Rede von Dr. Georg Prilhofer, Vorsitzender des Vorstands
- Es gilt das gesprochene Wort -
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Geschäftsjahr 2002 war ein bedeutender Wendepunkt in der Geschichte der VARTA AG. Im vergangenen Jahr nahmen wir infolge der fortschreitenden Globali-sierung unserer Lieferanten und Kunden für die beiden Bereiche Auto- und Gerätebatterien Gespräche auf, mit dem Ziel einer Einbindung dieser Bereiche in größere internationale Unternehmenseinheiten. Hierüber berichte ich Ihnen heute wie auch über die operativen Fortschritte bei Varta. Herr Wever wird anschließend auf die Details des Konzernabschlusses und die Dividendenhöhe eingehen.
Zur Transaktion mit Johnson Controls
Ich beginne mit dem Anteilskaufvertrag zwischen der VARTA AG und Johnson Controls Inc. vom 6. August 2002 über den Verkauf des Unternehmensbereichs Autobatterien.
Zur Vorbereitung der geplanten Veräußerung sieht der Kaufvertrag vor, dass VARTA Automotive GmbH ihre Beteiligung an der VB Autobatterie GmbH für einen Kaufpreis von 280 Mio. Euro abzüglich Schulden und zuzüglich liquider Mittel an VARTA AG verkauft. VARTA Automotive GmbH wird in Anlehnung an das Johnson Controls-Geschäftsjahr, das jeweils am 30. September endet, das Geschäftsjahr umstellen und zum 30. September 2002 vorzeitig beenden. Anfallende Buchgewinne aus der Übertragung der VB Autobatterie GmbH stehen der VARTA AG zu. Darüber hinaus ist eine teilweise Auflösung der Kapitalrücklagen der VARTA Automotive GmbH vorgesehen. Diese Beträge werden mit der Kaufpreisforderung der VARTA Automotive GmbH für den Verkauf der VB-Anteile verrechnet.
Seit 115 Jahren stellt unsere Gesellschaft Batterien her und ist in Deutschland als der "Batterie-Experte" geradezu das Synonym für Batterien.
Mit großer Mehrheit stimmte die Hauptversammlung 2002 zu, den Unternehmensbereich Autobatterien an Johnson Controls Inc. zu veräußern und VARTA Gerätebatterie GmbH Deutschland als ein Gemeinschaftsunternehmen mit Rayovac Corp. fortzuführen. Die ausländischen Tochtergesellschaften des Geschäftsbereichs Handelsbatterien wurden an Rayovac verkauft. Ferner veräußerten wir im November die Beteiligung an dem australischen Industriebatterieproduzenten Pacific Marine Batteries Pty. Ltd.
Diese Schritte bedeuten nach der Realteilung im Jahr 1977 eine weitere Zäsur in der Geschichte der Varta, die eine unternehmerische Neuausrichtung mit einschneidenden Maßnahmen mit sich bringt. So reduzierten wir die Zentrale der VARTA AG auf ein Kernteam, dessen vornehmliche Aufgabe es sein wird, die VARTA Microbattery GmbH unternehmerisch fortzuentwickeln, die Mehrheitsbeteiligung an der brasilianischen Microlite und die Minderheitsbeteiligung an der VARTA Gerätebatterie GmbH zu betreuen sowie die Abwicklung vertraglich übernommener Verpflichtungen zu gewährleisten und die in der AG verbliebenen Grundstücke zu verwalten.
Die Aktionärsstruktur änderte sich innerhalb des letzten Jahres nur geringfügig. DB Investor, die Private Equity Holding der Deutschen Bank AG, hält über die GOPLA Beteiligungsgesellschaft mbH nun rund 94 % der Varta-Aktien.
Lassen Sie mich zu den operativen Kennzahlen des Konzerns überleiten:
Weltweit erfüllten sich im vergangenen Jahr die gesamtwirtschaftlichen Erwartungen nicht. Das Geschäftsjahr 2002 zeichnete sich durch ein schwaches wirtschaftliches Umfeld aus. Besonders betroffen waren die für uns wichtigen Märkte Deutschland und Brasilien. Deshalb entwickelte sich der Bedarf an Gerätebatterien in Europa und Südamerika rückläufig. Ebenso war die Nachfrage nach Microbatterien verhalten. Dem zunehmenden Bedarf an leistungsstarken Spezialbatterien stand die sich abflachende Nachfrage nach Handybatterien gegenüber. Während das Handelsgeschäft mit Autobatterien eine kontinuierliche Aufwärtsentwicklung verzeichnete, nahm die Nachfrage nach Autobatterien für die Erstausrüstung infolge der rückläufigen europäischen Automobilproduktion ab.
