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HV-Bericht Silicon Sensor International AG
Trendwende geschafft
Am 17. Juni 2010 fand im Penta Hotel Berlin in Berlin die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Silicon Sensor International AG statt. Dieses Unternehmen produziert optische und nichtoptische Präzisionssensoren. Um 10 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Ernst Hofmann die anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Martina Schäfer von GSC Research. Beurkundende Notarin war Karin Arnold.
Bericht des Aufsichtsrats
Zunächst ging Herr Hofmann kurz auf die Veränderungen in Aufsichtsrat und Vorstand im letzen Jahr ein. Demnach wurde der Aufsichtsrat nach der letzten Hauptversammlung zunächst von sechs auf drei Mitglieder reduziert. Am 12. Mai 2010 legte dann Dr. Rainer Marquart sein Aufsichtsratsmandat mit sofortiger Wirkung nieder. Somit bestand der Aufsichtsrat seitdem nur noch aus den beiden Mitgliedern Ernst Hofmann und Dr. Dirk Besse. An dieser Stelle verwies der Aufsichtsratsvorsitzende auf den Antrag der ADH Beteiligungs GmbH und der Hopp Verwaltungs GmbH, die Tagesordnung der heutigen Hauptversammlung um den Punkt „Wahl eines neuen Aufsichtsratsmitglieds“ zu ergänzen. Die Verwaltung hatte diesen Antrag angenommen, so dass sich unter TOP 8 Götz Gollan zur Wahl stellte.
Im Anschluss berichtete Herr Hofmann über die Veränderungen im Vorstand. Seit dem 1. Oktober 2009 steht Dr. Ingo Stein dem zuletzt als alleinigem Vorstand agierenden Dr. Hans-Georg Giering als Finanzvorstand zur Seite.
Weiter erläuterte der Versammlungsleiter, dass der Jahresabschluss und der Lagebericht von der Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft wurden und den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erhalten haben. Auch der Aufsichtsrat hat die vorgelegten Berichte innerhalb der festgelegten Fristen gebilligt und festgestellt.
In sechs Aufsichtsratssitzungen, vier Telefonkonferenzen und einer konstituierenden Sitzung verschaffte sich der Aufsichtsrat einen Überblick über die Geschäftsvorgänge bei der Silicon Sensor International AG. Besonders erörtert wurden die Geschäftspolitik und die Strategie für Wachstum und Internationalisierung der Gesellschaft. Im Hinblick auf die Vorgaben des Corporate Governance-Kodex berichtete Herr Hofmann, dass im gesamten Geschäftsjahr 2009 keine Interessenskonflikte auf Seiten des Aufsichtsrats vorlagen.
Außerdem erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass die Vergütung des Vorstands aus einer fixen und einer variablen Komponente besteht, wobei der variable Anteil sich aus einer Jahrestantieme und der Teilnahme am Aktienoptionsprogramm zusammensetzt. Für das Jahr 2009 wurde jedoch keine variable Vergütung ausgezahlt. Für weitere Details verwies Herr Hofmann auf die entsprechenden Ausführungen im Geschäftsbericht.
Nach diesen Ausführungen und der Erledigung der üblichen Formalien erteilte der Versammlungsleiter dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Hans-Georg Giering das Wort.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seines Vortrags erklärte Dr. Giering, dass das vergangene Geschäftsjahr sich sehr wechselvoll gestaltete. Dann ging er noch einmal kurz auf die Positionierung der Silicon Sensor AG ein und berichtete, dass das Unternehmen durch den Erwerb der First Sensor Technology GmbH im März 2010 wieder 310 Mitarbeiter beschäftigt. Außerdem trägt diese Akquisition stark zur Fokussierung des Konzerns bei. Weiterhin erwähnte der Vorstandsvorsitzende an dieser Stelle die gute Eigenkapitalausstattung der Gesellschaft, die durch die beiden Kapitalerhöhungen im Vorjahr erzielt wurde.
