite müssen die riesigen Verbindlichkeiten für die nicht gerade kleine Zahl der Pensionäre und der zwar aktuell auf ca. 13.000 geschrumpften Mitarbeiter gesehen werden, die aber auch noch zusätzliche Pensionsansprüche haben. Da kommen nach kaufmännischen Gepflogenheiten (und auf die werden die Bundesbanker schon drängen, denn die Qualität der Renten für die normal Sterblichen über das Umlageverfahren unserer Rentenversicherungen wird ihnen als Fachleuten schon sicher bekannt und verständlicherweise verpönt sein) geschwind einige Milliarden Rückstellungen zustande. Diese Position ist nicht zu unterschätzen.
Wie sollen jetzt diese hohen Verbindlichkeiten auf der Aktivseite gesichert werden? Wenn man inneren Wert der US-Dollars realistisch beurteilt, dann ist dieser angesichts der schon auf ordentlichen Touren laufenden US-Computer-Geld-Produktion und der laufenden Kriegsfinanzierungen stark im Schwinden begriffen. Als Mitarbeiter der Bundesbank würde ich also auch nicht darauf bestehen, meine nicht so knappe Pension auf dieser verfallenden Währung verlässlich zu stützen.
Ein vorsorgliches Direktorium würde dementsprechend im Sinne der Mitarbeiter und Pensionäre nicht das substanzhaltige, sondern das substanzschwache Vermögen liquidieren. Mein Vorschlag daher: Wenn die Politik schon die Auflösung der Schätze der Bundesbank fordert, dann verkauft doch endlich diese unseligen Dollars, die ja eh schon einer laufenden Entwertung unterliegen. Ober wollen Sie warten, bis die Chinesen sich stark genug fühlen, um den ungeliebten USA deren Schuldscheine (IOU´s) - also deren Dollars - zu präsentieren. Dann werden die "Greenbacks" noch viel weniger Wert sein. Aber ich wette, dafür haben weder die Mitglieder des Bundesbank-Direktoriums noch die Bundesregierung den erforderlichen politischen Schneid.
Übrigens: General de Gaulle hatte ihn im Jahre 1971, als er von den USA den Umtausch der Dollars in richtiges, also stabiles Geld forderte, das kein Politiker mit der Notenpresse herbeizaubern kann, nämlich: Gold.
Vielleicht ist es aber auch ein anderes Argument, das den erfahrenen Mitgliedern des Bundesbank-Direktoriums rät, diesen Verkauf nicht durchzuführen. Ich denke daran, die über Generationen ererbte Erfahrung, was mit Papiergeld geschieht, wenn Geld nicht aus erbrachten Leistungen, sei es Produktion oder Dienstleistung entsteht, sondern aus der Notenpresse oder aus ihrer aktuellen Alternative, dem Zentralbank-Computer. Vergleichen Sie doch einfach die Steigerungsrate der Bruttosozialprodukte führender Länder mit der Erhöhungsrate der M-3-Geldunmlaufmengen. Dann werden auch Sie wissen, dass die USA ein Mehrfaches ihrer wirklichen Leistungssteigerung an Geldmengensteigerung produzieren.
Übrigens: Für Europa und Japan gilt das Gleiche, nur in anderen Dimensionen.
Verstehen Sie jetzt, warum der neue FED-Chairman Bernhard S. Bernanke als eines seiner ersten Amtshandlungen (oder war es die letzte seines Vorgängers Greenspan) verkündete, diese M-3-Werte werden ab dem März 2006 nicht mehr veröffentlicht? Vielleicht hätten dann auch die Amerikaner bald etwas gemerkt.
Lassen Sie es mich deutlich machen: Die Verantwortlichen der Bundesbank wissen, dass das Papiergeld weiter entwertet wird. Wenn das das Motiv der Herren wäre, am Golde festzuhalten, dann Hut ab vor so viel Weitsicht. Ich verstehe die Entscheidung des Bundesbank-Direktoriums als Verantwortung für das (ja dem deutschen Volke gehörende) Vermögen. Sie dürfen die Dollars aus politischen Gründen nicht verkaufen und widersetzen sich daher dem politisch bedingten Wunsch der Regierung, die substanzschwere und wertbeständige Reserve aufzulösen.
Aber es gibt auch noch andere Vermutungen.