Trotz dieser erschwerenden Umstände steigerte der Varta-Konzern Absatz und Umsatz. Vor allem durch Gewinnung neuer Großkunden nahm sowohl bei Auto- als auch bei Gerätebatterien der Batterieabsatz weiter zu, obwohl 20 % unseres Absatzes von Branchenzyklen abhängig sind, die im Geschäftsjahr durch einen Abwärtstrend gekennzeichnet waren.
Betrachten Sie die vergleichbar gestellten Zahlen. Den Konzernumsatz verbesserten wir um 2 % auf 944 Mio. Euro. Wie Sie dem Chart entnehmen können, soll die Vergleichbarstellung Ihnen eine Möglichkeit bieten, die Zahlen zeitanteilig mit denen des Vorjahres zu vergleichen. Berücksichtigt sind Handelsbatterien mit 9 Monaten, Autobatterien mit 10 Monaten und die australische Beteiligungsgesellschaft Pacific Marine Batteries mit 11 Monaten. Das operative Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) wuchs vergleichbar gestellt deutlich um zwei Drittel auf 46 Mio. Euro. Davon entfielen auf Gerätebatterien 16 Mio. Euro und auf Autobatterien 24 Mio. Euro. Erhöhte Absatzmengen, Kostensenkungen und Produktivitätssteigerungen waren trotz des leicht rückläufigen Preisniveaus hierfür maßgebend. Auf Sonstige Bereiche entfiel ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 6 Mio. Euro (Vorjahr -7 Mio. Euro).
Die Entwicklung bei Autobatterien:
Der Unternehmensbereich Autobatterien setzte seinen Wachstumskurs bei Umsatz und Ergebnis fort und steigerte bis zum Transaktionszeitpunkt Ende Oktober das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) um ein Drittel auf 24 Mio. Euro.
Dazu trugen der Markterfolg und eine erneute Produktivitätssteigerung bei. Unsere Maßnahmen zur Kostensenkung wurden durch den im Durchschnitt 7 % geringeren Börsenpreis für Blei unterstützt. Außerdem bezogen wir - so weit wie möglich - Blei aus der eigenen Recyclinghütte. Die operative Kapitaleinsatzrendite verbesserte sich vergleichbar gestellt von 7 auf 9 %.
Auf vergleichbare Basis gestellt legte der Umsatz für die Monate Januar bis Oktober um 5 % auf 494 Mio. Euro zu. Zu dieser Steigerung trugen sowohl das Handelsgeschäft wie auch die verstärkte Belieferung der Erstausrüstungskunden bei. Mit dem über Markttrend liegenden Wachstum bauten wir unsere Marktposition in Westeuropa weiter aus. Das Geschäft unseres südamerikanischen Gemeinschaftsunter-nehmens, das wir bis zu der Transaktion "at equity" bilanzierten, entwickelte sich dagegen rückläufig.
Zwei Drittel unseres Absatzes entfielen auf das Handelsgeschäft. Die Abwicklung unseres Handelsgeschäfts mit Hilfe elektronischer Medien erweiterten wir mit Einführung des Extranets. Gleichzeitig begannen wir mit der Entwicklung eines E-Marketing-Konzepts. Ziel war, die Bindung und Loyalität unserer Kunden damit zu verstärken. Ein Drittel unseres Absatzes entfiel auf das Erstausrüstungsgeschäft. Aufgrund unserer hohen Produktqualität, führenden Batterietechnologie und innovativen Serviceangeboten erzielten wir weitere Lieferanteile. Auch Automobilhersteller in Osteuropa wurden von uns beliefert.
Die Mitarbeiterzahl im Unternehmensbereich Autobatterien betrug Ende Oktober 3104. Dies war gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitstichtag ein geringer Rückgang um 4 Beschäftigte.
Die Investitionen in Sachanlagen betrugen bis Ende Oktober 32 Mio. Euro (im gesamten Vorjahr 41 Mio. Euro). Davon entfielen zwei Drittel auf unsere ausländischen Standorte. Investitionsschwerpunkte bildeten vor allem ein weiterer Kapazitätsausbau, aber auch Maßnahmen zur weiteren Rationalisierung, neue Batterietechnologien und die internationale Standardisierung unserer EDV-Systeme.