Im Folgenden berichtete Dr. Giering, dass der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr noch einmal deutlich zurückgegangen ist und leicht über 30 Mio. Euro lag. Dabei wies er jedoch darauf hin, dass diese Entwicklung den Verlauf der gesamten Branche widerspiegelt und sich mit den Beobachtungen des Branchenverbands deckt. Im Jahr 2010 strebt das Management der Silicon Sensor AG einen Umsatz in Höhe von 38 bis 40 Mio. Euro an und ist sich sehr sicher, dieses Ziel tatsächlich zu erreichen.
Für die folgenden Jahre kündigte der Vorstandsvorsitzende ein erwartetes Umsatzwachstum von jährlich 20 Prozent an. Die EBIT-Marge soll zudem ab 2012 über 15 Prozent liegen. Hier unterstrich Dr. Giering, dass das Unternehmen damit zu seinen alten Tugenden zurückkehren wird. Auch die Dividendenfähigkeit soll ab dem Geschäftsjahr 2011 wieder gegeben sein.
Den weiteren Angaben zufolge erstreckt sich die Tätigkeit der Silicon Sensor AG auf viele Branchen. Der Prozess im Unternehmen umfasst dabei immer zwei Stufen. So entwickelt die Gesellschaft zuerst Lösungen für den Kunden, die oft auch in der Zusammenarbeit entstehen. Im Anschluss übernimmt das Unternehmen die Produktion für den Kunden. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, erstreckt sich der Entwicklungsprozess oft über 24 Monate. Erst nach diesem recht langen Zeitraum ist die Basis für folgende Umsätze geschaffen.
Im Anschluss unterstrich Dr. Giering, dass die Neuausrichtung der Gesellschaft im vergangenen Geschäftsjahr weiter fortgesetzt wurde. Dabei wurden die Organisation umgebaut und eine effektivere Zusammenarbeit mit den Tochterunternehmen erreicht. Damit erhielt die Silicon Sensor AG ein klareres Profil gegenüber den Kunden, was sich bereits durch zunehmende Auftragseingänge ausgezahlt hat. Der Vorstandsvorsitzende betonte hier, dass die Gesellschaft so auch die Basis für ihre künftige Ausrichtung als moderner internationaler Industriekonzern gelegt hat. Im Zusammenspiel mit der soliden Kapitalbasis, den Liquiditätsüberschüssen und positiven Kundenbeurteilungen sollte dies auch die Chance auf einen Umsatz von 100 Mio. Euro im Jahr 2015 eröffnen.
Kurz erklärte der Vorstandsvorsitzende auch, dass der Umzug des Unternehmens in seine neuen Gebäude im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen und die Kinderkrankheiten überwunden werden konnten. Die Silicon Sensor AG ist daher an ihrem neuen Standort nun voll funktionsfähig.
Weiter berichtete Dr. Giering, dass die Kundenprojekte in der Entwicklungsphase gegenüber dem Vorjahr vervierfacht wurden, was eine hervorragende Basis für künftige Erfolge darstellt. Um dies bewältigen zu können, kehrte die Gesellschaft im vergangenen Jahr mit Zustimmung des Betriebsrats zur 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich zurück. Außerdem ergänzte die Silicon Sensor AG ihre Vertriebsabteilung um vier neue Mitarbeiter. Diese Anstrengungen stießen auch auf dem Kapitalmarkt bereits auf Anerkennung, so dass der Aktienkurs seit der letzten Hauptversammlung einen Anstieg um 47 Prozent verzeichnete.
