Vor der Auflistung der Argumente sei noch erwähnt, daß ich mir für die kommenden Wochen durchaus eine kleine Kurserholung der Indizes vorstellen kann, welche allerdings lediglich eine Bullenfalle bzw. Bearmarketrallye sein wird. Ich persönlich wäre nicht überrascht, wenn der DAX innerhalb zweier Monate wieder bei 5200 Punkten stehen würde, aber danach geht's selbstverständlich wieder weiter mit der Baisse. Einen mögl. Tieftstand des DAX inerhalb der nächsten 2 Jahre möchte ich nicht prognostizieren, nur soviel: Mich würden 3000 Punkte und weniger nicht überraschen.
Aber jetzt zu den in der Headline versprochenen Argumenten:
1.)
Der Höchsstand des DAX lag bei über 8000 Punkten, glaube ich (bin jetzt zu faul nachzusehen). Bei einem momentanen Stand von 4670 Punkten, denkt sich jeder erstmal: Wir haben schon über 40% korrigiert, recht viel tiefer kann es eigentlich nicht runter gehen. Außerdem sind wir schon 20% unter der 200-Tages-Linie. Blödsinn. Schon der Ausgangspunkt ist falsch: Die 8000 Punkte waren nicht nur eine Übertreibung nach oben, sie waren die Übertreibung des Jahrhunderts. Diese begann Ende 1999 und gipfelte im März 2000. Denken wir uns diese "Superbubble" weg, ergibt sich ein Punktestand von ziemlich genau 5250 Punkten. Schon bei diesem Stand (Oktober 1999!!!) war die Übertreibung mehr als nur signifikant. Und von 5250 bis zum aktuellen Stand beträgt das Minus nicht einmal 15%. Und nach einer alten, simplen, aber bis dato unwiderlegten und seit der Eroberung der Neuen Welt gültigen Börsenregel, folgt auf jede Übertreibung nach oben, eine Übertreibung nach unten. Je größer die Übertreibung nach oben, desto größer ist anschließend die Übertreibung nach unten. Theoretisch ;-)
2.)
Apropos Übertreibung: Einer der Hauptursachen für Übertreibungen ist die Gier. Diese trieb die Kurse Anfang 2000 exzessiv nach oben. Aber natürlich kann man auch aus fallenden Kursen Profit schlagen: Und die Shortseller und Hedgefonds (welche momentan wohl verstärkt auf den Abwärtstrend setzen) verdienen momentan gut, und sind mindestens genauso gierig, wie es die Haussiers Ende des letzten Jahrtausends geworden sind. Natürlich geht man jetzt weiter short.
3.)
Die Fonds müssen verkaufen. Warum? Mittelabflüsse. Das Ganze ist ein Teufelskreis: Weil die Aktienkurse fallen, fallen auch die Kurse der Fonds. Deshalb verkaufen die Anleger ihre Fondsanteile. Weil zu viele Fonds - allen Gerüchten zum Trotz - eine viel zu geringe Cashquote aufweisen, müssen sie Aktien verkaufen, um ihre Ex-Kunden auszubezahlen. Daß führt wiederrum dazu, daß die Aktienkurse fallen. Ein Teufelskreis...
4.)
Kostolany's "Theorem": Die Baisse endet, wenn fast alle zittrigen Hände verkauft haben, und die starken Hände einzukaufen beginnen. OK, vermutlich hat der Großteil der zittrigen schon verkauft, aber die starken haben momentan gar kein "Motiv", zu kaufen: Denn den starken sind die Aktien momentan einfach viel zu teuer.
5.)
Börsenstimmung. OK, das Sentiment ist recht pessimistisch. Aber noch nicht pessimistisch genug. Beispiele Ariva-Postings: An einem Tag wie heute, möchte man davon ausgehen, daß man lauter "Bluuuutbad"-Threads vorfindet. Aber nein, ich gebe www.ariva.de ein, und was schlägt mir ins Gesicht: "Wer jetzt nicht einsteigt, verpaßt den Aufschwung! Das ist der finale Sell-Off!"
Beispiel Börsenfernsehen: Als letzte Woche fast jeder zweite N-TV/N24 Moderator angesichts der Kurse den Tränen nahe war, bedarf es nur einer Nachrcht - nämlich das der NAPM-Index überraschend über den Erwartungen lag - um eben diese Moderatoren in dämliche Jubel-Kaspars zu verwandeln, die uns von der Herbstrallye erzählten. Und so weiter...
6.)