Nach wie vor lag unser Forschungsschwerpunkt in der Fortentwicklung der Bleibatterietechnologie. Ziele waren eine noch kostengünstigere Produktion, eine weitere Gewichtsreduzierung und Leistungserhöhung sowie eine Verbesserung der Temperaturstabilität. Auch setzten wir die Entwicklung neuer AGM-Batterien mit absorbierenden Vlies-Separatoren und von leistungsstarken Nickel-Metallhydrid- und Lithium-Ionen Batterien fort.
Ich möchte nun auf unseren Unternehmensbereich Gerätebatterien eingehen:
Operativ steigerte der Unternehmensbereich Gerätebatterien den Absatz, erzielte jedoch - vergleichbar gestellt - wie im Vorjahr einen nahezu identischen Umsatz von 445 Mio. Euro. In diesen Daten ist die Geschäftsentwicklung des Geschäftsbereichs Handelsbatterien für 9 Monate und des Geschäftsbereichs Microbatterien sowie der brasilianischen Beteiligungsgesellschaft Microlite für 12 Monate zusammengefasst. Mit der Einführung einer neuen Produktlinie bei Handelsbatterien gelang es, unsere gute Marktposition weiter zu festigen. Allerdings fielen die lateinamerikanischen Umsätze trotz Verteidigung unserer Marktposition währungskursbedingt zurück. Im Geschäftsbereich Microbatterien stärkten wir unsere international führende Stellung mit der Produkteinführung von Lithium-Ionen-Batterien im Telekommunikationsmarkt.
Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 16 Mio. Euro, im Vorjahr waren es vergleichbar gestellt 17 Mio. Euro. Es gelang uns, die angespannte Preissituation und rückläufige Konjunktur, insbesondere im Telekommunikationsmarkt, durch Restrukturierungen bei wieder aufladbaren Rundzellen sowie die Verbesserung der Fertigungs- und Materialflüsse zu kompensieren. Zusätzlich wurde das Ergebnis durch rückläufige lateinamerikanische Währungskurse belastet. Die Kapitaleinsatzrendite betrug wie im Vorjahr vergleichbar gestellt 11 %.
Am Jahresende 2002 beschäftigten wir im Unternehmensbereich Gerätebatterien 2 521 Mitarbeiter. Vergleichbar gestellt ist dies eine leichte Zunahme um 27 Beschäftigte. Dies ist ausschließlich auf Produktionserweiterungen bei Microlite in Brasilien zurückzuführen, während sich die Mitarbeiterzahl bei Microbatterien um 1 % auf 1 738 und bei Handelsbatterien bis zum Transaktionszeitpunkt Ende September um ebenfalls 1 % auf 2 017 Mitarbeiter reduzierte.
Im Mittelpunkt unserer Entwicklungsaktivitäten stan-den wieder aufladbare Lithium-Polymer-Microbat-terien. Bei Hochtemperatur-batterien der Nickel-Metall-hydrid-Technologie erzielten wir Leistungssteigerungen. Bei Handelsbatterien gelangen uns wesentliche Produktverbesserungen.
Die Investitionen in neue Sachanlagen lagen 2002 bei 19 Mio. Euro (im gesamten Vorjahr 29 Mio. Euro). Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr ist vor allem durch die Entkonsolidierung des Geschäftsbereichs Handelsbatterien bereits zum 1. Oktober zurückzuführen. Im Vordergrund standen sowohl Maßnahmen zur Verbesserung der Produktqualität wie auch der neuen, zukunftsträchtigen Produkttechnologie. Ein wesentlicher Teil entfiel auf den Ausbau der automatisierten Fertigung für wieder aufladbare Lithium-Polymer-Batterien. Bei Handelsbatterien bildeten Investitionen zur Kapazitätserhöhung und Flexibilisierung der Produktion Investitionsschwerpunkte. Der Ausbau unseres internationalen Distributionszentrums und der Verpackungsfabrik in dessen unmittelbarer Nähe waren wichtige Schritte zur schnelleren Bedienung des Marktes.
