DJ UPDATE2: Vorstöße von freenet-Aktionären laufen..ins Leere
(NEU: Abstimmungsergebnis)
Von Stefan Paul Mechnig
Dow Jones Newswires
HAMBURG (Dow Jones)--Die Kritik von Großaktionären der freenet AG
am Kurs des Vorstands und einem umfangreichen Aktienprogramm für das
Management ist auf der Hauptversammlung des Telekommunikationsanbieters ohne
Folgen geblieben. Vorstand und Aufsichtsrat wurden am Ende des
Aktionärstreffens am Freitagabend in Hamburg mit deutlicher Mehrheit
entlastet. Der Mitgesellschafter und Wettbewerber Drillisch hatte beantragt,
der Führung die gelbe Karte zu zeigen. Auch die von Drillisch
vorgeschlagenen Kontrolleure wurden abgelehnt. Ebenfalls kam der Antrag auf
eine höhere Sonderdividende nicht durch.
Der freenet-Vorstandsvorsitzende Eckhard Spoerr verteidigte vor den
Aktionären seine Strategie des Zusammenwirkens von Mobilfunk, Festnetz und
Internet und warnte noch einmal vor einer Zerschlagung des erst im März
fusionierten Unternehmens. Er lässt die Möglichkeit für einen
Verkauf von freenet als Ganzes prüfen, ist aber gleichzeitig weiter offen
für Akquisitionen.
Für eine Aufteilung macht sich unter anderem die Drillisch AG stark,
die inzwischen mit 10% an freenet beteiligt ist. Am Rande der Hauptversammlung
bekräftigte der Vorstandsvorsitzende Paschalis Choulidis seine Sicht, dass
er keine Vorteile in der Kombination von Mobilfunk und Internet sehe. Andere
Großaktionäre stellten sich dagegen hinter den Kurs des Managements.
Auch die größte hiesige Aktionärsorganisation Deutsche
Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) lehnte eine Zerschlagung ab.
Keine Unterstützung fand Choulidis auch für seinen Vorschlag, den
Aufsichtsrat mit anderen Kapitalvertretern zu besetzen als vom Vorstand
nominiert. Er hatte unter anderem den früheren Geschäftsführer
des Mobilfunkers E-Plus und den ehemaligen Leiter des Internetdienstes AOL
vorgeschlagen. Damit wollte Choulidis frischen Wind in das Kontrollgremum
bringen, das seiner Ansicht nach bislang dem Vorstand nicht kritisch genug
gegenüberstand und deswegen auch das vor einigen Wochen bekannt gewordene
Aktienwertsteigerungsprogramm einfach abgenickt habe.
An diesem Programm, das Zahlungen von insgesamt rund 50 Mio EUR an den
Vorstand und weitere Führungskräfte ermöglicht, gab es teilweise
heftige Kritik. Der Umfang des Programms wurden als zu groß, die
Hürden für die Gewährung der Mittel als zu niedrig gerügt.
Vorbehalte äußerte neben Drillisch und der DSW auch die mit gut 5% an
freenet beteiligte britische Fondsgesellschaft Hermes. Sie wollte deshalb
Aufsichtsräten die Entlastung verweigern.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Thoma sagte, das Aktienprogramm liege
nicht außerhalb des üblichen Rahmens. Es handele sich angesichts des
harten Wettbewerbs, in dem sich freenet bewege, um eine "sinnvolle und zwingend
erforderliche Maßnahme" zur langfristigen Bindung des Managements.
Zu den unlängst publik gewordenen Untreue-Vorwürfen gegen Spoerr
sagte Thoma, hier werde systematisch versucht, den Ruf des
Vorstandsvorsitzenden in der Öffentlichkeit zu schädigen. Die
erstmals vor fünf Jahren erhobenen und seither immer wieder kolportierten
Anschuldigungen eines früheren Buchhalters, Spoerr habe Scheinumsatze
getätigt, Beteiligungen zu überhöhten Preisen verkauft und damit
sich und andere begünstigt, seien falsch und nicht neu.
Webseite: www.freenet-ag.de
-Von Stefan Paul Mechnig, Dow Jones Newswires, ++ 49 (0) 211 - 13 87 213,
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