Alles ruhig?

Beitrag: 1
Zugriffe: 233 / Heute: 2
NextLevel:

Alles ruhig?

 
19.11.03 08:09
Alles ruhig?

von unserem Korrespondenten Bill Bonner

Es scheint alles so ruhig zu sein. So gewöhnlich.

Wie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, da schien auch alles so gut zu
laufen ...

.. aber nur 4 Jahre nach den tödlichen Schüssen auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger war praktisch alles zusammengebrochen. Millionen Soldaten und Zivilisten ... Währungen ...
Architektur ... und alle größeren Regierungen Europas. Vorbei war es
mit den Hohenzollern in Deutschland, mit den Habsburgern in
Österreich-Ungarn und den Romanows in Russland. Das osmanische Reich
brach zusammen, es entstand daraus die Türkei. Das britische Imperium
war angeschlagen; auch dieses Imperium würde fallen ... aber es würde
noch einen weiteren Weltkrieg dazu brauchen.

Und was am bemerkenswertesten ist: Kaum ein einziger Mensch sah das
alles kommen.


Und hier bin ich. Und was ich kommen sehe, ist nicht das Äquivalent zu
einem Weltkrieg ... sondern eine weltweite Enttäuschung.

Die Amerikaner sind gerade dabei, sich selbst zu ruinieren. Sie machen Vermögen zu Schulden, sie verschwenden den realen Reichtum, der
innerhalb von Generationen aufgebaut worden war, für den schnellen
Konsum. Die Häuser, in denen sie wohnen, gehören ihnen eigentlich
nicht mehr - denn die Hypotheken sind so stark gestiegen, dass diese
Häuser eigentlich den Banken gehören.


Es stimmt - es werden derzeit in den USA fast auf jedem freien
Baugrundstück Häuser gebaut. Aber was kaum gebaut wird, sind neue
Fabriken und Bürogebäude. Stattdessen leihen sich die US-Konsumenten
vom Ausland Geld, um ausländische Konsumgüter kaufen zu können ... was
wiederum zu einem Boom und neuen Fabriken und Bürogebäuden in Übersee

führt. Selbst das Geld in den amerikanischen Portemonnaies ist ersetzt
worden - zuerst durch Papiergeld ohne realen Wert, dann durch
Kreditkarten, die es erlauben, für den Rest des Lebens die Hamburger
damit zu bezahlen.

Sie werden sich daran erinnern, liebe(r) Leser(in), dass es zu Beginn
dieses neuen Jahrtausends so aussah, als ob sich die Dinge ändern
würden. Die Spekulationsblase am amerikanischen Aktienmarkt platzte.
Die Amerikaner würden gezwungen sein, ihre Ausgaben etwas zurückzufahren und zu sparen, so dachte ich.

Die Konsumentenwirtschaft würde etwas weniger Konsumieren und etwas
mehr Produzieren müssen, hoffte ich. Aber dann kamen die Helden der
Fed und der US-Regierung, die die Vergabe von Krediten erleichterten,
die Steuern senkten und die Staatsausgaben um Milliarden erhöhten.
Damit konnte die Fed die geistige Gesundheit eine Zeitlang verhindern.

Für wieviel länger - das weiß ich nicht. Aber zumindest im Moment
scheinen Bescheidenheit, Klugheit und gesunder Menschenverstand
ausgestorben zu sein. Die perverse US-Wirtschaft scheint sich zu
erholen; die US-Bürger verschwenden ihr Vermögen so schnell wie nie
zuvor in der Geschichte.

Die Schulden wachsen in den USA derzeit mit einer Jahresrate von 10 %
des Bruttoinlandsproduktes. Wal-Mart - wo die Amerikaner einen
Großteil ihres Vermögens vergeuden - berichtet, dass die Umsätze nicht
so gut wie erwartet wachsen. Die Käufer scheinen nach billigeren
Alternativen zu suchen und sie "timen ihre Ausgaben um den Erhalt
ihrer Gehaltscheck, was auf Liquiditätsprobleme hinweist".

Das US-Konsumentenvertrauen ist im November gestiegen. Die
US-Konsumentenvernunft setzte hingegen ihren Rückgang fort.



Grüße

NL  Alles ruhig? 1269680  
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--