Generell erwarten wir für Varta im laufenden Jahr 2003 eine leichte operative Verbesserung bei Microbatterien und bei unserer brasilianischen Beteiligungsgesellschaft Microlite. Aus heutiger Sicht rechnen wir nicht mit einer durchgreifenden Besserung der Marktsituation für unser Geschäft. Bei unseren Kunden findet zudem eine Verhaltensänderung statt. Während in den vergangenen Jahren Investitionen vor allem technologiegetrieben waren, steht zunehmend die Frage im Vordergrund, welche Produkte und Systeme ihnen für das Geschäft den schnellsten Ergebnisbeitrag bieten. Außerdem sehen wir im Handel einen beschleunigten Lagerabbau. Wir stellen uns hierauf mit entsprechenden Produkten und Serviceleistungen ein. Mit neuen Produkten wie PoLiFlex planen wir einen steigenden Batterieabsatz speziell in Asien. Ebenso ist es unser Ziel, in Südamerika weiter zu wachsen. Jedoch sehen wir in diesem Markt nach wie vor ein erhebliches Währungsrisiko.
Zusammenfassend möchte ich folgendes feststellen:
Wie wir anlässlich der letzten Hauptversammlung bereits betont haben, war eines unserer Ziele die langfristige Sicherung der Firmen- und Produktionsstandorte und damit der Arbeitsplätze der verschiedenen Geschäftszweige der VARTA AG. Unsere damalige Handelsbatteriesparte war im wesentlichen auf Europa, Südamerika und Osteuropa konzentriert. Dieses war angesichts der Globalisierung der Handelsketten eine riskante Ausrichtung. Zudem stand die VARTA Gerätebatterie GmbH vor dem Problem einer notwendigen Marktausweitung in den USA und Asien, dem am schnellsten wachsenden Markt. Ein Marktaufbau in den USA wäre angesichts der drei großen dort tätigen Wettbewerber mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden gewesen. Keiner dieser Hersteller stand für eine Akquisition zur Verfügung. Daher entschlossen wir uns zu einem Zusammengehen mit Rayovac bzw. einem Teilverkauf. Das ehemalige Varta-Management ist nach wie vor verantwortlich für den europäischen und osteuropäischen Teil des Batteriegeschäfts und die Arbeitsplätze sind durch die Firmengröße und Rayovac-Präsenz auf allen wesentlichen Märkten langfristig erheblich sicherer. Da Rayovac in Europa kaum Aktivitäten hatte, besitzt das europäische Management eine gewichtige Stimme im Rayovac-Konzern.
Die Situation auf dem Starterbatteriesektor war ähnlich. Durch die starke Globalisierung der Autoindustrie und deren sich verstärkende Tendenz global einzukaufen, hätte Varta auch auf dem USA-Markt Präsenz aufbauen müssen. Dort liefern sich Exide, die nach wie vor unter Chapter 11 stehen, und Johnson Controls einen Kampf um Marktanteile. Andererseits musste JCI - wollte sie ihre globalen Kunden bedienen - ein Unternehmen in Europa aufbauen. JCI hatte gerade Hoppecke gekauft und war dabei, einen anderen kleinen Hersteller zusätzlich zu kaufen. Eine schwierige Wettbewerbssituation zwischen JCI, Exide und Varta wäre die Folge gewesen mit gravierenden Auswirkungen auf die Rendite und Standorte der Varta. Ein Verkauf der Autosparte an JCI in dieser Situation war für die Aktionäre, die Mitarbeiter und Standorte die bei weitem beste Lösung. Hannover bleibt das Zentrum der Batterieaktivitäten von Johnson Controls in Europa mit Produktion, Forschung und Entwicklung. Herr Wever ist verantwortlich für das gesamte europäische Batteriegeschäft und hat Sitz und Stimme im JCI-Topmanagement. Diese Stimme ist umso gewichtiger als mittlerweile klar ist, dass der EU-Markt und der US-Markt für Starterbatterien völlig verschieden sind.
Nimmt man diese strategischen Neuausrichtungen zur Kenntnis, die unseren ehemaligen Mitarbeitern und deren Management weiterhin gute Arbeitsplätze in Deutschland sichern und zugleich Sie, unsere Aktionäre, am wirtschaftlichen Erfolg der Neuausrichtungen teilhaben lassen, dann versteht man manche Zeitungskommentare wie ‚Ausverkauf bei Varta' nicht. Ähnliche Umstrukturierungsprozesse anderer Unternehmen gehen nicht selten zu Lasten der Mitarbeiter oder zu Lasten der Eigentümer, oftmals zu Lasten aller Beteiligten. In unserem Fall stehen alle Beteiligten auf der Gewinnerseite.
