Ich habe echt ein Problem, wie ich Dich ansprechen soll...
Zaphod oder Metro oder Horst oder Manfred...
Aber egal.
Du dürftest diese Frage gar nicht stellen müssen, da Du am besten beurteilen kannst, wie es in meinem krummen Kopf und meinem krummen Portfolio aussieht...
Grundsätzlich hast Du recht: Man kann selten oder nie im Tiefpunkt des Vaus kaufen - ich aber, der mutige Entscheidungen trifft - Du kennst diese dicke Anleihe, die mir fetten, steuerfreien Gewinn gebracht hat - habe aber durchaus dünne Nerven.
Ich versuche mit allen Mitteln rote Zahlen signifikanter Höhe im Depot zu vermeiden. Ich gehöre nicht zu den Gläubigen, die an einer blöden Aktie festhalten auch wenn sie immer teifer sinkt und ein Loblieb auf dieses Dreckspapier singen.
Das führt dazu, dass ich gerne pyramidisiere um zu verhindern, dass ich vor dem Vau-Tief zuviel Pulver abgebe.... Du hast mich dessen schon gescholten - aber seis drum.
Und ich mache noch was Sinnbefreites - ich hedge gerne.
Klar könnte ich die Position glatt stellen - aber wenn man hedged spielt man auf beiden Seiten und ich kann aus dieser eher widersinnigen Strategie heraus wieder eine Pyramide aufbauen...
Wenn die Situation in Japan sich verbessert, baue ich Positionen auf - gibt genug Werte, die mir derzeit sehr gut gefallen und gebe diese (mal ehrlich) sehr kleine Hedgeposition langsam ab. Und wenn es doch richtig fies kommt, dann wird der Short größer pyramidisiert... So verrückt sich diese Strategie anhört, sie befreit auch das Denken...
Und dann bin ich stark psychologisch geprägt - habe sogar einen Teil meines Examens in Psychologie gemacht.
Diese Katastrophe ist anderes, als alles, was vorher da war.
Komplett anders.
Wie läuft ein Unglück normalerweise ab?
Schnell - es passiert was und dann ist viel kaputt gegangen und das "Aufräumen", das "Reparieren", das "Aufbauen" beginnt und wenn dann der Schutt weggebracht ist und die ersten Kräne stehen, sagt jeder "Super, das wird wieder".
Wenn was fieses Richtung Kernkraft oder Chemie passiert, ist das immer irgendwo, wo man sagt, naja, wenn die mit Kernkraft rummfummeln oder Chemie, das kann ja nix geben...
Und auf Japan bezogen:
Dieses Katastrophe war enorm - aber erträglich und dann verschlimmert die sich mehr und mehr. Jeden Stunde, jedes halbe Stunde eine neue Nachricht und es ist kritisch und als nächstes kommt immer das nächste noch Schlimmerer.
Und dann die Macht der Bilder:
Es sind keine verlumpten Gestalten: Sondern in einem Bild trug eine Frau eine Handtasche oder kleine Reisetasche von Louis Vuitton, ein Mann hatte ein kleines Mädchen auf dem Arm, welches ein sehr teuer aussehendes Daunenjäckchen trug und eine ältere Frau hatte eine Brille mit sehr teuren Brillengläsern (kenne mich da aus, habe ich doch im vor-vor-vorletzdem Leben eine sinnfreie Ausbildung zum Augenoptiker gemacht).
Und alle sind durch eine Schutthalde gelatscht, die ihre Heimat war.
Das sind Leute wie Du und ich.
Wenn ich DAS alles bewerte, in den großen Topf namens "Hirn" werfe, erscheint mit der Upmove in Japan als künstlich - als von der Bank-of-Japan produziert, aber nicht vom Markt - warum soll jemand denn gerade in Japan neue Positionen aufbauen oder zurückkaufen? Da gibt es jetzt keinen Grund - wenn Südkorea steigt, dann verstehe ich das aber Japan. Das führt dazu, dass ich nicht glauben kann, dass wir über dem mentalen Berg sind.
Die tödliche Krankheit des Menschen ist seine Meinung, er wisse.
Michel de Montaigne