falls noch jemand nicht gelesen haben sollte.
Quelle F.A.Z
Gespräch mit Wirecard-Chef „Ich schließe weitere rechtliche Schritte nicht
aus“
Wirecard verklagt die „Financial Times“. Vorstandschef Braun hält die Vorwürfe gegen sein Unternehmen für widerlegt und reagiert auch auf neue Berichte kämpferisch.
Von MARKUS FRÜHAUF
Wirecard-Vorstandschef Markus Braun
Die „Financial Times“ lässt sich von Ihrer Klage nicht beeindrucken. Was sagen Sie zu den neuesten Vorwürfen in der britischen Tageszeitung, ein Teil ihrer Umsätze in Asien resultiere aus Scheingeschäften mit dubiosen Partnern?
Die aktuelle Berichterstattung der Zeitung ist Teil einer Reihe von falschen und irreführenden Informationen, die von der „Financial Times“ seit 2015 veröffentlicht werden. Gegen den Journalisten und die „Financial Times“ haben wir jetzt vor dem Landgericht München ein Verfahren wegen der wiederholten falschen Darstellung von vertraulichen Informationen und Betriebsgeheimnissen sowie der Fehlzitierung von Dokumenten eingeleitet. Die nun veröffentlichten falschen Informationen wurden von der „Financial Times“ absichtlich falsch zitiert, um Tatsachen zu verzerren.
Kann Wirecard nach dem Untersuchungsbericht schon zur Tagesordnung übergehen, oder ist eine gründlichere Aufarbeitung der Ereignisse nötig?
Wir können uns jetzt wieder auf das operative Geschäft konzentrieren. Grundsätzlich wurden die gegen uns erhobenen Vorwürfe widerlegt. Die Ereignisse werden von uns aufgearbeitet. Wo es Bedarf gibt, werden wir Prozesse verbessern. Wir sind ein Wachstumsunternehmen, hohe Standards für Sicherheit und Unternehmensführung sind für uns essentiell. Wir haben aus dem Untersuchungsbericht auch Erkenntnisse gewonnen, wie wir besser werden können.
Welche Erkenntnisse haben Sie denn gewonnen?
Die Fehlbuchung von 2,5 Millionen Euro hätte nicht passieren dürfen. Wir haben zu allen Erkenntnissen umgehend Maßnahmen ergriffen, um die Qualitätssicherung in der Buchhaltung zu verbessern. Bei dieser Fehlbuchung ist aber weder Vorsatz noch strukturelles Fehlverhalten zu erkennen. Vielmehr wurde ein Softwareprojekt zu spät gestartet und zu früh gebucht.
Mussten Sie deshalb Ihre Bilanzpressekonferenz vom 4. auf den 26. April verschieben?
Die Auswirkungen auf die Bilanz sind marginal. Zudem gibt es auch Korrekturen, die sich positiv auswirken und die Fehlbuchung sogar mehr als kompensieren. Wir haben die Pressekonferenz verschoben, um unseren Prüfern mehr Zeit zu geben, die Erkenntnisse aus Singapur für den Abschluss zu verarbeiten.
Auf welcher Basis wurde der Bericht der Singapurer Kanzlei Rajah & Tann erstellt? Hatten die Anwälte uneingeschränkten Zugang, oder mussten sie sich auf von Wirecard zur Verfügung gestellte Dokumente stützen?
Die externe Rechtsanwaltskanzlei Rajah & Tann hat Anfragen gestellt, wir haben die gewünschten Dokumente zur Verfügung gestellt. Die Koordination dieser Prüfung hat die Kanzlei Fieldfisher übernommen. Die Untersuchung bezog sich auf Transaktionen in fünf asiatischen Ländern. Auf Basis der Antworten wurde der Bericht erstellt.
Warum veröffentlichen Sie nur Ihre Zusammenfassung des Untersuchungsberichts und diesen nicht ganz?
Wir haben immer gesagt, dass wir die Ergebnisse veröffentlichen, das haben wir getan. Wir dürfen den vollständigen Bericht nicht veröffentlichen, weil wir Persönlichkeitsrechte und Rechte Dritter verletzen würden. Die wichtigen Ergebnisse und Erkenntnisse liegen nun auf dem Tisch, auch die unerfreulichen wie zum Beispiel die Fehlbuchung. Wir haben Transparenz geschaffen. Der Markt hat alle wesentlichen Informationen.