Die VARTA Microbattery GmbH mit Sitz in Ellwangen ist seit langem global tätig mit Geschäftsstellen in allen europäischen Ländern, in den USA, Singapur, Hongkong, Südkorea und China. Sie stellt ein breites Produktspektrum her für alle Arten von derzeitigen und zukünftigen High-Tech-Anwendungen: mobile Kommunikation, PC's, Notebooks, Konsumelektronik, Uhren, schnurlose Technologien, elektronische Schaltungen, industrielle Applikationen, medizinische Geräte und Hörgeräte. Mit diesen Produkten erzielt die VARTA Microbattery GmbH derzeit rund 140 Mio. Euro Umsatz und macht Gewinn - auch in diesen schwierigen Zeiten. Das Unternehmen behauptet sich gegen starke Wettbewerber zum Beispiel aus Japan, China und Südkorea.
In den vergangenen Jahren haben wir mit einigem Aufwand eine neue Batterietechnologie entwickelt, die für viele Anwendungen besser geeignet ist als die bisherigen: die Lithium-Polymer-Technologie. Batterien dieser Type sind bereits auf dem Markt und werden an Erstausrüster in aller Welt geliefert. Ihr Vorteil besteht in höherer Energiedichte, geringerer Baugröße wie auch in weitgehender Freiheit der Formgebung. Von dieser Technologie versprechen wir uns große Wachstumschancen in der Zukunft. Hier befinden wir uns mit Sony an der Weltspitze. Die Entwicklungsmöglichkeiten dieses neuartigen Energiespeichers sind natürlich abhängig von der Entwicklung des Weltmarktes.
Unsere brasilianische Tochtergesellschaft Microlite ist mit einem Umsatz von ca. 55 Mio. Euro trotz eines sehr hohen regionalen Marktanteils von über 50 Prozent längerfristig gesehen zu klein. Daher sind wir bestrebt, sie in einen größeren Firmenverband einzugliedern. Die Partnersuche gestaltet sich aber auch deshalb schwierig, weil die VARTA AG nicht hundertprozentiger Eigentümer ist. Das geschäftliche Umfeld in Brasilien und die Währungskursentwicklung geben laufend Anlass zu Problemen.
Die Anzahl der Mitarbeiter der VARTA AG werden wir in den nächsten Monaten auf ein Kernteam reduzieren. Vornehmliche Aufgabe wird es sein, die unternehmerische Entwicklung der VARTA Microbattery GmbH zu begleiten, die Mehrheitsbeteiligung an der brasilianischen Microlite und die Minderheitsbeteiligung an der VARTA Gerätebatterie GmbH zu betreuen sowie die Abwicklung vertraglich übernommener Verpflichtungen zu gewährleisten und die in der AG verbliebenen Grundstücke zu verwalten.
Wir haben bereits mehrfach erklärt und betonen dies hier wieder, dass die VARTA AG auch nach Ausschüttung der hohen Dividende von 267 Mio. Euro ihre Aufgaben der Verwaltung und Finanzierung der Tochtergesellschaften erfüllen kann. Selbst unter Berücksichtigung sämtlicher Rückstellungen von 88 Mio. Euro, in denen eine ausreichende Dotierung und Sicherung der Pensionsverpflichtungen enthalten sind, und der vollständigen Rückführung der Bankdarlehen von 20 Mio. Euro verfügt sie über disponierbare Mittel in Höhe von ca. 80 Mio. Euro. Die VARTA AG geht daher gut gerüstet in eine geordnete Zukunft. Nach diesem operativen Überblick über den Geschäftsverlauf wird Ihnen Herr Wever die Details zum Jahresabschluss vorstellen.
Nach diesem operativen Überblick über den Geschäftsverlauf wird Ihnen Herr Wever die Details zum Jahresabschluss vorstellen.
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Rede von Walther Wever, Mitglied des Vorstands
- Es gilt das gesprochene Wort -
Die Entwicklung des Börsenkurses der VARTA AG ist Spiegelbild der außerordentlichen Ereignisse des vergangenen Jahres. Während sich die Aktie - ausgehend von 14,50 Euro - zunächst uneinheitlich zwischen 13,00 Euro und 14,50 Euro entwickelte, stieg der Börsenkurs nach Ankündigung der beiden Transaktionen im Sommer 2002 innerhalb weniger Tage deutlich an, um sich nach einem Höchstkurs von rund 21 Euro bei knapp 19 Euro einzupendeln. Durch die Unternehmensverkäufe gelang uns damit trotz des signifikanten Wertverfalls des allgemeinen Aktienmarkts eine deutliche Wertsteigerung unserer Aktie.
