Manchester United 2005: Hochverschuldet über Nacht
Wer die tiefsitzende Wut verstehen will, muss die Hintergründe der Übernahme des Klubs durch die Glazer-Familie im Jahr 2005 kennen. Zu diesem Zeitpunkt war das börsennotierte Manchester United ein schuldenfreies Unternehmen. Das änderte sich schlagartig: In einem sogenannten Leveraged Buyout legten die Glazers etwa 520 des auf 790 Millionen Pfund geschätzten Kaufpreises auf ihren neuen Verein um. Über Nacht war Manchester United hochverschuldet.
Während der Klub seitdem Jahr für Jahr darum bemüht war, den kolossalen Schuldenberg abzutragen, der im März 2021 weiterhin stolze 455,5 Millionen Pfund betrug, machten sich die Glazers, man kann es nicht anders formulieren, ihre Taschen auf seine Kosten voll - und das ziemlich unverhohlen. Mehrere Hundert Millionen Pfund schöpfte die Familie über die Jahre an Gewinnen und Dividenden ab.
Die Übernahme hat ManUnited 1,5 Milliarden Pfund gekostet
Bei Stadtnachbar Manchester City buttert Scheich Mansour so viel Geld wie nur möglich in den Verein (wenn auch aus nicht weniger fragwürdigen Gründen), bei United ziehen die Glazers hingegen so viel wie möglich ab. Schätzungen zufolge hat die Übernahme den englischen Rekordmeister inzwischen über eine Milliarde Pfund gekostet. Laut "The Athletic" sind es gar 1,5 Millarden, die sich aus Zinszahlungen, Schulden und Dividenden zusammensetzen.
Proteste vor dem Old Trafford
Klare Botschaft: Ein großer Teil der Fans von Manchester United fordert die Besitzer zum Verkauf auf. picture alliance
Schon als die Familie im Juli 2005 erstmals das Old Trafford besuchte, das mittlerweile im Übrigen dringend eine Generalüberholung nötig hätte, musste sie von der Polizei gegen wütende Fans geschützt werden. Auch bei den Protesten am Sonntag, denen sich bis zu 10.000 Menschen anschlossen, wurden die Glazers wieder wüst beschimpft. Kein Wunder, dass sich die Besitzer nur sehr selten auf der anderen Seite des Atlantik blicken ließen.
In den Kader wurde reichlich investiert - aber häufig ohne Plan
An fehlenden Investitionen in den Kader liegt es gleichwohl nicht, dass die Red Devils seit nunmehr acht Jahren ohne Meistertitel dastehen. Dass United unter der Führung der Glazers sehr, sehr viel Geld für neue Spieler ausgegeben hat, steht völlig außer Frage. Dass das Geld vielfach nicht gut angelegt war, allerdings auch. Was wiederum daran lag, dass die Besitzer offenbar keinen Wert darauf legten, jemanden mit dem nötigen Fußball-Sachverstand auf einer entsprechenden Position zu installieren.
Quelle: www.kicker.de/...n-protesten-gegen-die-glazers-803869/artikel