Es ist richtig, dass Amazon in den ersten neun Monaten einen stark negativen Free Cashflow angehäuft hat. Doch dafür muss man sich die Ursache anschauen. 2020 und 2021 haben, wie alle wissen, Amazon einen sehr starken Boost im E-Commerce Geschäft gegeben. Was dabei jedoch bei den meisten unterging, dass auch die Kosten in vielen Bereichen stark angestiegen sind, vor allem Frachtkosten, Kapazitätenerweiterungen, Personal... um die hohe Nachfrage zu decken und bekannten Problemen der Weltwirtschaft geschuldet. Bereits Ende 2021 deutete sich jedoch an, dass die Nachfrage nach dem Ausklingen von Corona wieder zu einer gewissen Normalität zurückkehren würde. Viele Kosten sind jedoch inflationsbedingt weiter höher als 2019 geblieben und auch viele der zusätzlichen Kapazitäten ließen sich nicht ohne weiteres so zügig abbauen. Daher trafen in 2022 schwache E-Commerce Nachfrage auf stark gestiegene Kosten, was in einem stark negativen Cashflow resultierte. So weit so gut, doch wie schon erwähnt muss man hier in die Zukunft sehen. Die CAPEX im Verhältnis zum Umsatz waren vor Corona bei 6-7%, danach sind sie aufgrund der genannten Umstände auf in der Spitze 14,2% in Q3 2021 gestiegen. Seitdem arbeitet Amazon kontinuierlich daran die Kosten unter Kontrolle zu bringen. Im letzten Quartal waren es immerhin nur noch 12,9% des Umsatzes. Doch für das vierte Quartal rechnet Amazon mit CAPEX in Höhe von lediglich 14 Milliarden, was einerseits ein deutlicher Kostenrückgang um 26% zum Vorjahr bedeutet um zum anderen, dass die gesamten CAPEX im Jahr 2022 auf dem Niveau von 2022 liegen werden, obwohl der Umsatz in dem Zeitraum um 10% steigen dürfte. Der Free Cashflow dürfte im vierten Quartal daher in etwa bei 16 Milliarden liegen, was im Gesamtjahr zwar immer noch ein Minus bedeutet, aber die Richtung ist klar erkennbar. Lange Rede kurzer Sinn: Die CAPEX werden sich in den nächsten Quartalen auf zumindest 10% des Umsatzes stabilisieren, wodurch der Free Cashflow wieder klar positiv werden sollte. 2022 war keinesfalls repräsentativ für die Entwicklung des Unternehmens sondern war vielleicht das herausfordernste Jahr seit der Finanzkrise. Etwas detaillierter ist es auch noch mal hier nachzulesen seekingalpha.com/article/4551337-amazon-turnaround-ahead