Was ist, wenn wir das Gold gar nicht verkaufen dürfen oder können? Wie denn das, werden Sie mich zu Recht fragen.
Fangen wir einmal mit dem Können an. Unterstellt, die von GATA behaupteten Goldtransaktionen im Zusammenhang mit dem starken Anstieg des Goldpreises im Herbst 1999, in denen nachgewiesermaßen die US-Institutionen und die Bank of England den enormen Preisanstieg für Gold durch Interventionen am Gold-Spot- und am Gold-Termin-Markt bremsten (und dafür liegen genug Beweise vor), haben stattgefunden, so kann bis heute niemand erklären, woher die in London gehandelten physischen Mengen an Gold kamen, die für die Bremsung des Goldpreises erforderlich waren. Marktkenner gehen davon aus, dass es mindestens 2.000 Tonnen Gold waren, die physisch in den Markt geworfen werden mussten.
Welcher große Abgeber stand innerhalb von wenigen Tagen, als sich die Preisexplosion bei Gold ereignete, für den Markt in London zur Verfügung, um solche Mengen bereitstellen und liefern zu können? Wer hatte in London solch hohe Vorräte, die sofort lieferbar waren? Sie werden es sicher erraten: Es war die Bundesbank, denn die anderen großen europäischen Goldbesitzer (Banque de France, Banca d´Italia, Schweizerische Nationalbank mit Beständen von mehr als 2.000 Tonnen) hielten ihre Bestände noch bzw. konnten diese nicht zur Verfügung stellen (gilt für die Banca dÍtalia).
Die Bundesbank wird den US-Freunden zu Hilfe gekommen sein, sie wird ihr Gold in London für die oben geschilderten Interventionen geliefert haben (es lag ja auch überwiegend in London) und erhielt dafür das US-Gold, das z.B. bei der New Yorker Niederlassung des staatlichen Münzamts in Westpoint gelagert war.
Warum ich da so sicher bin? Die Antwort ist einfach: Für dieses staatliche Institut wurde zum 30.09.1999 ein neuer Direktor gekürt, der - als korrekter Buchhalter - nach den Interventionen in London und dem wohl als sicher anzusehenden Tausch des Bundesbank-Goldes aus London mit dem US-Gold in Westpoint (ein so genannter Lagerstellen-Swap ="Tausch") das in der staatlichen Buchhaltung mit "US-Goldbullion" (also USeigene Goldbarren) verbuchte Gold in eine neue Position "Custodian Gold" (Treuhand-Gold) umbuchte.
Man kann es drehen, wie man es will. Kein Buchhalter der Welt bucht eine derartige Menge (immerhin an die 1.700 Tonnen Gold) ohne einen entsprechenden Anlass oder Beleg unbegründet um. Es ist selbstverständlich, dass ein solcher Eigentümerwechsel, wie er durch den Swap erfolgt sein muss, auch entsprechend in der Buchführung gewürdigt wird. Dank dieses getreuen Buchhalters wissen wir, dass ein Eigentümerwechsel stattgefunden haben muss.
Nachdem einige GATA-Mitglieder diese Umbuchung (dank des Internets und der Bürokraten-Berichtswut in den USA leicht nachzuvollziehen) feststellten und Fragen stellten, wurde dann das Gold nochmals umbenannt; es heißt seitdem in den Bilanzen "Deep Storage Gold", was nichts über die Eigentümerzuordnung aussagt und somit eine weitere verbale Manipulation darstellt, in der alle politischen Institutionen Meister sind.
Als nächstes wäre die Frage zu prüfen, ob wir es auch verkaufen dürfen. Ich erinnere mich an die Aussage unserer früheren Ministerin Dr. Däubler-Gmelin, die sich erdreistete, Bush junior in die Nähe unseres "größten Feldherrn aller Zeiten" aus Braunau zu rücken. Die Reaktionen waren beachtlich, so auch die Drohung, dass wir unser Gold in den USA schlicht vergessen könnten, wenn wir solche Hasstiraden dulden. Schon vergessen? Also: Dürfen dürfen wir wahrscheinlich auch nicht, denn unser Gold liegt ja "drüben über dem großen Teich" als Faustpfand für die weitere unverbrüchliche Freundschaft, oder?
