von Carola Hoyos (London)
Russlands Erdölproduktion hat ihren Zenit erreicht. Das sagte Leonid Fedun, Vizechef von Russlands größtem unabhängigen Erdölkonzern Lukoil, im Interview der Financial Times.
Er heizte damit die Sorge an, dass die Öl fördernden Länder mit der rasch wachsenden Nachfrage aus Asien nicht werden Schritt halten können.
Die Warnung könnte die Rohölpreise weiter in die Höhe treiben. Diese lagen am Montag mit rund 112 $ pro Barrel ohnehin fast auf Rekordniveau und verstärken dadurch den Inflationsdruck.
2007 belief sich die Fördermenge in Russland auf 9,95 Millionen Barrel pro Tag. Etwas Höheres werde er "in diesem Leben" wohl nicht mehr erleben, sagte Fedun. Der russische Spitzenmanager gab eine erstaunlich trübe Einschätzung der Situation ab. Er verglich Russland mit Produktionsgebieten wie der Nordsee und Mexiko, wo die Ölförderung stark rückläufig ist. Im ölreichen Westsibirien sei "die Phase intensiven Wachstums der Ölförderung vorüber", sagte Fedun. "Schnelles Wachstum wird durch gleichbleibende oder fallende Produktion abgelöst."
Russlands Regierung spricht zwar ebenfalls von stagnierenden Förderzahlen, hat bislang jedoch nicht eingestanden, dass die Produktion ihren Höhepunkt erreicht hätte. "Der derzeitige Ausstoß ist auf einem Plateau, er stagniert", hatte beispielsweise der russische Energieminister Viktor Christenko vor einer Woche gesagt.
Russland ist der zweitgrößte Erdölproduzent der Welt und galt bis vor Kurzem als vielversprechendste Ölregion außerhalb des Nahen Ostens. Das schnelle Wachstum der Fördermengen in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende half, Chinas boomende Nachfrage zu bedienen und den Anstieg der Ölpreise etwas einzudämmen. Dieser Trend hat sich zuletzt umgekehrt, und erstmals in diesem Jahrzehnt lag das Angebot unter dem Niveau des Vorjahrs, berichtete die Internationale Energieagentur IEA.
Lukoil-Manager Fedun ist mit seinen Aussagen pessimistischer als die Agentur IEA, die einen Anstieg der Fördermenge bis auf 10,5 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2012 prognostiziert. Aber auch sie schraubte ihre ursprünglichen Vorhersagen mittlerweile zurück.
Das langsame Wachstum an Vorräten aus nicht zur Opec gehörenden Staaten dürfte im Zusammenspiel mit der stabilen Nachfrage aus China und anderen Schwellenländern den sinkenden Energiebedarf der USA wettmachen.
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