Danach ging der Vorstandsvorsitzende auf den Erwerb der First Sensor Technology GmbH ein. Die Silicon Sensor AG zahlte für dieses Unternehmen einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag an die bisherigen Eigentümer aus dem Venture Capital-Bereich. Für dieses Geschäftsjahr erwartet das Management bereits einen positiven Beitrag der Neuerwerbung zum Konzernergebnis. Außerdem trägt die First Sensor Technology GmbH dazu bei, die Produktionsprozesse im Gesamtunternehmen besser auszulasten. Darüber hinaus besteht das Ziel, sich für die Zukunft gemeinsam neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Im Folgenden betonte Dr. Giering, dass er die wirtschaftliche Lage inzwischen als deutlich verbessert einschätzt. Allerdings wies er darauf hin, dass die Krise insgesamt noch nicht überwunden ist. Für die Silicon Sensor AG zeichnen sich jedoch durch den Projektstart mit einem großen Industriekunden bereits positive Entwicklungen ab. Hier nannte der Vorstandsvorsitzende auch die Fertigung von High-end-Produkten in Dresden und die angelaufene Fertigung für einen Anbieter von Medizintechnik. Daraus erwartet die Unternehmensführung Zuläufe bis 2012 und danach stabile Geschäfte für vier bis sechs Jahre.
Außerdem erwartet man bei der Gesellschaft, dass die von ihr entwickelte Sonde im zweiten Halbjahr 2012 zertifiziert wird, so dass danach der Vertrieb gestartet werden kann. Drei mit Kunden entwickelte Projekte gingen bereits im März dieses Jahres in Produktion. Für die kommenden Jahre werden hieraus steigende Stückzahlen resultieren. Weiterhin erläuterte der Vorstandsvorsitzende, dass man bei der Silicon Sensor AG von einer steigenden Nachfrage bei Fahrerassistenzsystemen ausgeht. In Berlin startete ein Projekt mit einem Großkunden aus dem medizinischen Bereich. Hinzu kommt der Beginn der Auslieferungen an einen neuen Kunden aus dem Bereich der Sicherheitstechnik. Und schließlich gewann das Unternehmen jeweils einen Kooperationspartner in Japan und Korea.
Abschließend erklärte Dr. Giering, dass die Geschäftsprozesse bei der Silicon Sensor AG weiter verschlankt werden sollen. Dazu plant das Management auch Investitionen in neue Maschinen. Außerdem wurde ein Projekt gestartet, um die interne Kommunikation zu vereinfachen. Weiterhin strebt die Unternehmensführung auch Akquisitionen an, um Marktanteile zu erhöhen oder Entwicklungsvorteile nutzen zu können. Hier betonte der Vorstandsvorsitzende nochmals das angestrebte organische Wachstum um jährlich 20 Prozent. Für das Jahr 2012 nannte er Umsätze von 55 Mio. Euro als realistisch.
Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person ging der Finanzvorstand Dr. Ingo Stein zunächst auf den Umsatzrückgang in Höhe von 21 Prozent ein. Besonders hart hatte es die Silicon Sensor AG im ersten Quartal 2009 getroffen. Seit Juli verzeichnete sie dagegen wieder monatliche Umsatzsteigerungen. Wie Dr. Stein berichtete, sorgte das vierte Kalendervierteljahr dabei für ein Drittel des Jahresumsatzes und für positive Vorzeichen. Vorsichtig leitete er daraus ab, dass der Turnaround geschafft ist. Denn auch im ersten Quartal 2010 konnte die Gesellschaft diesen positiven Trend fortsetzen. Für das zweite Kalendervierteljahr 2010 ist der Ausblick ebenfalls positiv.
Im vergangenen Jahr dagegen wurde die zunächst negative Entwicklung durch die wirtschaftliche Situation der Bestandskunden bestimmt. Diese verzeichneten drastische Umsatzrückgänge von bis zu 60 Prozent und riefen daher ihre Aufträge nicht ab. Auch hierbei hat sich der Trend inzwischen umgekehrt, und die Abrufe der Bestandskunden sind dabei, sich zu normalisieren.
Weiterhin sprach der Finanzvorstand das EBIT von minus 1,1 Mio. Euro an. Er warnte jedoch davor, diesen Wert mit dem Vorjahr zu vergleichen, da die beiden Größen aufgrund von enthaltenen Abschreibungen nicht vergleichbar sind. Außerdem betonte er, dass der Cashflow der Silicon Sensor AG positiv ist und auch die Bilanz Grund zur Freude gibt.
