Aus der FTD vom 30.11.2004
Banken fordern KarstadtQuelle weitreichende Sicherheiten ab
Von Christiane Ronke, Hamburg
Die Gläubigerbanken des angeschlagenen Handelskonzerns KarstadtQuelle haben sich im Gegenzug für die Finanzierung des Sanierungskonzepts weitreichende Einflussmöglichkeiten gesichert. Das Management warnt vor einer Insolvenz.
So musste das Unternehmen wesentliche Teile seiner Tochterfirmen - darunter die 50-prozentige Beteiligung an dem gemeinsam mit der Lufthansa gehaltenen Touristikkonzern Thomas Cook sowie den gesamten inländischen Grundbesitz - verpfänden. Nur unter dieser Voraussetzung wollten die Banken eine Kreditlinie über 1,75 Mrd. Euro verlängern. Dies geht aus dem Verkaufsprospekt für die geplante Kapitalerhöhung hervor, der der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.
Nach zähen Verhandlungen hatten die 16 Gläubigerbanken den schon seit längerem geplanten Kredit vor gut zehn Tagen zugesagt und damit den Weg für die Kapitalerhöhung frei gemacht, die noch in diesem Jahr über 500 Mio. Euro in die leeren Kassen des Handelskonzerns spülen soll.
Trotz Zusage ist der Kredit noch nicht in trockenen Tüchern. Es liege derzeit kein ausverhandelter Kreditvertrag vor, sondern nur ein so genanntes "Term Sheet", heißt es in dem Verkaufsprospekt. Die Vertragsbedingungen des neuen syndizierten Kredits würden die Handlungsfähigkeit von KarstadtQuelle "erheblich einschränken". Unter anderem betreffe dies die Zahlung von Dividenden und den Rückkauf eigener Aktien. Sollte es Gewinne geben, so dürften diese dem Vertrag zufolge vorerst nicht für Dividendenausschüttungen verwendet werden. Eine Verletzung der Auflagen führe zur Kündbarkeit des Kredits.
Management warnt vor einer Insolvenz
Das Management warnt in dem Dokument gleichzeitig vor hohen Risiken und einer Insolvenz. Aufgrund der labilen Situation des Konzerns könne schon ein einzelner Risikofaktor zur Insolvenz führen.
KarstadtQuelle wird zusätzlich zur Kapitalerhöhung eine Wandelanleihe von mindestens 125 Mio. Euro begeben, heißt es in dem Verkaufsprospekt weiter. Der Konzern erwägt, diese Wandelanleihe bereits kurz nach Ende der Bezugsfrist für die Kapitalerhöhung am 13. Dezember zu platzieren.
Zur Finanzierung der Sanierung will das Management rund 1 Mrd. Euro durch den Verkauf von Tochterfirmen einnehmen. Falls sich bestimmte erwartete Verkaufserlöse jedoch nicht rechtzeitig erzielen ließen, drohe eine neue Finanzierungslücke spätestens im Herbst 2005. Deshalb verhandele der Konzern über einen zusätzlichen Kredit in Höhe von 500 Mio. Euro. Den Angaben zufolge ist aber noch keine Zusage erreicht worden.
Gruß Pichel