FRANKFURT (dpa-AFX) - Der für den morgigen Freitag vorgesehene Börsengang von Facebook wirft immer gigantischere Schatten voraus. Beim Broker Lang & Schwarz ist die Indikation am Donnerstag zeitweise über 60 US-Dollar gestiegen. Zuletzt lag sie bei 59,50 US-Dollar je Stück und damit weit über der Preisspanne für die Emission, die unlängst auf 34 bis 38 US-Dollar angehoben worden war. Zudem war die Anzahl der angebotenen Anteilsscheine wegen der großen Nachfrage bereits erhöht worden. Schon jetzt gilt der Börsengang als der größte Internet-Börsengang aller Zeiten. Auch branchenübergreifend kommt Facebook unter die Top Ten.
Bei dem von Lang & Schwarz genannten Kurs käme das Unternehmen auf einen Marktwert von über 160 Milliarden Dollar. Ein Händler bezeichnete die enorme Nachfrage als "völlig überzogen". Er rechne zwar damit, dass die Aktie kurzzeitig weiter zulegen dürfte, da dann erst einmal die Privatanleger kauften. Gleichzeitig dürften die institutionellen Investoren aber ihre Gewinne mitnehmen. Nach Aussagen der Deutschen Börse können deutsche Anleger die Papiere direkt im Anschluss an den Börsengang auch in Frankfurt handeln.
SCHÄTZUNGEN FÜR DEN ERÖFFNUNGSKURS VARIIEREN
Ein weiterer Börsianer sagte, am Markt gebe es deutlich unterschiedliche Schätzungen für den Eröffnungskurs. Er habe eine Spanne von 40 bis 50 US-Dollar gehört. Damit läge die Aktie nur unweit über dem Ende der Angebotsspanne. Volumen und Volatilität dürften immens sein, fügte er hinzu. Noch niedriger fällt indes der Preis aus, den der Broker ETX Capital am Donnerstag vorab nannte. Demnach stellte dieser einen Kurs von 38,89 Dollar je Aktie.
Von den rund 2,7 Milliarden Aktien wollen Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und die übrigen Alteigentümer 421 Millionen Papiere verkaufen - hinzu kommt noch eine Mehrzuteilungsoption. Zusammen mit dieser könnte der Börsengang sogar auf bis zu 18,4 Milliarden Dollar anschwellen. Damit würde Facebook an die beiden größten Börsengänge der US-Geschichte anschließen: Visa hatte 2008 inklusive Mehrzuteilung 19,7 Milliarden Dollar eingenommen und der Autokonzern General Motors im Jahr 2010 nach seinem Neustart 18,1 Milliarden Dollar.
BÖRSENGANG NICHT UNUMSTRITTEN
Der Facebook-Börsengang ist nicht unumstritten. Denn dem gigantischen Marktwert steht ein um ein wesentlich geringerer Umsatz gegenüber. Facebook hat zwar 901 Millionen aktive Mitglieder, doch das Geld kommt größtenteils aus der Werbung. Jeder Klick eines Nutzers auf einen Werbebutton bringt dem Konzern Bares. Doch erst vor kurzem räumte Facebook ein, dass 488 Millionen Mitglieder, die von mobilen Geräten wie Smartphones und und Tablet-Computern auf das weltgrößte Online-Netzwerke zurückgreifen, vergleichsweise wenig Umsatz generieren.
Facebook muss sich also neue Erlösquellen erschließen, um weiter expandieren zu können. Wegen der unsicheren Wachstumsaussichten sollen sich im Vorfeld des Börsengangs vor allem institutionelle Investoren wie etwa Fonds und Anlagefirmen zurückgehalten haben. Dafür ist die Begeisterung bei Privatleuten umso größer.
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