Das Eigenkapital der Gesellschaft wurde im abgelaufenen Geschäftsjahr durch zwei Kapitalerhöhungen massiv gesteigert. Bei diesen Kapitalerhöhungen warb das Unternehmen 14,6 Mio. Euro an liquiden Mitteln ein. An dieser Stelle dankte Dr. Stein den Aktionären für ihr Vertrauen. Er versicherte, dass die Silicon Sensor AG diese Mittel mit Bedacht für den geplanten Wachstumskurs einsetzen wird. Weiterhin berichtete er, dass auch die Fremdkapitalgeber dem Unternehmen weitere Mittel zur Verfügung gestellt haben, so dass die Gesellschaft nun 6,2 Mio. Euro offene Kreditlinien hat. Die Eigenkapitalquote beträgt 58 Prozent. Der Finanzvorstand unterstrich, dass diese Größen auch auf dem Kapitalmarkt und für die Kunden Signalwirkung haben. Gerade Kunden legen Wert auf die Belastbarkeit des Unternehmens, da sie sich bei Entwicklungsprojekten lange hieran binden.
Im weiteren Verlauf berichtete Dr. Stein, dass die Auftragsbestände inzwischen um 16 Prozent angestiegen sind und einen Wert von mehr als 15 Mio. Euro widerspiegeln. Bis Juni werden die Auftragsbestände noch weiter zunehmen und einen Wert von 17 Mio. Euro erreichen. Im ersten Quartal erzielte die Gesellschaft außerdem einen Umsatz von 2 Mio. Euro. Alle Größen entwickelten sich positiv. Die neu erworbene First Sensor Technology GmbH ist in diesen Zahlen jedoch noch nicht erhalten, diese wird vielmehr erst ab dem 1. April 2010 berücksichtigt.
Zum Abschluss seiner Ausführungen verdeutlichte der Finanzvorstand, dass der Aktienkurs nun wieder den Verlauf des TecDAX widerspiegelt, nachdem er zeitweise unter diese Marke gerutscht war. Nach der Kapitalerhöhung hatte sich der Kurs jedoch positiv entwickelt. Wichtig sei aber nun, dass die Marktkapitalisierung wieder die 50 Mio. Euro-Marke überschreitet, damit die Silicon Sensor AG erneut in den Fokus internationaler Kapitalanleger gerät. Zurzeit liegt die Marktkapitalisierung etwa bei 45 Mio. Euro.
Allgemeine Diskussion
Ehe er die Generaldebatte eröffnete, dankte der Aufsichtsratsvorsitzende zunächst den Mitarbeitern der Silicon Sensor AG für ihre Leistungen. Anschließend stellte sich der Aufsichtsratskandidat Götz Gollan kurz vor.
Als erster Redner lobte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zunächst die Entwicklung der Gesellschaft nach dem ersten Halbjahr 2009. In diesem Geschäftsverlauf sah er Anlass zu Optimismus, zumal sich der Trend im ersten Halbjahr 2010 fortgesetzt hat. Dabei betonte der SdK-Sprecher auch, dass er der gesamten Branche positive Aussichten bescheinigt. Weiterhin lobte der Aktionärsvertreter die Entscheidung, die Tagesordnung um die Wahl eines neuen Aufsichtsratsmitglieds zu ergänzen. Die Alternative, das Neumitglied gerichtlich bestimmen zu lassen, wäre in seinen Augen deutlich schlechter gewesen.
