Elektrostimulation gegen Depression
Berlin (dpa) - Die Stimulation des Gehirns durch elektromagnetische Strahlung hat sich nach Expertenmeinung als weitere Möglichkeit der Behandlung von Depressionen erwiesen.
«Die so genannte transkranielle Magnetstimulation in die Schädelhöhle hinein ist wirksam bei akuter Depression», sagte der Präsident des 7. Weltkongresses für Biologische Psychiatrie, Hans-Jürgen Möller, am Montag in Berlin. An dem bis Freitag tagenden Kongress nehmen mehr als 6000 Mediziner aus 80 Ländern teil.
Der Wirkmechanismus sei noch weitgehend unbekannt, sagte Möller. Die Strahlung habe Einfluss auf chemische Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin. Jedenfalls sei die Stromreizung des Gehirns von außen eine alternative Behandlungsform bei Patienten, die nicht ausreichend auf Medikamente ansprechen, sagte der Mediziner von der Ludwig-Maximilians-Universität München am ersten Kongresstag.
Vor kurzem hatten auch Ärzte der Universitätsklinik Bonn ein Verfahren zur elektrischen Stimulation des so genannten Vagusnervs vorgestellt, das Patienten mit schweren Depressionen helfen soll. Dabei wird der Vagusnerv in regelmäßigen Abständen über feine Elektroden gereizt. Die Mediziner implantieren dem Patienten einen etwa taschenuhrgroßen Schrittmacher unter die Haut, von dem aus eine feine Leitung zum Vagusnerv im Halsbereich führt. Die Methode habe in ersten klinischen Studien ihre Wirksamkeit bewiesen, hieß es.
Etwa drei Prozent der Bevölkerung ist schwer psychisch krank, sagte Wolfgang Gaebel, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Biologische Psychiatrie, auf dem Berliner Kongress. Doch nur die Hälfte von ihnen seien in Behandlung. Rechne man Demenz, Alzheimer, Depression und Schizophrenie zusammen, erkranke jeder Vierte im Laufe seines Lebens psychisch. Allein in Deutschland entstünden dadurch Kosten von 7 bis 14 Milliarden Mark (3,4 bis 7,2 Mrd Euro).
Die Entwicklung von Medikamenten ebenso wie die immer genaueren Bilder aus dem Gehirn haben nach Ansicht der Experten die Psychiatrie revolutioniert. Mit der Entschlüsselung von Genen werde ein weiteres Tor aufgestoßen, noch gezielter wirkende Medikamente zu entwickeln, sagte der Amerikaner Daniel Weinberger vom National Institute of Mental Health (Bethesda). «Gene sind nicht Schicksal, sondern stehen für ein spezifisches Erkrankungsrisiko», erläuterte er.
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