Ein bisschen Silicon Valley liegt auch in Deutschland. Zwar sind Industrie- und Dienstleistungssektor hierzulande weit stärker vertreten als innovative Unternehmen im digitalen Segment. Doch der eine oder andere deutsche Konzern schafft dennoch den Sprung auf die Bühne der Global Player.
Beispiel: Wirecard. Die Münchener haben früh den Trend zum bargeldlosen Bezahlen erkannt, der anderswo bereits deutlich weiter fortgeschritten ist als in Deutschland. Während von Flensburg bis Garmisch-Partenkirchen noch gern mit Scheinen und Münzen gezahlt wird, ist in den USA oder auch in Skandinavien längst das Plastikgeld in Form von EC- und Kreditkarten zum Standard geworden.
Doch daneben gibt es noch weitere Spielarten, die gerade mit dem Siegeszug der Smartphones und im Kontext der aufkommenden „Wearables“ an Bedeutung gewinnen dürften. Die Rede ist vom Bezahlen per Smartphone, per App oder per Armband.
Neue Bezahlsysteme – vor allem für Online-Shops interessant
Paypal, der Online-Bezahldienst aus dem Hause Ebay, hat bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt, welches Potenzial in rein digitalen Bezahlsystemen schlummert. Millionen von Privat- und Geschäftskunden haben inzwischen ein virtuelles Konto bei dem Dienst angelegt und nutzen es vor allem für Transaktionen in Online-Shops, die ebenfalls einen immer höheren Stellenwert einnehmen im Einkaufsverhalten der Verbraucher.
Wirecard setzt indes vor allem auf mobile Bezahlsysteme mit den allgegenwärtigen digitalen Begleitern, allen voran den nicht mehr wegzudenkenden Smartphones. Trotz hoher Investitionen schaffte es das Unternehmen, mit der Sparte im abgelaufenen Geschäftsjahr eine schwarze Null zu schreiben. Für 2015 wird ein Gewinn erwartet, mit einem Durchbruch auf breiter Front allerdings erst 2016 gerechnet.
Handybranche unterstützt Mobile Payment
Schließlich müssen nicht nur die Kunden das neue Bezahlsystem annehmen, sondern es muss auch in genügend Geschäften etabliert werden, um als attraktiv wahrgenommen zu werden.
Bislang sind es erneut vor allem die Online-Shops, die sich neuen Bezahlmethoden gegenüber offen zeigen. Doch sowohl Handyhersteller wie Apple oder Samsung als auch Netzanbieter wie die Deutsche Telekom oder Vodafone tragen dazu bei, das Bezahlen per Handy (NFC) zunehmend auch in lokalen Filialen zu ermöglichen.
Etabliert sich das neue System, dürfte es für die im TecDax gelistete Wirecard-Aktie auch in Zukunft steil nach oben gehen. Zumindest die Geschäftszahlen unterstreichen den bisherigen Aufwärtstrend.
Wirecard punktet mit Geschäftszahlen
2014 stieg der Umsatz um 25 Prozent auf gut 600 Millionen Euro. Das Ebitda legte um 37 Prozent zu auf 173 Millionen Euro. Die Prognose für das laufende Jahr wurde erst kürzlich nach oben korrigiert und liegt inzwischen bei bis zu 230 Millionen Euro.
Der Nettogewinn lag zuletzt bei rund 108 Millionen Euro und damit 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Die Dividende wurde hingegen nur leicht angehoben auf nun 13 Cent je Aktie.
Das hat seinen Grund: Wirecard schüttet „nur“ 15 Prozent seines Gewinns an die Anteilseigner aus. 85 Prozent behält das Unternehmen für weitere Investitionen. Dabei setzen die Münchener auf einen Mix aus organischem Wachstum, Kooperationen und Übernahmen.
Nach Afrika, Australien und Asien hat man bereits durch strategische Zukäufe expandiert, nun wird der US-Markt sondiert. Ob es auch hier zu größeren Übernahmen kommt, ist allerdings noch ungewiss.
Analysten sind zuversichtlich
Aktionäre, die das Papier bereits besitzen, sind Analysten zufolge jedenfalls gut beraten, ihre Anteile zu halten. Seit vergangenem Herbst hat der Kurs kräftig zugelegt, allein in den letzten sechs Monaten stieg der Wert um mehr als 45 Prozent an.
Die Langzeithistorie liest sich noch besser: Wer vor drei Jahren auf Wirecard gesetzt hat, verbucht nun einen Zuwachs von mehr als 200 Prozent.
Und damit nicht genug: Analysten sehen die Aktie mit derzeit rund 40 Euro fair beziehungsweise sogar recht günstig bewertet. Die jüngsten Kursziele liegen im Schnitt bei etwa 45 Euro, einzelne Studien gehen sogar von 50 bis 60 Euro aus.
Es besteht also durchaus noch Wachstumspotenzial sowohl für Wirecard als auch für seinen Aktienkurs.