Danach sprach der Herr Kunert kritisch den TOP 5 an und erklärte, dass er diesen in jedem Fall ablehnen wird. Außerdem stellte er die Frage nach dem Sinn eines möglichen Rückkaufs eigener Aktien, wo doch die Gesellschaft im vergangenen Jahr gerade zwei Kapitalerhöhungen durchgeführt hat. Negativ sah der Aktionärsschützer bei diesem Punkt auch die mögliche Kursabweichung von bis zu 20 Prozent. Üblich nannte er hier 5 bis 10 Prozent. Hierauf erklärte Dr. Giering, dass sich die geplante Beschlussfassung aus den gesetzlichen Änderungen ergibt, da der Zeitraum künftig nicht mehr wie bisher 18 Monate, sondern fünf Jahre umfasst. Er gestand zu, dass die Verwaltung in diesem Fall nicht überprüft hat, ob der Beschluss hier zeitgemäß ist. Allerdings konnte er derartige Schritte der Silicon Sensor AG für die nächsten 24 Monate ohnehin ausschließen. Darüber hinausgehende Aussagen wollte der Vorstandsvorsitzende jedoch nicht machen.
Enttäuschend fand Herr Kunert ebenfalls die geplante Beschlussfassung über die Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals unter TOP 6. Diesbezüglich betonte er, dass sich das Unternehmen bisher in diesem Punkt beim Ausschluss des Bezugsrechts im Fall der Sachkapitaleinbringung mit einem Wert von 20 Prozent immer positiv von anderen Aktiengesellschaften abgehoben hat. Nun werde hier jedoch auch der Maximalwert von 50 Prozent eingesetzt, der ohne Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung vom Gesetzgeber zugelassen ist.
Wie Dr. Giering in seiner Antwort darlegte, enthält der Beschlussvorschlag jetzt keine 20-Prozent-Grenze, da durch die aktuelle Wirtschaftskrise möglicherweise Chancen entstehen, die ein schnelles Handeln erfordern. Bei einer derartigen Begrenzung könnten diese eventuell dann nicht genutzt werden. Konkrete Vorhaben gibt es derzeit allerdings nicht.
Im Anschluss bat der Aktionärsvertreter um weitere Informationen zu dem angestrebten Wachstum. Dabei erkundigte er sich nach konkreten Überlegungen zu Akquisitionen, da er Umsätze in Höhe von 55 Mio. Euro im Jahr 2012 ausschließlich über organisches Wachstum für schwer erreichbar hält. Außerdem interessierte ihn, ob die Silicon Sensor AG sich bei Zukäufen auf große oder mehrere kleine Gesellschaften konzentrieren will. Schließlich bat der SdK-Sprecher um Informationen, wie sich das angestrebte Umsatzwachstum auf 100 Mio. Euro auf die einzelnen Bereiche verteilen wird.
Nach Auskunft von Dr. Giering beschäftigt man sich bei der Gesellschaft stets mit möglichen Akquisitionschancen und konzentriert sich dabei auf kleinere Einheiten. Aktuell gibt es dazu jedoch keine greifbaren Vorhaben. Sobald klare Fakten entstehen, werden diese ad hoc der Öffentlichkeit bekannt geben. Bei der Ausschau nach Akquisitionsmöglichkeiten verfolgt das Management das Ziel, die Kompetenzen weiter auszubauen. Der Vorstandsvorsitzende betonte jedoch, dass der Erfolg der Bemühungen auch von der Verkäuferseite abhängt.
Als Nächstes sprach Herr Kunert die internationale Strategie des Unternehmens an. In diesem Zusammenhang erkundigte er sich nach möglichen Akquisitionen und dem in bisherigen Geschäftsberichten erwähnten gewünschten Wachstum in Asien. Dabei verwies er auch auf die Segmentberichterstattung, die eine Stabilisierung der Auslandsgeschäfte zeigt. Dazu wollte er wissen, wie sich die Perspektiven hier darstellen. Wie Dr. Giering diesbezüglich ausführte, konzentriert die Gesellschaft sich auf den europäischen und amerikanischen Raum.
Danach fragte der SdK-Sprecher nach der Entwicklung der Neuerwerbung First Sensor Technology GmbH und wollte wissen, ob sich diese Gesellschaft schon immer profitabel zeigte. Dazu berichtete Dr. Giering, dass sich das Unternehmen nicht immer profitabel entwickelt hat. Von den Venture Capital-Investoren war geplant, große Märkte zu adressieren. Dieses Ziel konnten sie jedoch nicht erreichen. Die Silicon Sensor AG konnte nun durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz aber die Verlustvorträge der First Sensor Technology GmbH übernehmen und geht so von einem positiven Verlauf aus.
