Bin raus ... jetzt gehts wohl erst mal runter!
------
von Detlev Landmesser
Auch am Montag machte die Thielert-Aktie Furore. Zeitweise sprang der SDax-Titel um mehr als 100 Prozent nach oben. Das beruhte wohl zum Großteil auf einem Missverständnis.
Auch die AG ist auf Insolvenzkurs
Am Montag hatte ein Sprecher des Insolvenzverwalters der operativen Tochter Thielert Aircraft Engines GmbH gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärt, für den Flugzeugmotorenbauer gebe es eine Vielzahl von Interessenten. Darunter seien sowohl große als auch mittelständische strategische Investoren, sagte der Sprecher des Insolvenzverwalters Bruno Kübler. Kurzfristig seien keine Entlassungen geplant. "Es ist absehbar, dass auch die Thielert Holding Insolvenz anmelden wird", sagte der Sprecher weiter.
Seit Freitagabend kursierten zudem Gerüchte, dass Textron, die Muttergesellschaft des Flugzeugherstellers Cessna, an dem Geschäft des angeschlagenen Flugzeugmotorenherstellers interessiert sei. Das Interesse gelte der Motoren-Technologie, hieß es.
Genau hinsehen!
Die Thielert-Aktie haussierte daraufhin mit Kursgewinnen von bis zu 104,6 Prozent auf 0,88 Euro, bevor sich der SDax-Titel wieder etwas beruhigte.
Doch hier gilt es für Anleger, genau hinzusehen: Die Investoren dürften kaum an der Hamburger Thielert AG als Ganzes interessiert sein, sondern vielmehr an ihrer in der 100-prozentigen Tochter konzentrierten Motorenfertigung. Am Nachmittag bestätigte der Sprecher des Insolvenzverwalters gegenüber boerse.ARD.de, dass sich seine Aussagen auf die GmbH bezogen hatten.
"Asset Deal" versus "Share Deal"
Ein solcher so genannter "Asset Deal" ist von einem "Share Deal" zu unterscheiden – im vorliegenden Fall würden Unternehmensteile aus der Insolvenzmasse herausgekauft, anstelle Anteile an der AG zu erwerben. Mit einem "Share Deal" würde sich der Investor alle Probleme der Skandal-AG einkaufen, inklusive drohender Schadenersatzklagen der Aktionäre – solche kaum kalkulierbaren Risiken spart er sich, indem er sich auf den Kauf operativer Teile beschränkt.
Aktionäre der AG würden aber erst nach Befriedigung der Gläubiger von einem solchen Verkauf profitieren.
Motorenfertigung soll erhalten werden
"Mein Ziel ist es, den Betrieb der Thielert Aircraft Engines GmbH fortzuführen, um sowohl die Interessen der Gläubiger wahrzunehmen als auch möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten", hatte Insolvenzverwalter Kübler am Freitag erklärt. Thielert sei trotz der derzeitigen Krise ein international renommiertes Unternehmen, das bei Konstruktion und Bau von Flugzeugmotoren eine führende Position einnehme. Das Amtsgericht Chemnitz hatte ihn am Vorabend nach Eingang des Insolvenzantrags zum vorläufigen Insolvenzverwalter der GmbH bestellt.
boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_289450