Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Für zahlreiche Rohstoffe ging es in den vergangenen Wochen abwärts, vor allem Öl und Weizen verzeichneten heftige Einbußen, so die Deutsche Börse AG.
Der Goldpreis schlage sich hingegen noch vergleichsweise wacker, unter den Investoren bleibe vor allem physisches Gold beliebt.
Seit Anfang Mai sei der Lack ab bei den Rohstoffen: "Alle drei Haupt-Rohstoff-Indices sind wieder bei einer Null-Performance. Die Hoffnungen richten sich nun auf das zweite Halbjahr", bemerke Ole Hansen von der Saxo Bank. Zu den Verlierern in diesem Jahr würden Weizen, Erdgas, Kupfer sowie Platin und Palladium gehören, im Plus lägen Gold und Silber, Mais, Baumwolle sowie nach wie vor auch Öl der Sorte Brent. "Die zyklische Korrekturphase bei Rohstoffen wird sich in den kommenden Monaten wahrscheinlich fortsetzen", glaube Heinrich Peters von der Helaba.
Wachstumsdämpfung durch Ölpreisschock und Japan-Katastrophe, eine restriktivere Fiskalpolitik auch in den USA und eine, vor allem in den Schwellenländern, straffere Geldpolitik hätten das makroökonomische Umfeld weiter eingetrübt. Der ETC-Handel sei in den vergangenen zwei Wochen jedenfalls von Abgaben geprägt gewesen. "Das Sentiment hat sich gedreht. Wir haben überwiegend Verkäufe gesehen, Ausnahme waren Gold und Silber", berichte Marco Salaorno von der Société Générale.
Deutlich nach unten sei es zuletzt vor allem für Öl gegangen: Zwischenzeitlich sei der Preis für ein Barrel der Sorte Brent auf 105 US-Dollar gerutscht, vor zwei Wochen habe er noch bei fast 120 gelegen. Ganz überraschend habe die Internationale Energieagentur IEA in der vergangenen Woche mitgeteilt, bis zu 60 Millionen Barrel Öl aus den Notreserven der Industriestaaten freigeben zu wollen. Begründet worden sei dies mit dem Ausfall Libyens als Öllieferant. "Es ist erst das dritte Mal in 30 Jahren, dass die IEA zu solchen Maßnahmen greift", erläutere Hansen. Er sehe allerdings nicht Libyen als Grund für die Freigabe: "Die OPEC-Einigung über die Erhöhung der Fördermengen ist gescheitert, und das Quantitative Easing-Programm der FED lief Ende Juni aus: Da brauchte man wohl andere Impulse, um die wirtschaftliche Erholung weltweit anzuregen."
Öl-ETCs hätten vor diesem Hintergrund vor allem auf den Verkaufslisten gestanden. Etwa hätten sich Anleger vom ETFS Brent Oil (WisdomTree Brent Crude Oil 1mth) getrennt, wie Salaorno berichte. Flow Traders melde Abgaben beim ETFS Crude Oil (WisdomTree WTI Crude Oil), beim ETFS Leveraged Crude Oil (WisdomTree WTI Crude Oil 2x Daily Leveraged) und beim ETFS WTI Oil (WisdomTree WTI Crude Oil 2mth). "Rohölpreise von deutlich über 100 US-Dollar je Barrel dürften erst einmal Geschichte sein", meine Peters von der Helaba. Heute koste ein Barrel Rohöl der Sorte Brent knapp 109 US-Dollar.
Noch vergleichsweise gut gehalten habe sich der Goldpreis. In der vergangenen Woche seien die Notierungen sogar zwischenzeitlich wieder über die Marke von 1.550 US-Dollar je Feinunze geklettert, dann sei es - nach schwachen Konjunkturzahlen aus China und der IEA-Mitteilung - zu einer Abschwächung gekommen. Aktuell müssten 1.504 US-Dollar für eine Feinunze gezahlt werden. "Die Ergänzung des Vermögens durch "Substanzwerte" scheint gerade in den asiatischen Schwellenländern immer noch hoch im Kurs zu stehen", erkläre Peters. Außerdem gebe die erhöhte Goldnachfrage der Notenbanken strukturellen Rückenwind.
