Der in Gefahr geratene Sanierungsplan des angeschlagenen KarstadtQuelle-Konzerns ist gerettet. In den seit Tagen laufenden Verhandlungen mit widersprechenden Aktionären habe eine Einigung erzielt werden können, sagte Konzernsprecher Jörg Howe. "Die letzte Hürde ist geschafft."
Essen - "Wir können davon ausgehen, dass die Kapitalerhöhung nunmehr umgesetzt werden kann," sagte Howe weiter. Das solle noch in diesem Jahr geschehen. Jetzt könne man sich um das "lebenswichtige" Weihnachtsgeschäft kümmern.
Zu den Einschnitten im Konzern gehören die Streichung von 5700 der 100.000 Arbeitsplätze. Das Unternehmen will sich in seinem Warenhausgeschäft auf 89 große Filialen konzentrieren. 77 kleine Häuser sollen ab Anfang kommenden Jahres ausgegliedert und später abgegeben werden.
Ausgabepreis für neue Aktien beträgt 5,75 Euro
Wie der Konzern am Abend mitteilte, soll der Bezugspreis für neue Aktien 5,75 Euro betragen. Durch die Kapitalerhöhung rechnet KarstadtQuelle mit Zuflüssen von 535,0 Millionen Euro vor Kosten. Der Verkaufsprospekt solle voraussichtlich am 26. November gebilligt werden.
Die Aktionäre hatten den ursprünglich vorgesehenen Mindestausgabepreis von 4,00 Euro je Aktie als zu niedrig kritisiert und damit die dringend notwendige Kapitalspritze blockiert. Die Kapitalerhöhung und ein von den Banken zugesagter Kredit von 1,75 Milliarden Euro zählen zusammen mit einem bereits ausgehandelten Sanierungsbeitrag von 760 Millionen Euro zu den Bausteinen eines Gesamtpakets.
Vorstand soll Gründe für die Krise offenlegen
Der Vorstand erklärte sich zudem bereit, Zusatzinformationen zu dem von dem Unternehmensberater Roland Berger vorgelegten Sanierungsgutachten bereitzustellen. Außerdem erklärte sich die Konzernführung bereit, im Geschäftsbericht 2004 einen ausführlichen Risikobericht vorzulegen, der auf die Ursachen der derzeitigen Krise des Unternehmens eingehe, auf die sich daraus ergebenden "notwendigen Änderungen des internen Kontrollsystems" sowie den Stand der Umsetzung dieser Maßnahmen erläutere. Außerdem soll darin beschrieben werden, "aus welchem Grunde der vom Abschlussprüfer geprüfte Risikobericht aus dem Februar 2004 sowie die Informationen auf der Hauptversammlung im Mai 2004 die dramatische Verschlechterung der Lage des Unternehmens nicht erkennen ließen", teilte das Unternehmen mit.
Geld an die Kleinaktionäre ist nach Worten Howes nicht geflossen. Sondervorteile oder Kostenerstattungen wurden den Angaben zufolge nicht gewährt. Sie seien von den widersprechenden Aktionären auch zu keiner Zeit gefordert worden, erklärte der Konzern.
Bedauern über "diffamierende Äußerungen"
In der offiziellen Erklärung äußerte der Konzern Bedauern über "die in der Presse getätigten diffamierenden Äußerungen einiger Aufsichtsratsmitglieder gegenüber diesen Aktionären, die weder mit dem Vorstand noch mit dem Aufsichtsrat abgestimmt waren, noch der Auffassung des Unternehmens entsprechen". In diesem Zusammenhang seien den Aktionären gegenüber entsprechende Unterlassungserklärungen abgegeben worden. Die Aktionäre erklärten dazu, dass "gerade auch diese gewerkschaftsverbundenen Personen dem Aufsichtsrat beziehungsweise Betriebsrat des Unternehmens seit vielen Jahren angehören und insoweit Gelegenheit hatten, auf die Ursachen Einfluss zu nehmen, die zu der derzeitigen Situation des Unternehmens geführt hätten".
Einige Kleinaktionäre hatten auf der Hauptversammlung des Konzerns Anfang der Woche Widerspruch gegen die dringend benötigte Kapitalerhöhung des Unternehmens eingelegt. Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff und Konzernchef Christoph Achenbach hatten gewarnt, dass ein Widerspruch die Existenz des Handelsriesens gefährden und KarstadtQuelle in die Insolvenz führen könne.
Widersprochen hatte eine Gruppe von Kleinaktionären, die vom Verein zur Förderung der Aktionärsdemokratie vertreten werden, sowie der Kasseler Kleinaktionär Rainer Johannes.