Warum wurde die Wirecard-Aktie zum Spielball von Spekulationen?
Das Thema ist vorsätzlich falsch dargestellt worden, um von Spekulationen auf einen fallenden Aktienkurs profitieren zu können. Es gibt Hinweise, dass Marktteilnehmer schon
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Wirecard-Chef schließt „weitere rechtliche Schritte nicht aus“ 29.03.19, 17*19
vor der Veröffentlichung des ersten Berichts in der „Financial Times“ vorab informiert wurden. Nach unserer Feststellungsklage gegen die „Financial Times“ und einen Journalisten schließe ich weitere rechtliche Schritte nicht aus.
War daran nur eine Verschwörung böser Hedgefonds samt Journalisten schuld, oder liegt es nicht auch an den Strukturen von Wirecard, die eine Angriffsfläche bieten?
Ich bin alles andere als ein Anhänger von Verschwörungstheorien. Es gibt aber klare Indikationen für die Kursspekulationen, die fundamental nicht begründet sind. Dass wir ungeachtet davon unsere internen Strukturen weiter verbessern, wissen wir, und das tun wir bereits.
Wie laufen die strafrechtlichen Ermittlungen in Singapur? Das Verhältnis zu den Ermittlern scheint angespannt zu sein.
Ich habe vollstes Vertrauen in das Rechtssystem von Singapur. Wir kooperieren mit den Ermittlungsbehörden und sind daran interessiert, dass die Ermittlungen zügig beendet werden.
Halten Sie den Bericht wirklich für entlastend, nachdem die Anwälte Unregelmäßigkeiten in der Singapurer Niederlassung festgestellt hatten?
Zwischen den Ergebnissen des Berichts und den Vorwürfen in den Medien klafft ein großer Unterschied. Uns wurden wiederholt Bilanzfälschung und Karussellgeschäfte vorgeworfen, tatsächlich gibt es aber nur eine Fehlbuchung. Aus unserer Sicht sind die Vorwürfe widerlegt worden.
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Wirecard-Chef schließt „weitere rechtliche Schritte nicht aus“ 29.03.19, 17*19
Gibt es Ermittlungen gegen Wirecard noch in anderen Ländern wie zum Beispiel in Indien?
Indien war Teil der Untersuchung von Rajah & Tann und wurde ebenfalls entkräftet. Uns sind keine Ermittlungen in anderen Ländern bekannt.
Ist Ihre Wachstumsstrategie insbesondere in Asien zu aggressiv angesichts der internen Strukturen?
Asien ist ein sehr spannender Wachstumsmarkt für Wirecard. Die Gesellschaften in den dortigen Ländern sind teilweise noch bargeldgetrieben, gehen aber sehr schnell über zum digitalen Bezahlen. Wir stehen zu unseren Strategien dort. Wie bereits erwähnt, sehen wir die Notwendigkeit, die dortigen Strukturen bezüglich Unternehmensführung und Compliance, also der Einhaltung von Vorschriften, weiter zu entwickeln und an das Konzernniveau komplett anzupassen.
Ist das Geschäftsmodell von Wirecard zu komplex, um es als Außenstehender verstehen zu können?
Eigentlich ist es einfach zu verstehen. Wir erhalten Gebühren für die Ausführung von Transaktionen. Diese Gebühren beruhen auf einer technologischen Leistung und einer zeitweiligen Risikoübernahme durch Wirecard. Um dieses Kerngeschäft bieten wir immer mehr zusätzliche Dienstleistungen an, um unsere Wertschöpfungskette zu vertiefen. Das stellen wir so transparent wie möglich dar. Ich erkenne aber, dass Dienstleistungen rund um Software und Technologie eher abstrakt und nicht ganz so einfach zu verstehen sind wie im Hardware-Bereich, wo der Produktabsatz entscheidend ist.
Wie beugen Sie Geldwäsche vor?
Wir erfüllen die höchsten Standards der Prävention. Wirecard verfügt seit Jahren über eine Vollbanklizenz und unterliegt so einer sehr strengen Regulierung. Wahrscheinlich ist Wirecard eines der am besten geprüften Unternehmen in der Welt. Ungeachtet dessen werden wir weiter in die Compliance investieren.
Quelle: F.A.Z.
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