Die Transaktionen ziehen sich auch wie ein roter Faden durch die Abschlüsse des Konzerns und der VARTA AG. Zunächst möchte ich Ihnen - wie in der Vergangenheit - die Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung erläutern. Neben den Vorjahreszahlen gehe ich dabei wiederholt zur besseren Übersicht der operativen Entwicklung auf vergleichbar gestellte Daten für 2001 ein, da Handelsbatterien nur mit 9 Monaten und Autobatterien nur mit 10 Monaten im Konzernabschluss 2002 enthalten sind. Vergleichbar gestellt nehmen die Umsätze, wie Herr Dr. Prilhofer bereits darstellte, um 2% auf 944 Mio. Euro zu. Das operative Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) liegt zwar nominal unter dem Vorjahreswert, legt jedoch vergleichbar gestellt um zwei Drittel auf 46 Mio. Euro zu. Davon entfallen auf Autobatterien 24 Mio. Euro, auf Gerätebatterien 16 Mio. Euro und sonstige Bereiche 6 Mio. Euro.
Im Berichtsjahr ergriffen wir erneut Maßnahmen zur strukturellen Verbesserung des Ergebnisses. Der Saldo des nicht operativen Ergebnisses beträgt minus 12 Mio. Euro nach minus 18 Mio. Euro im Vorjahr. Dieser Saldo setzt sich aus außerordentlichen Erträgen von 9 Mio. Euro und außerordentlichen Aufwendungen von 21 Mio. Euro zusammen. Die außerordentlichen Erträge umfassen 4 Mio. Euro aus der Auflösung in der Vergangenheit gebildeter, nicht mehr benötigter Rückstellungen, 3 Mio. Euro aus Steuererstattungen und 2 Mio. Euro aus der Beendingung der Asset-backed Finanzierung im Vorgriff auf die Transaktionen.
Die außerordentlichen Aufwendungen von 21 Mio. Euro betreffen zum einen mit 13 Mio. Euro Restrukturierungs- und Trennungsaufwendungen der VARTA Microbattery GmbH. Neben der Schließung der tschechischen Assemblierung von Microbatterien mussten in Ellwangen die bisher für Micro- und Handelsbatterien tätigen Gemeinsamen Dienste getrennt und der Maschinenbau auf die neue Gesellschaftsgröße bei Microbatterien angepasst werden. Auch wurden in zahlreichen europäischen Ländern für Microbatterien neue Vertriebsbüros oder -gesellschaften gegründet. Zum anderen setzen sich die außerordentlichen Aufwendungen aus 4 Mio. Euro Restrukturierungen bei Autobatterien und der Zentralverwaltung der VARTA AG sowie aus 2 Mio. Euro gebildeter Rückstellungen für Altersteilzeitregelungen und sonstige Vorsorge zusammen. Der Zinssaldo verbessert sich infolge des Zuflusses flüssiger Mittel aus den Unternehmensverkäufen von minus 16 Mio. Euro auf minus 8 Mio. Euro. Damit liegt das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit - wie im Vorjahr - bei 26 Mio. Euro.
Besonders springt in diesem Jahr das hohe Außerordentliche Ergebnis von 147 Mio. Euro ins Auge, bedingt durch die Unternehmensverkäufe abzüglich außerordentlicher Belastungen aus der Aufwertung bestehender Pensionsverpflichtungen. Auf beide Effekte werde ich bei der Erläuterung zur Muttergesellschaft VARTA AG eingehen.