Daran schließt sich eine weitere Unterstellung an, die ja bislang noch nicht ausgeräumt werden konnte. Vielleicht hat die Bundesbank ja gar nicht mehr ihr Gold, zumindest nicht in der aus den Bilanzen ersichtlichen Menge? Wie das, werden Sie fragen. Der IWF hat im Jahre 1999 (also genau zu der Zeit, als der Goldmarkt im Herbst „brannte“) die Notenbanken ziemlich deutlich aufgefordert, in den Bilanzen Gold und Goldforderungen in einer Position auszuweisen. Im Übrigen: Wenn ich dies als Kaufmann und Geschäftsführer meiner Firma mache, und diese geht bankrott, dann gehe ich ins Gefängnis. Es ist nämlich verboten, Aktiva wie Bargeld, Bankguthaben und Forderungen in einer Position auszuweisen, aber diese ehernen kaufmännischen Regeln gelten natürlich für Institutionen von dieser politischen Bedeutung nicht (oder nicht mehr).
Aber so half die neue Qualität der Buchführung (also quasi Buchführung á la ENRON, meine ich) den Notenbanken, die Peinlichkeit zu vermeiden, über deren physisch verliehenes und von den Leihern dann verkauftes Gold zu berichten. Zugegeben hat die Bundesbank bislang nur "maximal im einstelligen Prozentbereich", was nach den gültigen Gesetzen der Mathematik so bis zu 340 Tonnen ausmachen wird. Von Derivatskontrakten, Swaps und anderen Kunstkontrakten ganz zu schweigen. Vielleicht hat sie im Schutze der IWF-Empfehlung auch wesentlich mehr Gold verliehen als zugegeben. Dann muss sie halt warten, bis die Leiher ihre Gold-Verbindlichkeiten zurückführen. Anmerkung: Das wird den Leihinstituten nach der Goldpreisentwicklung seit 2001 aber gar nicht gefallen.
Ich unterstelle, dass es genau so ist, wie es meine Kollegen in den USA belegt haben; dann dürfte es sich bei dem Gold in Westpoint um Bundesbank-Gold handeln. Glauben Sie, dass die USA den Verkauf des Bundesbank-Goldes, das nach dem Swap fast ausschließlich in den USA lagert, zulassen? Ich nicht.
Und noch ein Hinweis: Wenn das Gold in Westpoint das der Bundesbank ist, dann ist es nicht verkäuflich, weil nach den hier vorliegenden Inventurstatistiken nur ca. 19% des US-Goldes aus jederzeit am Markt handelbaren Barren mit einer Reinheit von mindestens 995/1000 als solches qualifiziert ist. Die anderen Goldbarren haben nur eine Reinheit von 915/1000. Warum dies so ist? Die in den Jahren 1933 bzw. 1934 eingeschmolzenen US-Gold-Umlaufmünzen hatten eine 8,5% Beimischung von Kupfer, somit können die Barren, die nach den vorliegenden Statistiken nicht umgeschmolzen bzw. raffiniert wurden, auch nur eine solche ausweisen.
Lassen Sie mich zusammenfassen; der Widerstand der Bundesbank gegen den Goldverkauf ist verständlich, und zwar aus mehreren Gründen:
1. Die Bundesbanker wissen um die sich abzeichnenden Inflationsgefahren und wollen daher das substanzstarke Gold behalten; ich finde diese Attitüde sehr löblich.
2. Sie wollen ihre Pensionen nicht durch die Dollarguthaben abgesichert sehen, sondern durch Gold; ich kann sie gut verstehen.
3. Sie wissen, dass wir "unser" Gold, das fast überwiegend in den USA lagert, nicht verkaufen können, weil es nicht marktfähig ist. Das wäre dann ein politisches Problem.
4. Sie haben viel mehr Gold verliehen oder mehr als sie uns gegenüber zugeben; dann verfügen Sie über das Gold gar nicht mehr, das sie in der Bilanz unter der zusammengefassten Position "Gold und Goldforderungen“" ausweisen.
Welches auch immer die richtige Erklärung ist oder die richtigen Erklärungen sein mögen: Das verfügbare Gold wird sicher einmal zur Erfüllung weiterer Konsum- oder Sozialforderungen veräußert werden, aber: Es wird aber nicht mehr so viel sein, wie wir alle es vermuten.