Konjunturaussichten
Diese sind mehr als schlecht. Weltweit. Globalisierungseffekt? Klar, zum Teil. Wann beginnen die Zinssenkungen in USA zu wirken? Tun sie ja schon: M3 wächst. Die Chancen zum investieren sind auch da. Kredite sind billiger geworden, ABER KAUM EINER INVESTIERT. Man kann die Unternehmer ja auch schlecht dazu zwingen. Schließlich sind die USA im moment eher ein Land der unbegrenzten Schulden, denn der unbegrenzten Möglichkeiten. Außerdem hagelt es Entlassungen. Und in letzter Konsequenz, hängt der Erfolg der Weltwirtschaft (weil im "Sog" der mächtigen US-Wirtschaftspotenz) vom US-Verbraucher ab.
7.)
Das allg. Bewertungsniveau. Hierzu hab ich eigentlich schon viel zu viel bei Ariva gepostet ("Bis zum Erbrechen", wird sich der ein oder andere von euch jetzt wohl denken ;-). Deshalb im Telegrammstil.
Laut Wallstreet-Journal momentanes KGV des S&P 500 bei über deutlich über 35. Durchschnitt sind 14. Auch KCV, KBV und KUV liegen deutlich überm Durchschnitt. Das rächt sich mit Sicherheit.
8.)
Stagnationsgefahr
Diese scheint momentan gebannt. Doch die pure Möglichkeit und Aussicht lähmt und limitiert die Handlungsfähigleiten der Notenbanken. Seit Wochen wird öffentlich versucht zu beruhigen: "Der Ölpreis fällt doch", heißt es. Streng genommen steigt er seit einigen Wochen. Natürlich sind wir Gottseidank weit entfernt von den 38$ des letzten Jahres, aber richtig wohl kann man sich noch nicht fühlen.
Diese Liste ließe sich wohl noch recht lang fortsetzten (ständige Rücknahmen der Gewinnprognosen, Beginn der Gewinnwarnungssaison, zunehmend frostigeres Politklima, Abwertung des Dollar, die EU-Bevölkerung die der eigenen Währung skeptisch gegenübersteht), aber ich habe Angst, daß Euch dann beim Lesen Suizidgedanken kommen...
Um das Ganze mit einem versöhnlichen Schluß zu krönen, möchte ich an den guten André Kostolany erinnern, der sinngemäß sagte: Mit annähernd 100 Prozent Cashbestand auf niedrige Kurse zu warten, ist ein ähnliches Vergnügen, wie mit leerem Magen ein gutes Restaurant zu besuchen.
cu, bearish seth
Aber jetzt zu den in der Headline versprochenen Argumenten:
1.)
Der Höchsstand des DAX lag bei über 8000 Punkten, glaube ich (bin jetzt zu faul nachzusehen). Bei einem momentanen Stand von 4670 Punkten, denkt sich jeder erstmal: Wir haben schon über 40% korrigiert, recht viel tiefer kann es eigentlich nicht runter gehen. Außerdem sind wir schon 20% unter der 200-Tages-Linie. Blödsinn. Schon der Ausgangspunkt ist falsch: Die 8000 Punkte waren nicht nur eine Übertreibung nach oben, sie waren die Übertreibung des Jahrhunderts. Diese begann Ende 1999 und gipfelte im März 2000. Denken wir uns diese "Superbubble" weg, ergibt sich ein Punktestand von ziemlich genau 5250 Punkten. Schon bei diesem Stand (Oktober 1999!!!) war die Übertreibung mehr als nur signifikant. Und von 5250 bis zum aktuellen Stand beträgt das Minus nicht einmal 15%. Und nach einer alten, simplen, aber bis dato unwiderlegten und seit der Eroberung der Neuen Welt gültigen Börsenregel, folgt auf jede Übertreibung nach oben, eine Übertreibung nach unten. Je größer die Übertreibung nach oben, desto größer ist anschließend die Übertreibung nach unten. Theoretisch ;-)
2.)
Apropos Übertreibung: Einer der Hauptursachen für Übertreibungen ist die Gier. Diese trieb die Kurse Anfang 2000 exzessiv nach oben. Aber natürlich kann man auch aus fallenden Kursen Profit schlagen: Und die Shortseller und Hedgefonds (welche momentan wohl verstärkt auf den Abwärtstrend setzen) verdienen momentan gut, und sind mindestens genauso gierig, wie es die Haussiers Ende des letzten Jahrtausends geworden sind. Natürlich geht man jetzt weiter short.
