Die wehende Flagge der EU.
Samstag, 27.04.2024 09:30 von BTC-Echo | Aufrufe: 142

EU-Experte im Interview: "Bitcoin wird ein Qualitätsstandard"

Die wehende Flagge der EU. ©unsplash.com

Brüssel und Bitcoin, eine komplizierte Beziehung. Dabei sollte die EU mit MiCa Krypto-Vorreiter sein. Jetzt erklärt ein EU-Experte, warum BTC und Stablecoins die Zukunft gehört.

Immer wieder teilen Vertreter der europäischen Institutionen gegen Bitcoin aus. Zu hohe Volatilität, Umweltverschmutzung, Cyberkriminalität – einige Argumente der Bitcoin-Skeptiker kommen direkt aus dem Jahr 2017. Doch es gibt auch positive Ausnahmen. Der EU-Blockchain-Experte Dr. Joachim Schwerin setzt sich schon lange intensiv mit Bitcoin und Krypto auseinander. Im Gespräch mit BTC-ECHO erklärt er, wie die Entscheider in Brüssel wirklich ticken und wie resilient Bitcoin gegenüber ihrer Kritik ist. Außerdem: Warum Stablecoins durch geopolitische Umbrüche an Relevanz gewinnen und welche Rolle Bitcoin im globalen Finanzsystem der Zukunft spielen wird.

Was ist der Grund dieser Entwicklung?

Das liegt an den weltweiten Spannungen, aber auch daran, dass diese Länder sehr schnell digitalisieren und neue Möglichkeiten kreieren. Das heißt, wir werden weiterhin außerhalb von Europa eine schnellere Adoption von Stablecoins, vor allem aber auch von anderen innovativen Token-Lösungen sehen. Ich bin davon überzeugt, dass wir in fünf Jahren nicht mehr primär über Dollar-Stablecoins – und vielleicht auch nicht mehr über Stablecoins an sich, zumindest in diesem Ausmaß – reden, sondern eher über tokenisierte Assets, die liquide gehandelt werden können, zum Beispiel Gold, Diamanten oder Bodenschätze. Sie können letztlich alles tokenisieren und als Reserve nehmen für digitale Zahlungen.

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Halten Sie das für möglich, dass ein Libra-ähnliches Projekt irgendwann doch zugelassen wird und sich durchsetzen kann, also ein Stablecoin, der eine Art Währungskorb darstellt?

Tatsächlich bin ich vollkommen überzeugt davon, dass es über kurz oder lang eine private Lösung geben wird, die vieles in den Schatten stellen wird, was damals mit Libra angedacht war. Libra kam zu früh, und das hat dann die entsprechende Reaktion nach sich gezogen. Die erste allergische Reaktion ist immer die stärkste in diesem Bereich. Sie werden über kurz oder lang ein globales, funktionsfähiges System brauchen, allein um den ganzen Bereich Gaming mit vier Milliarden Nutzern, mit Metaverse und all diesen Dingen abzudecken. Und am wahrscheinlichsten ist, dass das aus dem privaten Bereich kommt. Dann haben wir vielleicht wieder eine ähnliche regulatorische Diskussion, aber die Welt ist groß und irgendwo wird der sichere Hafen für so einen Anbieter in einem dann dezentralen und von oben nicht mehr kontrollierbaren Web3 sein.

Sie befassen sich auch schon lange mit Bitcoin als dezentralem Geld. Halten Sie es für realistisch, dass Bitcoin in einigen Jahrzehnten ein globaler Wertspeicher sein kann, der sowohl von Privatpersonen als auch Unternehmen und vielleicht sogar von Notenbanken genutzt wird?

Ich denke zumindest, dass Bitcoin hierbei eine Rolle spielen wird. Und ich glaube, dass wir bis dahin wieder neue und andere faszinierende Dinge sehen werden. Als überzeugter Freund von Gold sage ich: Gold gehört in jedes Portfolio, aber Bitcoin auch. Davon bin ich felsenfest davon überzeugt. Natürlich wird es auch Rückschläge geben, aber ohne jeden Zweifel wird Bitcoin in zwanzig bis dreißig Jahren ein Qualitätsstandard sein, also ein etablierter Teil des globalen Finanzsystem – das dann übrigens der Web3-Logik gemäß ein Wertesystem und kein traditionelles Geld- oder Finanzsystem mehr sein wird. Ich hoffe aber auch, dass sich Alternativen wie Privacy Coins bis dahin stärker entwickeln, denn diese sind neben Bitcoin die sinnvollste Krypto-Innovation.

Was steht dem aktuell im Weg?

Im Moment erleben wir ein Deplatforming, weil mehr oder weniger subtiler Druck ausgeübt wird auf die großen Krypto-Börsen, um Monero und Co. runterzunehmen. Ich selber sehe allerdings großen Nutzen in Privacy Coins und denke auch, dass sie am ehesten der Bedeutung und den Funktionalitäten von Bargeld nahekommen. Je mehr staatlichem Druck sie ausgesetzt werden, desto mehr werden Leute sich aber auch radikaleren dezentraleren Lösungen zuwenden und versuchen, diese zu einem Standard zu entwickeln.

Wie geht die gesamte Entwicklung nun weiter?

Seit über 15 Jahren gibt es Bitcoin. Und wir werden in 15 bis 20 Jahren weitere neue Dinge haben, von denen wir heute noch gar nicht träumen. Das finde ich wirklich sehr spannend. Aber zeitgleich neben all diesen radikalen Innovationen werden wir weiterhin Bargeld haben, ebenso Gold und Diamanten, und wir werden noch Leute haben, die Gemälde, alte Bücher und Oldtimer sammeln, um von Wohneigentum und Ähnlichem gar nicht zu reden. Das ist doch großartig, denn wir erweitern beständig unseren Handlungsspielraum und werden viele neue Dinge haben, aber gleichzeitig bleiben uns die qualitätvollen alten erhalten – mit der Betonung auf „qualitätvoll“.

In früheren Jahrhunderten haben sich Herrscher gerne von ihren Hofmalern mit Accessoires abbilden lassen, darunter oftmals ein Totenkopf. Der symbolisiert als Memento Mori die eigene Vergänglichkeit. Ich wünsche mehr Menschen, die aktuell noch machtvolle Organisationen repräsentieren, diese Fähigkeit zur selbstkritischen Relativierung. Vieles, was jetzt noch stabil aussieht, zerfällt sehenden Auges. Wie aber gerade angemerkt, bleibt auch dasjenige erhalten, das wirklichen Wert für die Gemeinschaft hat, und das ist zum Abschluss unseres heutigen Gespräches doch ein positiver Gedanke.

Vielen Dank für das Gespräch!

 
Source: BTC-ECHO

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