Und: je länger sich die Bundesbank weigert, umso mehr werden wir als Bürger davon profitieren. Die Bank of England hat unter politischem Druck in 1999 nach entsprechenden Vorankündigungen mehrere Hundert Tonnen Gold verkauft, und das mit "durchschlagendem" Erfolg: Sie hat verglichen mit dem heutigen Wert so an die eine Milliarde US-Dollar an Wert verloren.
© Dietmar Siebholz
Meine Meinung zu... "DIE ZEIT" - Kritik am Verhalten der Bundesbank in Sachen Gold oder: Steinbrück´s erneuter Versuch, an die "Schätze" zu kommen. "DIE ZEIT" kommentierte am 23.02.2006 die Verhandlungstaktik der Bundesbank mit Minister Steinbrück wie folgt: "Kein Gold, das glänzt. Die Bundesbank beharrt stur darauf, ihre Edelmetallreserve zu behalten. 50 Milliarden Euro schlummern zinslos in ihren Kellern."
Dieser Kommentar erinnert mich stark an vergangene Zeiten, in denen schon mehrfach - immer mit der Zielsetzung auf höhere ethische Werte (DDR-Sanierung, Innovationsförderung, Erziehung) - versucht wurde, diesem Goldverkauf das Wort zu reden.
Vor Jahren - wir waren gerade dabei, die Fehleinschätzungen der euphorischen Politiker hinsichtlich der Kosten für die Eingliederung der DDR verstehen und verkraften zu können - schrieb ich einen Leserbrief an das HANDELSBLATT mit dem Inhalt, dass der Erlös aus dem Gesamtverkauf deutschen Goldes etwa für ein Quartal zur Direktsubvention für die DDR-Länder ausreichen würde. Damals hatte Dr. Horst Ehmke von der SPD angeregt, das Gold für den "Aufbau Ost - deutlicher als Konsum-Ost" zu bezeichnen - zu verkaufen. Ich widersprach dieser Anregung leidenschaftlich. An dieser Auffassung hat sich auch heute nichts geändert.
Die direkte Subvention z.B. für Rentenversicherungen, für die Bundesagentur für Arbeit oder sonstige Institutionen ist nur ein verschleierter Verbrauch ohne Wert für die Zukunft; auch die Tilgung von Schulden ist nur für eine kurze Zeit von Wert, denn bald wird die Politik wieder wichtige Aufgabefelder entdecken, in denen sie uns Bürgern etwas Gutes tun kann, mit der Folge, dass auch diese Substanz für den Konsum "verbraten" würde. So ist es einmal in einer wählerstimmen-abhängigen also dem Grundgedanken nach in einer käuflichen Demokratie.
Bis ich über meine Kontakte in den USA zur GATA weitere und detailliertere Informationen erhielt, habe ich die Meinung vertreten, die Bundesbank mache es richtig, weil sie die werthaltige Substanz nicht veräußern wolle. Die Politik bevorzugt das alte "AEG-System", nämlich die guten Sachen verkaufen, um das Überleben zu erreichen. Apres nous - le deluge oder "nach uns die Sintflut". Zum Schluss hatte die AEG keine werthaltigen Beteiligungen mehr, aber dafür einen riesigen Verlustvortrag, den die Daimler-Benz AG zur steuerfreien Vereinnahmung ihrer Gewinne nutzte. Merke: Nichts ist so schlecht, dass es nicht noch einen positiven Restwert haben kann, damals aber leider nicht für die AEG-Aktionäre...
Zurück zur Bundesbank-Politik. Es drängt sich die Frage auf, warum sich die Bundesbank so vehement gegen den Gold-Verkauf wehrt. Ich habe mir über die möglichen Motive einmal intensiv Gedanken gemacht.
Bei näherer Überprüfung der Fakten, also der Bilanz der Bundesbank drängte sich mir eine verwegene Überlegung auf. Könnte es nicht um Sicherstellung der langfristigen Bundesbank-Verbindlichkeiten gehe, so zum Beispiel für die Sicherung der Gehälter der Bankangestellten und deren Pensionen? Die Bundesbank hält ja im Wesentlichen außer den Immobilien für ihre ehemaligen Standorte die beiden Hauptfinanzpositionen US-Dollars und das Gold in etwa vergleichbarer Größenordnung. Auf der Passivseite müssen die riesigen Verbindlichkeiten für die nicht gerade kleine Zahl der Pensionäre und der zwar aktuell auf ca. 13.000 geschrumpften Mitarbeiter gesehen werden, die aber auch noch zusätzliche Pensionsansprüche haben. Da kommen nach kaufmännischen Gepflogenheiten (und auf die werden die Bundesbanker schon drängen, denn die Qualität der Renten für die normal Sterblichen über das Umlageverfahren unserer Rentenversicherungen wird ihnen als Fachleuten schon sicher bekannt und verständlicherweise verpönt sein) geschwind einige Milliarden Rückstellungen zustande. Diese Position ist nicht zu unterschätzen.