3.)
Die Fonds müssen verkaufen. Warum? Mittelabflüsse. Das Ganze ist ein Teufelskreis: Weil die Aktienkurse fallen, fallen auch die Kurse der Fonds. Deshalb verkaufen die Anleger ihre Fondsanteile. Weil zu viele Fonds - allen Gerüchten zum Trotz - eine viel zu geringe Cashquote aufweisen, müssen sie Aktien verkaufen, um ihre Ex-Kunden auszubezahlen. Daß führt wiederrum dazu, daß die Aktienkurse fallen. Ein Teufelskreis...
4.)
Kostolany's "Theorem": Die Baisse endet, wenn fast alle zittrigen Hände verkauft haben, und die starken Hände einzukaufen beginnen. OK, vermutlich hat der Großteil der zittrigen schon verkauft, aber die starken haben momentan gar kein "Motiv", zu kaufen: Denn den starken sind die Aktien momentan einfach viel zu teuer.
5.)
Börsenstimmung. OK, das Sentiment ist recht pessimistisch. Aber noch nicht pessimistisch genug. Beispiele Ariva-Postings: An einem Tag wie heute, möchte man davon ausgehen, daß man lauter "Bluuuutbad"-Threads vorfindet. Aber nein, ich gebe www.ariva.de ein, und was schlägt mir ins Gesicht: "Wer jetzt nicht einsteigt, verpaßt den Aufschwung! Das ist der finale Sell-Off!"
Beispiel Börsenfernsehen: Als letzte Woche fast jeder zweite N-TV/N24 Moderator angesichts der Kurse den Tränen nahe war, bedarf es nur einer Nachrcht - nämlich das der NAPM-Index überraschend über den Erwartungen lag - um eben diese Moderatoren in dämliche Jubel-Kaspars zu verwandeln, die uns von der Herbstrallye erzählten. Und so weiter...
6.)
Konjunturaussichten
Diese sind mehr als schlecht. Weltweit. Globalisierungseffekt? Klar, zum Teil. Wann beginnen die Zinssenkungen in USA zu wirken? Tun sie ja schon: M3 wächst. Die Chancen zum investieren sind auch da. Kredite sind billiger geworden, ABER KAUM EINER INVESTIERT. Man kann die Unternehmer ja auch schlecht dazu zwingen. Schließlich sind die USA im moment eher ein Land der unbegrenzten Schulden, denn der unbegrenzten Möglichkeiten. Außerdem hagelt es Entlassungen. Und in letzter Konsequenz, hängt der Erfolg der Weltwirtschaft (weil im "Sog" der mächtigen US-Wirtschaftspotenz) vom US-Verbraucher ab.
7.)
Das allg. Bewertungsniveau. Hierzu hab ich eigentlich schon viel zu viel bei Ariva gepostet ("Bis zum Erbrechen", wird sich der ein oder andere von euch jetzt wohl denken ;-). Deshalb im Telegrammstil.
Laut Wallstreet-Journal momentanes KGV des S&P 500 bei über deutlich über 35. Durchschnitt sind 14. Auch KCV, KBV und KUV liegen deutlich überm Durchschnitt. Das rächt sich mit Sicherheit.
8.)
Stagnationsgefahr
Diese scheint momentan gebannt. Doch die pure Möglichkeit und Aussicht lähmt und limitiert die Handlungsfähigleiten der Notenbanken. Seit Wochen wird öffentlich versucht zu beruhigen: "Der Ölpreis fällt doch", heißt es. Streng genommen steigt er seit einigen Wochen. Natürlich sind wir Gottseidank weit entfernt von den 38$ des letzten Jahres, aber richtig wohl kann man sich noch nicht fühlen.
Diese Liste ließe sich wohl noch recht lang fortsetzten (ständige Rücknahmen der Gewinnprognosen, Beginn der Gewinnwarnungssaison, zunehmend frostigeres Politklima, Abwertung des Dollar, die EU-Bevölkerung die der eigenen Währung skeptisch gegenübersteht), aber ich habe Angst, daß Euch dann beim Lesen Suizidgedanken kommen...
Um das Ganze mit einem versöhnlichen Schluß zu krönen, möchte ich an den guten André Kostolany erinnern, der sinngemäß sagte: Mit annähernd 100 Prozent Cashbestand auf niedrige Kurse zu warten, ist ein ähnliches Vergnügen, wie mit leerem Magen ein gutes Restaurant zu besuchen.
cu, bearish seth