Gold-ETCs seien daher weiter angesagt, vor allem solche mit physischer Hinterlegung. Gesucht sei laut Société Générale der Gold Bullion Securities (Gold Bullion Securities) gewesen. "Aufgrund der Eurokrise und der nur langsam anlaufenden Konjunktur in den USA sehen wir trotz der Korrektur in der letzten Woche nach wie vor ein hohes Interesse an Goldprodukten (Xtrackers Physical Gold EUR Hedged ETC), (WisdomTree Physical Gold)", melde auch Florian Perini von Flow Traders. Bei Silber-ETCs (WisdomTree Silver) hätten sich Anleger ebenfalls weiter kauffreudig gezeigt. Uneinheitlich sei das Bild hingegen bei Palladium, hier würden sich Zu- und Abflüsse die Waage halten (Xtrackers Physical Palladium EUR Hedged ETC), (WisdomTree Physical Palladium).
Nicht so gut sehe es aus für die Industriemetalle, sie hätten sich nach der scharfen Korrektur im Mai kaum erholt. Ihnen mache vor allem die sich abzeichnende Wachstumsabschwächung zu schaffen. Der Kupferpreis sei mit aktuell 8.995 US-Dollar je Tonne weit von seinen Hochs aus dem Februar bei fast 10.200 US-Dollar entfernt. Laut Helaba werde für die Industriemetalle insgesamt der Angebotsaufbau in den kommenden Quartalen mit einer fühlbaren Nachfrageberuhigung zusammenfallen.
"Gleichzeitig dürften spekulative Lager in den kommenden Quartalen abgebaut werden. Auch die selbst in China zunehmenden strukturellen Wachstumshemmnisse sprechen eher für eine Fortsetzung der Talfahrt der Preise im zweiten Halbjahr". ETC-Investoren seien sich aber offenbar noch uneins: Breit aufgestellte Industriemetall-ETCs (WisdomTree Industrial Metals) würden Flow Traders zufolge zu- und verkauft.
Noch rapider bergab sei es zuletzt für den Weizenpreis gegangen. "Mit dem Abflauen der Extremwetterverhältnisse dürften die durch intransparente Marktverhältnisse, Exportbeschränkungen und Hamstern zusätzlich beflügelten Preisfantasien bei Agrarrohstoffen ihr vorläufiges Ende finden", glaube Peters. Für steigende Preise sprächen zwar Knappheitsängste angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung, extrem niedrige Lagerbestände, der wachsende Biokraftstoffeinsatz und erhöhter Fleischkonsum in den Schwellenländern. "Gleichwohl überwiegen kurzfristig die Abwärtsrisiken".
Die ETC-Investoren würden das offenbar ähnlich sehen und sich von ihren Anlagen wie dem ETFS Grains DJ-UBSCI (WisdomTree Grains) verabschieden, wie Salaorno erkläre. Allerdings gebe es laut Flow Traders auch einige Anleger, die das niedrige Kursniveau ausnutzen und einsteigen würden (WisdomTree Wheat), (T-ETC auf S&P/GSCI Wheat TR [Source Commodity Markets Plc]).
Auch für breite Rohstoff-ETCs und ETFs hätten sich Investoren zuletzt nicht mehr erwärmen können, wie Händler berichten würden. Laut Salaorno seien zum Beispiel der EasyETF GSCI (EasyETF S&P GSCI Capped 35/20), der Lyxor Commodities CRB (Lyxor Commodities CRB Thomson Reuters/CoreCommodity UCITS ET) und der db x-trackers DBLCI - OY Balanced (Xtrackers Bl. Com. ex-Agric & Livest Swap UCITS ETF 1C EUR H) verkauft worden. Flow Traders sehe aber auch Zuflüsse bei Rohstoff-ETFs und –ETCs (Market Access ROGERS INTERNATIONAL COMMODITY INDEX UCITS ETF), (L&G Longer Dated All Commodities UCITS ETF), (WisdomTree Broad Commodities) und spreche von einem insgesamt ausgeglichenen Bild. (29.06.2011/zc/a/a)
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