@balony, alles gute & richtige Fragen, die Du stellst. Meine 50 Cents dazu:
Dein erster Absatz ist mE absolut richtig, ich würde lediglich den letzten Satz „Zusätzliches Geld würde er mit Optionsscheinen oder anderen Derivaten verdienen“ streichen. Hatte ich schon einige Male geschrieben, dass mir die Kombination aus Leihegebühr auf der einen und Vola-Kosten/Zeitwertverlust auf der anderen Seite per se nicht sinnvoll erscheint – zumindest aber produziert sie nicht automatisch Gewinne.
Ich wäre aber nicht dlg. wenn ich hier nicht (leider) wieder contra der weitläufigen Meinung schreiben würde/müsste, los geht’s:
Ich würde mich lösen von diesem Gedanken, dass die LVs bei bestimmten Kurslevels brennen, nervös werden, dass es brenzlig wird, dass Kartenhäuser zusammenfallen, dass die schlecht schlafen, ein schlechtes Wochenende haben. Ich weiß, hier im Forum geben manche Leute ihre Großmutter beim Pfandleiher ab um zusätzlich noch auf Kredit weitere WDI-Aktien zu kaufen. Ein professioneller Hedge Fund macht so etwas nicht. Für den ist ein Wirecard-Short wahrscheinlich eine von hunderten Positionen.
Ein Praxisbespiel: TCI ist hier mit 1,9 Mio Aktien short, Kosto sieht deren Short-Kurs bei ca. 110 Euro, macht also eine Short-Position von rund 209 Mio Euro. Mal angenommen, der Wirecard Kurs steigt am 18. Juni um 25% auf 121 Euro. Für TCI bedeutet das, dass die rund 10% hinten liegen, knapp 21 Mio Euro bzw. 24 Mio USD. Das von TCI verwaltete Volumen beträgt rund 20 Mrd. USD (siehe hier, aber uffbasse, Klassenfeind! www.ft.com/content/888c191e-525d-11e9-b401-8d9ef1626294). Ein 25%iger Kursanstieg vom heutigen Niveau aus bedeutet daher einen absoluten Verlust des Fondvolumens von 0,1%. Hier wird nichts brennen und Hr. Hohn wird vor so einem Szenario wohl genau viel Angst haben wie vor einem Vulkanausbruch in London. Dass das bei anderen kleineren Funds (Slate Path hat knapp 4 Mrd. Volumen lt. Google) andere Relationen haben kann, keine Frage.
Zweiter Punkt: keiner von uns weiß, welche Strategie hinter den einzelnen HFs steht. Vllt ist es ja eine Adyen long/WDI short oder Dax long/WDI short Strategie. Seit dem 1. Oktober 2019 haben WDI Aktien den Dax um ca. 37% underperformed und Adyen Aktien sogar um fast 130% underperformed. Soll heißen: bei solch einer Strategie kann der WDI-Kurs noch sehr deutlich weiter steigen und trotzdem wären die mit ihrer Strategie noch nicht im Minus.