Das Kapital: Oracle ist noch nicht über den Berg
Na immerhin. "Unsere Vertreter werden immer ausgebuffter, wenn es darum geht, in diesem Umfeld zu verkaufen", meint Oracles Finanzchef Jeff Henley.
Ansonsten waren Zahlen und Ausblick nicht sonderlich erbaulich, auch wenn die Börse mit Schlimmerem gerechnet hat und insofern die Korken hat knallen lassen.
Der Umsatz ist um gut drei Prozent gefallen, der mit Lizenzen um insgesamt zehn und der mit Anwendungsprogrammen sogar um 24 Prozent. Der Gewinn ist bereinigt um acht Prozent gesunken, und im jetzt laufenden Quartal sollen sich Umsatz und Gewinn etwa auf der Höhe des Vorjahres einpendeln. Für ein Unternehmen, das mit dem fast Neunfachen des Umsatzes und dem 33fachen des für die kommenden 12 Monate geschätzten Gewinns bewertet ist, klingt das kaum imponierend. Nicht der Ausblick auf eine Stabilisierung zählt. Wachstum zählt.
Oracle verweist mit Nachdruck auf den Erfolg des neuen integrierten E-Business-Programms 11i. Diese Lösung bietet betriebswirtschaftliche Software (ERP) und solche für den besseren Datenfluss zu Lieferanten (SCM) und Kunden (CRM) aus einer Hand. Sie soll Oracle zufolge dicke Kosteneinsparungen möglich machen und gilt als eine der großen Hoffnungen. Da Firmenchef Larry Ellison noch nie an mangelndem Selbstvertrauen gelitten hat, ist 11i seiner Meinung nach die beste Software der Welt. Wie immer wird das allerdings noch zu beweisen sein.
Gut: Es ist beeindruckend, dass bereits ein Jahr nach der Einführung von 11i über 400 Kunden gewonnen werden konnten. Und noch beeindruckender ist, dass es in einem Jahr bereits 4000 sein sollen. In den Zahlen und im finanziellen Ausblick ist das indes bisher noch nicht zum Ausdruck gekommen. Und auch wenn Oracle es nicht wahrhaben will: Das Unternehmen ist nicht alleine auf der Welt, weder im immer noch dominierenden Geschäft mit Datenbanken noch bei den Anwendungsprogrammen. IBM, Microsoft und SAP sind nur drei von vielen Konkurrenten, mit denen man es nicht so gerne zu tun haben will.
Um den jetzigen Kurs zu rechtfertigen, müsste Oracle bei einem Diskontsatz von 8,5 Prozent selbst bei einer unterstellten Ausschüttungsquote von 50 Prozent noch bis 2009 um 20 Prozent jährlich wachsen. Das ist übrigens eine großzügige Annahme: Sogar zwischen 1997 und 2001 lag das Wachstum im Schnitt nur bei 17,6 Prozent. Natürlich spielt das kurzfristig keine Rolle. Eine freundliche Marktverfassung, und die Aktie kann brummen. Aber dass die Quartalsergebnisse von Oracle einen ganzen Markt beflügeln, ist schon ein bisschen lächerlich.