Wie sollen jetzt diese hohen Verbindlichkeiten auf der Aktivseite gesichert werden? Wenn man inneren Wert der US-Dollars realistisch beurteilt, dann ist dieser angesichts der schon auf ordentlichen Touren laufenden US-Computer-Geld-Produktion und der laufenden Kriegsfinanzierungen stark im Schwinden begriffen. Als Mitarbeiter der Bundesbank würde ich also auch nicht darauf bestehen, meine nicht so knappe Pension auf dieser verfallenden Währung verlässlich zu stützen.
Ein vorsorgliches Direktorium würde dementsprechend im Sinne der Mitarbeiter und Pensionäre nicht das substanzhaltige, sondern das substanzschwache Vermögen liquidieren. Mein Vorschlag daher: Wenn die Politik schon die Auflösung der Schätze der Bundesbank fordert, dann verkauft doch endlich diese unseligen Dollars, die ja eh schon einer laufenden Entwertung unterliegen. Ober wollen Sie warten, bis die Chinesen sich stark genug fühlen, um den ungeliebten USA deren Schuldscheine (IOU´s) - also deren Dollars - zu präsentieren. Dann werden die "Greenbacks" noch viel weniger Wert sein. Aber ich wette, dafür haben weder die Mitglieder des Bundesbank-Direktoriums noch die Bundesregierung den erforderlichen politischen Schneid.
Übrigens: General de Gaulle hatte ihn im Jahre 1971, als er von den USA den Umtausch der Dollars in richtiges, also stabiles Geld forderte, das kein Politiker mit der Notenpresse herbeizaubern kann, nämlich: Gold.
Vielleicht ist es aber auch ein anderes Argument, das den erfahrenen Mitgliedern des Bundesbank-Direktoriums rät, diesen Verkauf nicht durchzuführen. Ich denke daran, die über Generationen ererbte Erfahrung, was mit Papiergeld geschieht, wenn Geld nicht aus erbrachten Leistungen, sei es Produktion oder Dienstleistung entsteht, sondern aus der Notenpresse oder aus ihrer aktuellen Alternative, dem Zentralbank-Computer. Vergleichen Sie doch einfach die Steigerungsrate der Bruttosozialprodukte führender Länder mit der Erhöhungsrate der M-3-Geldunmlaufmengen. Dann werden auch Sie wissen, dass die USA ein Mehrfaches ihrer wirklichen Leistungssteigerung an Geldmengensteigerung produzieren.
Übrigens: Für Europa und Japan gilt das Gleiche, nur in anderen Dimensionen.
Verstehen Sie jetzt, warum der neue FED-Chairman Bernhard S. Bernanke als eines seiner ersten Amtshandlungen (oder war es die letzte seines Vorgängers Greenspan) verkündete, diese M-3-Werte werden ab dem März 2006 nicht mehr veröffentlicht? Vielleicht hätten dann auch die Amerikaner bald etwas gemerkt.
Lassen Sie es mich deutlich machen: Die Verantwortlichen der Bundesbank wissen, dass das Papiergeld weiter entwertet wird. Wenn das das Motiv der Herren wäre, am Golde festzuhalten, dann Hut ab vor so viel Weitsicht. Ich verstehe die Entscheidung des Bundesbank-Direktoriums als Verantwortung für das (ja dem deutschen Volke gehörende) Vermögen. Sie dürfen die Dollars aus politischen Gründen nicht verkaufen und widersetzen sich daher dem politisch bedingten Wunsch der Regierung, die substanzschwere und wertbeständige Reserve aufzulösen.
Aber es gibt auch noch andere Vermutungen.
Was ist, wenn wir das Gold gar nicht verkaufen dürfen oder können? Wie denn das, werden Sie mich zu Recht fragen.