Betrachtet man die Finanzentwicklung im Konzern, also flüssigen Mittel und verzinslichen Forderungen abzüglich Bank- und sonstigen verzinslichen Verbindlich-keiten, so spiegelt sich hier die transaktionsbedingt deutliche Verbesserung der Finanzsituation der Varta wider. Ausgehend von einer Nettofinanzverschuldung von 117 Mio. Euro erzielen wir erstmalig einen positiven Nettofinanzüberschuss von 309 Mio. Euro. Während die Bankverbindlichkeiten transaktionsbedingt um 152 Mio. Euro abnehmen, erhöhen sich die flüssigen Mittel um knapp 350 Mio. Euro. Die Zunahme sonstiger verzinslicher Verbindlichkeiten von 160 Mio. Euro ist auf ein Darlehn einer Rayovac-Beteiligungsgesellschaft zur finanziellen Absicherung unserer für 2005 vereinbarten Put-Option unserer Anteile an der VARTA Gerätebatterie GmbH zurückzuführen. Ich darf noch einmal daran erinnern, dass wir die ausländischen Handelsbatterie-Gesellschaften an Rayovac veräußerten, während wir bei der inländischen VARTA Gerätebatterie GmbH weiterhin mit 49 Prozent beteiligt sind, um die Trennung von Micro- und Handelsbatterien zu begleiten und den Ausbau des europäischen, über VARTA Gerätebatterie GmbH abgewickelten Handelsgeschäfts mit Knopfzellen zu unterstützen. Die Erhöhung verzinslicher Forderungen um 87 Mio. Euro ist mit 27 Mio. Euro auf ein Darlehn aus der Handelsbatterietransaktion zurückzuführen. Weitere 59 Mio. Euro betreffen Forderungen aus der noch nicht erfolgten Endabrechnung beider Transaktionen. Damit liegt der Nettofinanzüberschuss bei 309 Mio. Euro.
Der Brutto-Cash-Flow beträgt 26 Mio. Euro. Der Rückgang gegenüber 67 Mio. Euro im Vorjahr ist im Wesentlichen auf den transaktionsbedingten Wegfall des Cash-trächtigen vierten Quartals von Auto- und Gerätebatterien zurückzu-führen. Der übrige Mittelabfluss von 51 Mio. Euro betrifft vor allem den saisonalen Aufbau des Working Capital zu den jeweiligen innerjährigen Transaktionsstichtagen und den Forderungsaufbau für gezahlte Kapitalertragssteuern aus innerkonzernlichen Dividenden von 33 Mio. Euro. Damit beträgt der Mittelabfluss aus laufender Geschäftstätigkeit 25 Mio. Euro.
Mit unserer Investitionstätigkeit - oder genauer gesagt Desinvestitionstätigkeit - ist ein Mittelzufluss von 272 Mio. Euro verbunden. Hierin sind Einzahlungen von 317 Mio. Euro einschließlich Übertragung liquider Mittel und Bankdarlehn bzw. ein Nettokaufpreis von 310 Mio. Euro aus den Transaktionen enthalten. Dieser Betrag übertrifft deutlich die Investitionen in Sachanlagen von 51 Mio. Euro. Auch der Mittelzufluss aus der Finanzierungstätigkeit von 107 Mio. Euro steht infolge der bereits erwähnten Rayovac-Darlehensgewährung von 160 Mio. Euro im Zusammenhang mit den Transaktionen. Daneben spiegeln sich hierin vor allem die im vergangenen Jahr gezahlte Dividende von 6 Mio. Euro und die Rückführung der Bankverbindlichkeiten um 50 Mio. Euro wider. Die zahlungswirksame Veränderung der flüssigen Mittel liegt bei 354 Mio. Euro bzw. einschließlich konsolidierungskreisbedingter Veränderungen infolge der Entkonsolidierung der VARTA Gerätebatterie GmbH bei 348 Mio. Euro. Um diesen Betrag steigen die Flüssigen Mittel auf 439 Mio. Euro.
Lassen Sie mich nun kurz auf die Konzernbilanz eingehen. Das Anlage-vermögen reduziert sich auf knapp 80 Mio. Euro, vor allem bedingt durch den Abgang des Sachanlagevermögens der abgegebenen Einheiten. Die Vorräte vermindern sich transaktionsbedingt um 149 Mio. Euro bzw. vergleichbar gestellt um 2 Mio. Euro oder 7 Prozent auf 27 Mio. Euro. Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände betragen 166 Mio. Euro. Dabei reduzieren sich die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen vergleichbar gestellt um 9 Mio. Euro auf 23 Mio. Euro. Dagegen steigen die sonstigen Forderungen und Vermögensgegenstände transaktionsbedingt auf 143 Mio. Euro. Damit beträgt die Bilanzsumme 713 Mio. Euro.
Das Eigenkapital erhöht sich um 140 Mio. Euro auf 326 Mio. Euro. Damit verdoppelt sich die Eigenkapitalquote im Konzern von 23 Prozent auf 46 Prozent.
Die Rückstellungen nehmen zwar um die Hälfte auf 127 Mio. Euro ab. Vergleichbar gestellt ist dies jedoch ein Anstieg von 11 Prozent, im Wesentlichen infolge der Vorsorge für die beiden großen Transaktionen von insgesamt 15 Mio. Euro. Die Bankverbindlichkeiten nehmen auf 69 Mio. Euro ab. Dagegen steigen die übrigen Verbindlichkeiten vor allem infolge des Darlehens der VARTA Gerätebatterie GmbH zur finanziellen Absicherung der uns für 2005 eingeräumten Put-Option von 160 Mio. Euro. Soweit zur Bilanz.