Abschließend ging Herr Kunert auf die Microelectronic Packaging Dresden GmbH (MPD) ein, die im letzten Jahr komplett bei der Silicon Sensor AG abgeschrieben wurde. Da diese Gesellschaft sich inzwischen aber besser entwickelte, erkundigte er sich nach einem möglichen Verkauf. Dieser würde immerhin erhebliche Reserven auflösen. Hierauf betonte Dr. Giering, dass der Verkauf der MPD nicht geplant ist. Außerdem wies er darauf hin, dass die Gesellschaft nicht vollständig abgeschrieben wurde, dass vielmehr ein überschießender Wert von 5 Mio. Euro verblieben ist.
Als nächster Redner sprach der frühere Vorstand und Unternehmensgründer Dr. Bernd Kriegel den Bilanzverlust in Höhe von 1,2 Mio. Euro und seine Ermittlung in Bezug auf die Konzernbilanz an. Außerdem hielt er es für wünschenswert, die Abschreibung der MPD in Dresden nochmals zu überprüfen. Weiterhin wollte er wissen, ob der für 2010 geplante Umsatz die Neuerwerbung First Sensor Technology GmbH einschließt. Zur richtigen Einordnung von Bilanzverlust und Konzernbilanz verwies Dr. Stein auf die Unterschiede dieser beiden Rechnungen, die nicht vergleichbar seien.
Kritisch merkte Dr. Kriegel auch eine fehlende Aufschlüsselung des operativen Ergebnisses sowie Teile der strategischen Neuausrichtung der Gesellschaft an. Ihm erschloss sich darüber hinaus nicht, wieso erst die neue Ausrichtung das Unternehmen als Ganzes den Kunden gezeigt hat. Immerhin habe sich die Silicon Sensor AG auch früher offen mit ihren Tochtergesellschaften nach außen präsentiert. Hierzu betonte der Finanzvorstand nochmals die Bedeutung der Außenwirkung, die auch das erhöhte Grundkapital von 33 Mio. Euro deutlich unterstreicht.
Abschließend wollte der frühere Vorstand wissen, worauf die Planung der Unternehmensführung beruht und warum die Ausgaben für Forschung und Entwicklung trotz erhöhter Projektzahl sinken konnten. Hierzu erklärte Dr. Giering, dass dabei die geplante Erweiterung in den Bereichen Medizintechnik und Sicherheitstechnik einen großen Beitrag leisten wird. Außerdem verzeichnet die Gesellschaft schon jetzt einen starken Verlauf im Bereich Automotive, der mit etwa 30 Prozent zum Umsatz beiträgt. Geplant ist auch, Wachstum in anderen Bereichen zu fördern, da eine zu deutliche Konzentration auf den Bereich Automotive wenig zukunftsträchtig zu sein scheint.
Die gesunkenen Kosten bei erhöhter Projektzahl führte Herr Dr. Giering darauf zurück, dass die Belastung sich vor allem auch bei den Mitarbeiter niederschlägt, was sich dann aber in den Kosten nicht widerspiegelt. Auf die einzelnen Projekte wollte er dabei nicht eingehen, berichtete aber, dass alleine am Standort Berlin 50 Projekte parallel entwickelt werden.
Als letzter Redner wollte ein Aktionär wissen, ob die First Sensor Technology GmbH früher auch zu den Beteiligungen der Familie Hopp gehörte. Außerdem erkundigte er sich nach möglichen weiteren Verflechtungen mit Großbeteiligungen der Familie Hopp. Hierzu bat er konkret um detaillierte Informationen zu im Internet auftauchenden Gerüchten rund um eine Akquisition des Unternehmens Augusta. Wie Dr. Giering daraufhin ausführte, bestanden zwischen dem Venture Capital-Investor und der Familie Hopp keine Verflechtungen. Es handelte sich dabei um einen süddeutschen Investor, der im Industriebereich engagiert ist. Zu Tochtergesellschaften der Augusta bestehen bereits seit langem Geschäftsbeziehungen. Ein Kauf ist in diesem Zusammenhang aber nicht geplant.