Fangen wir einmal mit dem Können an. Unterstellt, die von GATA behaupteten Goldtransaktionen im Zusammenhang mit dem starken Anstieg des Goldpreises im Herbst 1999, in denen nachgewiesermaßen die US-Institutionen und die Bank of England den enormen Preisanstieg für Gold durch Interventionen am Gold-Spot- und am Gold-Termin-Markt bremsten (und dafür liegen genug Beweise vor), haben stattgefunden, so kann bis heute niemand erklären, woher die in London gehandelten physischen Mengen an Gold kamen, die für die Bremsung des Goldpreises erforderlich waren. Marktkenner gehen davon aus, dass es mindestens 2.000 Tonnen Gold waren, die physisch in den Markt geworfen werden mussten.
Welcher große Abgeber stand innerhalb von wenigen Tagen, als sich die Preisexplosion bei Gold ereignete, für den Markt in London zur Verfügung, um solche Mengen bereitstellen und liefern zu können? Wer hatte in London solch hohe Vorräte, die sofort lieferbar waren? Sie werden es sicher erraten: Es war die Bundesbank, denn die anderen großen europäischen Goldbesitzer (Banque de France, Banca d´Italia, Schweizerische Nationalbank mit Beständen von mehr als 2.000 Tonnen) hielten ihre Bestände noch bzw. konnten diese nicht zur Verfügung stellen (gilt für die Banca dÍtalia).
Die Bundesbank wird den US-Freunden zu Hilfe gekommen sein, sie wird ihr Gold in London für die oben geschilderten Interventionen geliefert haben (es lag ja auch überwiegend in London) und erhielt dafür das US-Gold, das z.B. bei der New Yorker Niederlassung des staatlichen Münzamts in Westpoint gelagert war.
Warum ich da so sicher bin? Die Antwort ist einfach: Für dieses staatliche Institut wurde zum 30.09.1999 ein neuer Direktor gekürt, der - als korrekter Buchhalter - nach den Interventionen in London und dem wohl als sicher anzusehenden Tausch des Bundesbank-Goldes aus London mit dem US-Gold in Westpoint (ein so genannter Lagerstellen-Swap ="Tausch") das in der staatlichen Buchhaltung mit "US-Goldbullion" (also USeigene Goldbarren) verbuchte Gold in eine neue Position "Custodian Gold" (Treuhand-Gold) umbuchte.
Man kann es drehen, wie man es will. Kein Buchhalter der Welt bucht eine derartige Menge (immerhin an die 1.700 Tonnen Gold) ohne einen entsprechenden Anlass oder Beleg unbegründet um. Es ist selbstverständlich, dass ein solcher Eigentümerwechsel, wie er durch den Swap erfolgt sein muss, auch entsprechend in der Buchführung gewürdigt wird. Dank dieses getreuen Buchhalters wissen wir, dass ein Eigentümerwechsel stattgefunden haben muss.
Nachdem einige GATA-Mitglieder diese Umbuchung (dank des Internets und der Bürokraten-Berichtswut in den USA leicht nachzuvollziehen) feststellten und Fragen stellten, wurde dann das Gold nochmals umbenannt; es heißt seitdem in den Bilanzen "Deep Storage Gold", was nichts über die Eigentümerzuordnung aussagt und somit eine weitere verbale Manipulation darstellt, in der alle politischen Institutionen Meister sind.
Als nächstes wäre die Frage zu prüfen, ob wir es auch verkaufen dürfen. Ich erinnere mich an die Aussage unserer früheren Ministerin Dr. Däubler-Gmelin, die sich erdreistete, Bush junior in die Nähe unseres "größten Feldherrn aller Zeiten" aus Braunau zu rücken. Die Reaktionen waren beachtlich, so auch die Drohung, dass wir unser Gold in den USA schlicht vergessen könnten, wenn wir solche Hasstiraden dulden. Schon vergessen? Also: Dürfen dürfen wir wahrscheinlich auch nicht, denn unser Gold liegt ja "drüben über dem großen Teich" als Faustpfand für die weitere unverbrüchliche Freundschaft, oder?
