Der aktuelle Goldanstieg erfolgt in einer Zeit, in der Zocker Pleiteaktien wie Lehman, Fannie und Freddie in astronomische Kurshöhen hieven. Auch Junk wie AIG steigt grundlos. Man sollte daher das zurzeit extreme "spekulative Moment" berücksichtigen.
Es ist nicht auszuschließen, dass etwas dran ist an dem am Montag (von Shortsellern?) in Umlauf gebrachten Gerücht, dass eine US-Großbank (Wells Fargo) erneut in Schieflage geraten ist. Der Kurs von WFC fiel am Montag um 6 %, während die großen US-Indizes rund 2 % verloren. Bislang es gab es für die Gerüchte keine Bestätigung.
Der Abverkauf in China vom Montag (-6 %) schlug ebenfalls auf's Gemüt. Heute indes ging es in China wieder 5 % hoch - dead cat bounce? - , während Gold ungerührt weiter stieg auf aktuell 985 Dollar.
Tatsache ist, dass bei Aktienschwäche normalerweise die Commodities mit absacken (siehe Herbst 2008) und der Dollar stärker wird. Dies konnte man zuletzt gestern beobachten, als EUR/USD nach den schwachen ADP-Arbeitsmarktdaten zunächst fiel. Auch Öl gab deutlich nach.
Gold jedoch bewegte sich "auf Gegenkurs". Es stieg und steigt heute weiter.
Konkrete Gründe außer den o. g. gibt es nicht.
Ich vermute Folgendes:
1. Gold ist dieser Tage die Rohstoff-Sau, die ersatzweise für's Öl durch's Dorf getrieben wird. Dahinter könnte die Absicht stehen, den Verfall der Commodities, der mit sinkenden Aktienindizes normalerweise einhergeht, aufzuhalten oder umzukehren. Hinter dem Hochzocken des Goldes könnten interessierte Kreise (Araraber, Russen) stehen, die "auf dem Umweg Gold" den Commodity-Reflations-Trade retten wollen. Wenn Öl wieder unter 50 Dollar fiele, bekämen die Araber und Russen massive Probleme, weil deren Wirtschaft einseitig auf Energie fokussiert ist.
2. Wegen der zahlreichen Regionalbankenpleiten - bislang 84 in 2009 - nimmt in USA die Risikoscheu zu. Der FDIC hat nur noch 10 Mrd. Dollar in seinem Rettungsfonds. Sollte am obigen Gerücht von der Großbanken-Schieflage was dran sein, würde dies die Risikoscheu verstärken. Ein Warnsignal der letzten Wochen war, dass Aktien und Anleihen synchron stiegen. Bei einer "echten" Aktienrallye würde Bonds wegen Umschichtungen von Bonds in Aktien fallen. Da der Bondsmarkt normalerweise smarter ist, steht zu befürchten, dass die zurzeit extrem spekulativ getriebene Aktienmarkt die Warnzeichen entweder nicht sieht oder schlicht ignoriert.
3. Gold wird auf 1000 Dollar getrieben, um Derivate mit dieser Schwelle auszuknocken. Wäre dies tatsächlich der Fall, müsste nach Erreichen der 1000-Marke eine schnelle Trendwende nach unten erfolgen.