REIT´s - ein weltweit erfolgreicher Trend
Michael Beck, Leiter Portfolio Management, Bankhaus Ellwanger & Geiger KG
Als vor knapp 40 Jahren in den USA die Real Estate Investment Trusts (REIT´s) ins
Leben gerufen wurden, konnte noch niemand absehen, dass sie einst eine Vorbildfunktion
für viele entwickelte Kapitalmärkte darstellen würden. Zunächst eher moderate
Wachstumsraten aufweisend, entwickelten sich die REIT´s in den USA ab Mitte der 90er-
Jahre („Tax Reform Act“) zu attraktiven Kapitalsammelstellen mit hohen Dividendenrenditen.
Bei REIT´s handelt es sich zunächst um einen Begriff aus dem US-Steuerrecht, der i.d.R.
börsennotierte Aktiengesellschaften oder „Business Trusts“ beschreibt. Unter Einhaltung
verschiedener Kriterien bleiben erwirtschaftete Erträge auf Unternehmensebene steuerfrei.
Dazu müssen z.B. mehr als 75% des Anlagevermögens in Immobilien angelegt sein,
mind. 75% des Ertrages sollen aus Immobiliengeschäft stammen und mind. 95% des
steuerpflichtigen Gewinns müssen als Dividende ausgeschüttet werden.
Viele Staaten haben diese Regelung bereits übernommen oder planen diese einzuführen.
Australien (LPT´s – „listed property trusts“) und die Niederlande / Belgien (FBI´s –
„fiscale beleggings-instellingen“) begannen in den 70er Jahren mit der Umsetzung eines
REIT-Konzeptes. In den Niederlanden gab u.a. die Unfähigkeit der Rodamco-Gruppe
(damals noch als offener Immobilienfonds konstruiert), die Rücknahmeverpflichtung für
die ausgegebenen Investmentanteilscheine zu erfüllen, den Anlass. Die Einführung des
REIT-Konzeptes stellte den rettenden Ausweg über das Listing der niederländischen Gesellschaften
an der Amsterdamer Börse dar. Gerade Institutionelle Investoren und Pensionskassen
nutzten in den letzten Jahren diese dividendenstarken Titel gerne und trugen
zu deren Erfolg bei.
In Asien ist in den letzten Jahren ein sehr schnell wachsender REIT-Markt entstanden.
Länder wie Japan, Singapur, Hongkong, Korea und Taiwan führten die REIT-Strukturen
ein und verzeichneten rege Neu-Zulassungen von REIT-Gesellschaften. Erst jüngst hat
Frankreich ebenfalls SIIC´s („société d`investissement immobilier cotée“) zugelassen.
Infolgedessen erfreut sich das dortige Finanzministerium zum einen eines Sondersteueraufkommens
aus der Hebung zahlreicher stiller Reserven. Zum anderen entstanden für
interessierte Anleger börsenliquide dividendenstarke REIT´s.
Auch in Großbritannien, welches mit über 120 gelisteten property companies über den
größten und liquidesten Immobilienaktienmarkt verfügt, prüft das Finanzministerium derzeit
die Einführung von PIF´s („property investment fund“). Ziel ist hierbei die Steigerung
der Effizienz des Immobilienmarktes durch die Bereitstellung eines für Investoren attraktiven
Investmentvehikels. Und selbst in Nord-Europa, z.B. Finnland, dürfte die Umsetzung
der REIT-Idee nur noch eine Frage der Zeit sein.
Und so entstehen überall auf der Welt REIT´s - überall? Nein, nur ein kleines unbeugsames
Finanzplatz-Dorf weigert sich, dieses attraktive Konzept umzusetzen. Ein
einsamer Finanz-Häuptling in Berlin und seine Neuerungen gegenüber wehrhaften Mitstreiter
weigern sich beharrlich, einer einzelnen Branche vermeintliche Steuervorteile einzuräumen.
Die Initiative „Finanzplatz Deutschland“ unter der Führung der Deutschen
Bank erreichte immerhin, dass dieses Thema aktuell im Finanzministerium diskutiert wird.
In der Tat erinnert der Finanzplatz Deutschland in dieser Frage an die isolierte Lage des
kleinen Gallier-Dorfes der herrlichen Asterix-Geschichten. Doch gerade die Verbesserung
der fiskalischen Einkommenslage bewog die Nachfahren dieser unbeugsamen Gallier in
den französischen Steuerbehörden, das REIT-Modell einzuführen.
Auch das Ziel einer Effizienzförderung, welches das
britische „Treasury“ im Blick hat, wäre eines, das der darbenden
Immobilienwirtschaft hierzulande durchaus gut zu
Gesicht stünde.
Eine interessierte Gruppe hält REIT´s für überflüssig, da es
sie ihrer Meinung eigentlich schon gibt – die Vertreter der
offenen Immobilienfonds. In der Tat ist Deutschland das einzige
Land, in dem die Anlageform „Offene Immobilienfonds“
in der vorherrschenden gesetzlichen Regelung (noch) existiert.
Immer wieder kritisiert wurde die mangelnde Transpa-
renz hinsichtlich der Bewertung von offenen Fonds. Die gescheiterte Einführung eines
Rating-Verfahrens mit der internationalen Agentur Moody´s konnte diese Transparenz
nicht fördern.
Das neu verabschiedete Investmentmodernisierungsgesetz schaffte einige starre Regeln
ab und bietet den Immobilien-Fondsmanagern erweiterte Anlagenmöglichkeiten in europäischen
Auslandsmärkten bis hin zu den asiatischen Wachstumsmärkten. Damit eröffnen
sich zwar Renditechancen, aber gemäß des alten Kapitalmarktgesetzes „Je höher
die Renditen, desto höher die Risiken“ scheinen offenen Immobilienfonds den Pfad des
Anleihenersatzes zu verlassen.
Zudem dringen einige Experten auf eine realitätsnahere
Bewertung der Immobilienbestände, damit
sich Immobilien- (konjunktur)zyklen auch im
Anteilspreisverlauf widerspiegeln. Die hohe
Transparenz und die im langfristigen Verlauf höhere
Rendite von Bestandsimmobilien-REIT´s
spricht für diese Anlageklasse. Diese Rendite
muss mit höheren Volatilitäten der börsennotierten
Papiere im Vergleich zu offenen Fonds bezahlt
werden. Im Vergleich zu normalen Aktienwerten
schwanken Immobilienaktien bzw. REIT´s
allerdings weit weniger.
Die Wertentwicklungen der wichtigsten europäischen Immobilienaktienindizes im Vergleich
mit dem Industriewerte-index DJ Stoxx 50 gestalten sich wie folgt:
Die zu Kempen gehörende holländische „Global Property Research“ veröffentlichte jüngst
einen globalen REIT-Index mit 250 Immobilienwerten. Im Durchschnitt der letzten Jahre
wiesen REIT´s weltweit eine Dividendenrendite von rund 7% auf. Damit rentierten sie
weit besser als der Durchschnitt aller restlichen Immobiliengesellschaften. Deren durchschnittliche
Dividendenrendite in Höhe von rund 5% dürfte allerdings allein schon als Beleg
für die Attraktivität von börsennotierten Immobiliengesellschaften dienen.
www.der-immobilienbrief.de/source/pdf/146.pdf
s.o.