Die geplante Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien sah der Aktionär kritisch, wenn dies innerhalb der nächsten 24 Monate ohnehin nicht in Erwägung gezogen wird. Weiterhin wollte er wissen, wie der reale Wert der MPD ist und ob eine Zuschreibung zu erwarten ist. Schließlich erkundigte er sich noch nach dem Wettbewerb zu Anbietern in Asien.
Hierauf erklärte der Finanzvorstand die Unterschiede der Behandlung im Einzel- und im Konzernabschluss. Im Einzelabschluss ist die MPD mit 5 Mio. Euro enthalten, beim Konzern verhält sich dies anders, da neben dem immateriellen Wert auch Sachanlagen vorhanden sind. Dr. Stein verwies darauf, dass 2009 bei der MPD die Restrukturierung ohne hohen Verlust abgeschlossen wurde. Die Entwicklung wird das Unternehmen weiter beobachten. Eine Höherbewertung wird sich wegen der Regeln der IFRS jedoch nicht in den Earnings per Share (EpS, Gewinn je Aktie) niederschlagen.
Dr. Giering erläuterte abschließend kurz, dass die Wettbewerbssituation mit Asien akzeptabel ist. Konkret bezieht sich dies auf Japan, wo es Produzenten gibt, die in einzelnen Bereichen Vorteile gegenüber der Silicon Sensor AG haben. In anderen Bereichen verhält es sich dafür jedoch genau umgekehrt. Der Vorstandsvorsitzende betonte hier nochmals, dass die Entwicklung auch von den Kunden und deren möglicher Verlagerung von Produktionsstätten abhängt.
Abstimmungen
Vor Beginn der Abstimmungen erläuterte Herr Hofmann dann kurz das Abstimmungsprozedere. Abgestimmt wurde anschließend im Subtraktionsverfahren bei einer Präsenz von 11,48 Prozent. Die Präsenz wurde durch die Tatsache bestimmt, dass der Großaktionär Hopp mit seinen Stimmen nicht vertreten war. Auf diese Weise wollte er den Kleinaktionären die Chance geben, bei diesen wichtigen Beschlüssen ihren Willen tatsächlich zum Ausdruck bringen zu können. Nachfolgend wurden die Beschlüsse zu den TOP 2 bis 8 mit einer Zustimmung von 94,94 bis 99,97 Prozent gefasst.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Ernst & Young AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2010 (TOP 4), die allgemeine Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 5), die Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals (TOP 6), die Aufsichtsratsvergütung (TOP 7) und die Wahl von Götz Gollan in den Aufsichtsrat (TOP 8).
Fazit
Ohne Zweifel blickt man bei der Silicon Sensor International AG auf ein schwieriges Geschäftsjahr 2009 zurück, insbesondere was die erste Jahreshälfte anbelangt. Erfreulich ist daher umso mehr, dass die Wende zu positiven Ergebnissen geschafft ist.
Wichtig für das Unternehmen ist jetzt, dass auch eine Stabilisierung bei der wirtschaftlichen Entwicklung seiner Kunden eintritt. Dann dürften die Abrufe der bereits abgeschlossenen Aufträge die Basis für weitere Erfolge legen. Positiv auswirken sollte sich auch die strategische Neuausrichtung wie auch die Initialisierung von zahlreichen Projekten. Alle diese Maßnahmen zusammen geben Anlass zu der berechtigten Hoffnung, dass die Gesellschaft ihre angestrebten Umsatz- und Wachstumsziele mittel- bis langfristig erreichen und ihren Aktionären wieder Freude machen wird.