Die IKB Deutsche Industriebank ist viel stärker in das riskante Geschäft mit US-amerikanischen Immobilienkrediten schwacher Bonität involviert als bislang bekannt. Und: Um das Düsseldorfer Institut vor dem Aus zu bewahren, ist nicht nur der Staat eingesprungen - auch die Privatbanken sind dabei. Glaubt man der BaFin, hätte Deutschland sonst eine Krise wie zwischen den Weltkriegen gedroht.
bas/fmd/saf/sce FRANKFURT. An der milliardenschweren Hilfszusage zur Rettung der IKB Deutsche Industriebank beteiligen sich auch Privatbanken. Nach Informationen des Handelsblatts aus Bankenkreisen springt nicht nur die staatliche KfW Bankengruppe ein, sondern auch die deutschen Privatbanken übernehmen 30 Prozent der 3,5 Mrd. Euro schweren Risikoabschirmung für die Mittelstandsbank. Insgesamt hat die KfW der IKB sogar Hilfszusagen in Höhe von 8,1 Mrd. gemacht.
Auf diese Regelung verständigten sich die Privatbanken mit der KfW und dem Bundesfinanzministerium bereits während der entscheidenden Telefonkonferenz am vergangenen Sonntag. Der Bundesverband der Privatbanken bestätigte, dass die privaten Banken die Risiken mittragen wollen, nannte aber keine Details. Nach Informationen des Handelsblatts wird darüber verhandelt, ob sich auch Genossenschaften und Sparkassen beteiligen.
Mit ihrem Engagement wollten die Privatbanken und die KfW die drohende Insolvenz der Düsseldorfer Industriebank IKB verhindern, die sich bei ihrem Engagement im Geschäft mit risikobehafteten US-Immobilienkrediten verhoben hatte. Bundesbankpräsident Axel Weber sagte gestern, durch die Unterstützung seien die Schwierigkeiten „wirksam aufgefangen“ worden. Insgesamt bewertet er das Risiko für deutsche Banken, das sich aus den Problemen am US-Immobilienmarkt ergibt, als „überschaubar“.
Durch die maßgebliche Beteiligung der Privatwirtschaft sieht das Finanzministerium keinen Konflikt mit dem Europäischen Beihilferecht, sagte ein Sprecher von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD). Die EU-Kommission prüft die Zusagen der KfW. Der Risikoschirm könnte von der EU als versteckte Beihilfe gewertet werden. „Wir stehen in engem Kontakt mit den deutschen Behörden“, sagte eine Sprecherin von Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Die Bundesregierung habe zugesagt, die Kommission rasch zu informieren. Die Beteiligung der privaten Banken erleichtert nach Angaben des auf Wettbewerbsrecht spezialisierten Brüsseler Anwalts Michael Schütte von der Kanzlei Howrey die Zustimmung der Kommission. Zusätzlich sind die Provisionen, die die IKB an die KfW zur Risikoabschirmung zahlen muss, ein Argument, mit dem die Wettbewerbshüter überzeugt werden sollen. Die KfW lehnte jeden Kommentar ab.
Jochen Sanio, Präsident des Bundesamts für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), sagte gestern: „Es bestand die Gefahr, dass der plötzliche Zusammenbruch einer mit AA gerateten Bank bei den Marktteilnehmern eine unerwünschte psychologische Verunsicherung ausgelöst hätte.“ Am Wochenende hatte er vor einer „systemischen Krise“ gewarnt, sollte die Rettungsaktion ausbleiben. „In Deutschland droht sonst die schlimmste Finanzkrise seit 1931“, sagte Sanio nach Informationen aus Teilnehmerkreisen.
An der Telefonkonferenz nahmen neben BaFin-Chef Sanio, Finanzminister Steinbrück und KfW-Vorstandssprecherin Ingrid Matthäus-Maier auch Bankenpräsident Peter Müller und BDI-Präsident Jürgen Thumann teil. Ausschlaggebend für das schnelle Eingreifen war demnach die Ankündigung von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann am vergangenen Freitag der IKB Industriebank kein Geld mehr zur Verfügung zu stellen. In Bankenkreisen hieß es, dass auch noch stärker engagierte Institute wie Royal Bank of Scotland, Wachovia und ABN Amro die Kreditlinien nicht mehr verlängerten. Um über das weitere Vorgehen zu beraten, trifft sich heute der Kreditbewilligungsausschuss der KfW Bankengruppe.
Ex-IKB-Chef Stefan Ortseifen soll dem Aufsichtsrat gegenüber mehrfach mögliche Risiken im Geschäft mit US-Immobilienkrediten ausgeschlossen haben. Auch eine Prüfung der IKB-Bilanzen vor wenigen Wochen durch die Prüfungsgesellschaft KPMG habe keine Kreditrisiken ergeben. Deswegen stehen jetzt die Bilanzen selbst in Frage.
quelle: handelsblatt.com\news
Jetzt müssen wir Steuerzahler wieder die Zeche zahlen, denn die KFW wird durch Steuern finanziert.