Daran schließt sich eine weitere Unterstellung an, die ja bislang noch nicht ausgeräumt werden konnte. Vielleicht hat die Bundesbank ja gar nicht mehr ihr Gold, zumindest nicht in der aus den Bilanzen ersichtlichen Menge? Wie das, werden Sie fragen. Der IWF hat im Jahre 1999 (also genau zu der Zeit, als der Goldmarkt im Herbst „brannte“) die Notenbanken ziemlich deutlich aufgefordert, in den Bilanzen Gold und Goldforderungen in einer Position auszuweisen. Im Übrigen: Wenn ich dies als Kaufmann und Geschäftsführer meiner Firma mache, und diese geht bankrott, dann gehe ich ins Gefängnis. Es ist nämlich verboten, Aktiva wie Bargeld, Bankguthaben und Forderungen in einer Position auszuweisen, aber diese ehernen kaufmännischen Regeln gelten natürlich für Institutionen von dieser politischen Bedeutung nicht (oder nicht mehr).
Aber so half die neue Qualität der Buchführung (also quasi Buchführung á la ENRON, meine ich) den Notenbanken, die Peinlichkeit zu vermeiden, über deren physisch verliehenes und von den Leihern dann verkauftes Gold zu berichten. Zugegeben hat die Bundesbank bislang nur "maximal im einstelligen Prozentbereich", was nach den gültigen Gesetzen der Mathematik so bis zu 340 Tonnen ausmachen wird. Von Derivatskontrakten, Swaps und anderen Kunstkontrakten ganz zu schweigen. Vielleicht hat sie im Schutze der IWF-Empfehlung auch wesentlich mehr Gold verliehen als zugegeben. Dann muss sie halt warten, bis die Leiher ihre Gold-Verbindlichkeiten zurückführen. Anmerkung: Das wird den Leihinstituten nach der Goldpreisentwicklung seit 2001 aber gar nicht gefallen.
Ich unterstelle, dass es genau so ist, wie es meine Kollegen in den USA belegt haben; dann dürfte es sich bei dem Gold in Westpoint um Bundesbank-Gold handeln. Glauben Sie, dass die USA den Verkauf des Bundesbank-Goldes, das nach dem Swap fast ausschließlich in den USA lagert, zulassen? Ich nicht.
Und noch ein Hinweis: Wenn das Gold in Westpoint das der Bundesbank ist, dann ist es nicht verkäuflich, weil nach den hier vorliegenden Inventurstatistiken nur ca. 19% des US-Goldes aus jederzeit am Markt handelbaren Barren mit einer Reinheit von mindestens 995/1000 als solches qualifiziert ist. Die anderen Goldbarren haben nur eine Reinheit von 915/1000. Warum dies so ist? Die in den Jahren 1933 bzw. 1934 eingeschmolzenen US-Gold-Umlaufmünzen hatten eine 8,5% Beimischung von Kupfer, somit können die Barren, die nach den vorliegenden Statistiken nicht umgeschmolzen bzw. raffiniert wurden, auch nur eine solche ausweisen.
Lassen Sie mich zusammenfassen; der Widerstand der Bundesbank gegen den Goldverkauf ist verständlich, und zwar aus mehreren Gründen:
1. Die Bundesbanker wissen um die sich abzeichnenden Inflationsgefahren und wollen daher das substanzstarke Gold behalten; ich finde diese Attitüde sehr löblich.
2. Sie wollen ihre Pensionen nicht durch die Dollarguthaben abgesichert sehen, sondern durch Gold; ich kann sie gut verstehen.
3. Sie wissen, dass wir "unser" Gold, das fast überwiegend in den USA lagert, nicht verkaufen können, weil es nicht marktfähig ist. Das wäre dann ein politisches Problem.
4. Sie haben viel mehr Gold verliehen oder mehr als sie uns gegenüber zugeben; dann verfügen Sie über das Gold gar nicht mehr, das sie in der Bilanz unter der zusammengefassten Position "Gold und Goldforderungen“" ausweisen.
Welches auch immer die richtige Erklärung ist oder die richtigen Erklärungen sein mögen: Das verfügbare Gold wird sicher einmal zur Erfüllung weiterer Konsum- oder Sozialforderungen veräußert werden, aber: Es wird aber nicht mehr so viel sein, wie wir alle es vermuten.
Und: je länger sich die Bundesbank weigert, umso mehr werden wir als Bürger davon profitieren. Die Bank of England hat unter politischem Druck in 1999 nach entsprechenden Vorankündigungen mehrere Hundert Tonnen Gold verkauft, und das mit "durchschlagendem" Erfolg: Sie hat verglichen mit dem heutigen Wert so an die eine Milliarde US-Dollar an Wert verloren.
© Dietmar Siebholz