Nach der Explosion auf der Bohrinsel Deep Water Horizon im Golf von Mexiko 2010 war Transocean bei Anlegern in Ungnade gefallen. Doch nun spricht einiges dafür, dass der jüngste Aufwärtstrend anhalten könnte.
Seit Anfang des Jahres hat die Aktie von Transocean über 30 Prozent zugelegt, so viel wie keine andere SMI-Aktie im ersten Quartal. Die Kursverluste seit dem 20. April 2010, als es zur Explosion am Bohrloch Macondo kam, belaufen sich damit auf noch 42 Prozent - der größte Einbruch unter den börsennotierten Offshore-Bohrgesellschaften.
Nun könnte der weltweit größte Eigner dieser Plattformen von einem Nachfrageschub profitieren, schätzt Analyst Ole Slorer von Morgan Stanley. Slorer spricht von einem “Superanstieg” und erwartet, dass die Tagessätze bei den Mieten von aktuell 560'000 Dollar auf 714'000 Dollar im dritten Quartal zulegen - das entspricht einem Plus von 28 Prozent.
"Sehr, sehr guter Ausblick"
Transocean, mit Sitz in Vernier in der Schweiz, ist auf jene Bohrinseln spezialisiert, die auf hoher See in größten Tiefen von über 1'500 Metern unter dem Meeresspiegel zum Einsatz kommen. Die Gesellschaft wird bis 2013 mehr Plattformen für Ölkonzerne, darunter Exxon Mobil und BP, vermieten können als die Konkurrenz.
“Unser langfristiger Ausblick im Segment ‘Ultra-tief’ ist sehr, sehr gut”, sagte der Vorstandsvorsitzende von Transocean Steven Newman bei einer Konferenz in New Orleans am 26. März. Die Nachfrage könne nur zunehmen, denn die Ölgesellschaften müssten die Bohrinseln länger im Voraus buchen, um die Vorkommen anzuzapfen, sagte Newman.
Am 15. März überraschte Transocean die Investoren, als das Unternehmen einen Vertrag über zwei Jahre zu einem Tagessatz von 650'000 Dollar für einen nicht genannten Ölkonzern ankündigte. Der Vertrag umfasst eine Option auf Verlängerung nach zwei Jahren, dann könnten die Tagessätze auf bis zu 695'000 Dollar täglich weiter steigen, sagte Charles Minervino, Analyst bei Susquehanna International Group. Nach Angaben von IHS Petrodata lag der Rekordwert im Vorjahr bei 703'000 Dollar.
Analyst James Crandell vom Broker Dahlman Rose & Co. sprach in einer Notiz an Investoren am 16. März von einem “Monster-Tagessatz”. Die Gesellschaft dürfte den Vorsteuergewinn im kommenden Jahr mehr als verdoppeln, zeigen Schätzungen von Analysten, die Bloomberg erfasst hat.
Tagessätze 2010 massiv gesunken
Die Nachfrage nach Bohrinseln war im Zuge der schärfsten weltweiten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gesunken, im Gleichschritt mit einem Rückgang der Ölpreise und einem Stopp bei Bohrungen im Golf von Mexiko nach der Katastrophe im April. Hinzu kamen im Nachgang neue Sicherheitsanforderungen, welche die US-Regierung beschloss. Bis Mitte 2010 sanken die Tagessätze auf rund 400'000 Dollar, nach Rekordwerten 2008 von rund 600'000 Dollar. In den vergangenen 12 Monaten fiel das EBITDA-Ergebnis von Transocean um 54 Prozent. Das war im Vergleich mit Wettbewerbern der stärkste Rückgang, zeigen Bloomberg-Daten.
Nun hat die Gesellschaft mehr Bohrinseln zur Verfügung als jede andere, sagte Scott Gruber, Analyst bei Sanford C. Bernstein. Von den 132 Bohrinseln von Transocean sind derzeit fünf sofort einsatzbereit, so dass sie von steigenden Tagessätzen profitieren dürften. Hinzu kommen neun Bohrinseln, bei denen die Verträge in den kommenden 12 Monaten auslaufen, schrieb Gruber in einer Notiz an Investoren am 20. März. Zwei weitere Bohrinseln sind in Auftrag und dürften 2013 einsatzbereit sein.
Gerade die jüngsten Ölfunde vor der Küste Brasiliens und Westafrikas verlangen nach den anspruchsvollsten Geräten zur Förderung. Bohrinseln der jüngsten Generation, die diesen Anforderungen entsprechen, haben eine Bauzeit von bis zu drei Jahren bei Kosten von mehr als 600 Millionen Dollar. Das Wettrennen, sich die besten verfügbaren Bohrinseln dafür zu sichern, dürfte allen Eigentümern von Bohrinseln und den Zulieferern in der Branche zugutekommen, sagte James C. West, Analyst bei Barclays Capital in New York, in einem Interview.
“Wir sind definitiv in einer Stimmung wie vor einer Party”, sagte er mit Blick auf die Zuversicht in der Branche.
www.cash.ch/news/front/...einem_superanstieg_steht-1152940-449
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