Nun noch ein kurzer Überblick über die Mitarbeiterzahlen. Ende des Jahres 2002 waren im Konzern 2563 Mitarbeiter beschäftigt. Dieser Rückgang um zwei Drittel ist ausschließlich transaktions-bedingt. In Deutschland beschäftigten wir 775 Mitarbeiter, ganz überwiegend am Standort Ellwangen.
Gestatten Sie mir abschließend einige wenige Erläuterungen zur VARTA AG. Der Jahresüberschuss ist maßgeblich auf das außerordentliche Ergebnis von 147 Mio. Euro zurückzuführen, das Sie sicherlich besonders interessiert. Diese 147 Mio. Euro setzen sich aus zwei Beträgen zusammen, nämlich zum einen dem Verlust von 18 Mio. Euro aus der Aufwertung von Pensionsrückstellungen und zum anderen dem Transaktionsgewinn von 165 Mio. Euro. Auf beide Effekte möchte ich gesondert eingehen.
Die außerordentliche Belastung von 18 Mio. Euro ist auf die Aufwertung bestehender Pensionsverpflichtungen gegenüber den Pensionären der VARTA AG auf Basis der so genannten "Projected Unit Credit"-Methode zurückzuführen. Wir erhöhten die Pensionsverpflichtungen de facto auf aktuelle Marktwerte, wie sie nach internationalen Rechnungslegungsvorschriften üblich sind. Wir legten dabei bei konservativer Betrachtung eine Verzinsung von 3,5 Prozent, eine jährliche Steigerung der Pensionen von 2 Prozent und eine Lebenserwartung nach der aktuellen Heubeck-Sterbetafel zugrunde. Zu Beginn des Jahres 2003 haben wir zudem die liquiden Mittel zur Deckung sämtlicher bei der VARTA AG gebildeten Pensionsrückstellungen in Höhe von 54 Mio. Euro zur treuhänderischen Administration auf den eingetragenen VARTA Pensionsverwaltung Verein übertragen.
Der außerordentliche Ertrag aus den Transaktionen beträgt 165 Mio. Euro. Aus den Unternehmensverkäufen erzielten wir insgesamt ein Ergebnis von 185 Mio. Euro. Abzüglich 5 Mio. Euro Transaktionskosten und abzüglich 15 Mio. Euro vorsorglich gebildeter Gewährleistungsrückstellungen ergibt sich damit Netto ein außerordentlicher Ertrag von 165 Mio. Euro. Anlässlich der außerordentlichen Hauptversammlung vom 25. September 2002 hatten wir Ihnen einen Wert von 149 Mio. Euro genannt. Wir weisen damit unter Einschluss einer vertraglich festgelegten Vorabdividende der VB Autobatterie GmbH von 9 Mio. Euro, die wir definitionsgemäß im ordentlichen Ergebnis ausweisen, ein um 25 Mio. Euro höheres Ergebnis als in der außerordentlichen Hauptversammlung angekündigt aus.
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit der VARTA AG ist aufgrund unserer konservativen Bilanzierung negativ, verursacht durch Abschreibungen auf das Finanzanlagevermögen von 24 Mio. Euro für Microlite und Microbattery GmbH. Damit liegt der Jahresüberschuss der VARTA AG bei 143 Mio. Euro. Nachdem wir auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 25. September eine Dividende von 13 Euro in Aussicht gestellt hatten, schlagen wir nunmehr eine Dividende von 13,50 Euro je Aktie vor. Selbst unter Berücksichtigungen sämtlicher Rückstellungen von 88 Mio. Euro und der vollständigen Rückführung der Bankdarlehen von 20 Mio. Euro verfügt VARTA AG auch nach Ausschüttung der vorgeschlagenen hohen Dividende über ausreichende disponierbare Mittel von rd. 80 Mio. Euro. Gleichzeitig sollen unsere Aktionäre unmittelbar von den erfolgreichen Transaktionen profitieren. Dies ergibt sich allein aus der Tatsache, dass die Dividende je Aktie in etwa dem Börsenwert der Aktie vor Ankündigung der Transaktion im Sommer 2002 entspricht.
Vielen Dank