Sehr guter Bericht Bettina !!
Asian Dragon ohne Feuer?
von Bettina SeidlMarkus Frick ist mit seinen Anlage-Tipps in letzter Zeit in Verruf geraten. Aktuell erntet der Börsenbrief Bullvestor Kritik mit seiner "Asian Dragon"-Empfehlung. Ein Wert, der mit Vorsicht zu genießen ist?
Der asiatische Drache - viel Gebrüll um nichts?
Helmut Pollinger verspricht in seinem Börsenbrief: Die Aktie von Asian Dragon besitze mehr Potenzial als jeder andere China-Play - mit Gold und Silber genau dort, wo es gebraucht werde. Untermauert wird das Ganze mit Hinweisen auf die Silbervorkommen des kanadischen Unternehmens in seinen Minen in China. Das Papier gehöre in jedes Depot, so das Fazit des Bullvestor.
"Asian Dragon - die nächste Mega-Abzocke?!?", fragen sich dagegen User in dem Börsen-Forum von Wallstreet-Online. Unter dem Pseudonym "bigbill" führt eine Internet-Stimme zahlreiche Indizien an, die dafür sprechen, dass es sich um eine reine "Abzockbude" handele auf der Suche nach dem "Stupid German Money". Wer hat Recht?
Gold und Silber - oder wertloses Gestein?
Die knapp 33 Millionen Aktien des kanadischen Explorers sind bei dem derzeitigen Kursniveau von rund 1,72 Euro an der Börse fast 57 Millionen Euro wert. Der Börsenbrief Bullvestor traut dem Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 75 Millionen Euro zu - und hält das immer noch für billig.
In Spitzenzeiten wurde der Börsenwert der Kanadier sogar bis auf 192 Millionen Euro hochgetrieben. Damit kam Asian Dragon schon an den Börsenwert kleinerer SDax-Unternehmen heran.
Jeden Tag werden 16.000 Euro verbrannt
Eine so hohe Bewertung scheint in Anbetracht der Finanzkennzahlen recht ambitioniert. Dem aktuellen Quartalsbericht ist zu entnehmen, dass Asian Dragon rote Zahlen schreibt. Im dritten Quartal, das am 31. Mai endete, steht ein Nettoverlust von 1,5 Millionen US-Dollar. Summiert auf die neun Monaten kam sogar ein Fehlbetrag von 4,5 Millionen zusammen. Oder anders gesagt: Jeden Tag gut 16.000 Euro. Umsätze erwirtschaftet Asian Dragon noch nicht.
Ebbe in der Kasse
Diese Eckdaten sind für einen recht jungen Explorer noch nicht ungewöhnlich. Allerdings sollte das Unternehmen genug Reserven haben. Danach sieht es derzeit nicht aus. Der Explorer wies per Ende Mai lediglich einen Cash-Bestand von 12.000 Dollar aus. „Steht das Unternehmen nicht kurz vor der Pleite?“, fragt da "bigbill" im Wallstreet-Online-Board.
Antwort gibt ebenfalls der Quartalsbericht: Ob das Unternehmen überlebt, hänge von der "successful completion of additional financing arrangements" ab, heißt es da. Also wohl auch von weiteren Kapitalerhöhungen, von frischem Geld durch Aktionäre.
Den aktuellen Quartalsbericht sucht man übrigens auf der Webseite des Explorers vergeblich. Fündig wird man bei den so genannten SEC-Files, den Pflichtmitteilungen der Unternehmen an die US-Börsenaufsicht. (s. auch in der rechten Spalte: "Externe Links")
Märchenstunde
Die Bewertung der Aktie ist also ausschließlich auf die Zukunft gebaut. Doch wie vielversprechend sieht diese Zukunft aus? Wie aussichtsreich sind die Explorationsvorhaben von Asian Dragon? Wird der China-Explorer geologischen Erfolg haben, und führt das auch ganz schnell zum finanziellen Erfolg, wie das Bullvestor-Team annimmt?
Das lässt sich eben nicht mit Sicherheit vorhersehen. Die Erfahrung mit den zahlreichen aus dem Boden schießenden Explorer-Klitschen sollte Anleger jedenfalls vorsichtig machen: "Viele der aktuell so beliebten Rohstoffaktien sind mit Vorsicht zu genießen", warnt Matthias Schrade von GSC Research. "Die meisten dieser Werte sind in der Vergangenheit spätestens ein paar Monate nach ihrer ‚Entdeckung’ durch die breite Masse wieder auf ihr Ausgangsniveau zurückgefallen."
Oft sind Betrüger am Werk. Sie kaufen sich günstig einen Börsenmantel. Die fertige Story, die sie dem Anleger verkaufen, haben sie schon in der Schublade: "Eine Lizenz kostet nicht die Welt, dazu ein paar Probebohrungen - das reicht, um die Unternehmens-Story eine Zeitlang zu spielen", erklärt der Experte des Researchhauses. Nach und nach werden die Anleger geködert mit vermeintlichen Fortschritten des Explorers: Neue erfolgreiche Bohrungen, neue Projekte, neue Kooperationspartner. Mit dem einzigen Ziel, den Kurs hochzutreiben, um die eigenen Aktien teuer verkaufen zu können.
Mehr zum Top-Thema
Teil 2: Die Mär von der Verzehnfachung
Teil 3: Shorties - Die Hyänen der Börse
Zum Durchklicken: Explorer-Ratgeber
"The Stupid German"
Die Betrüger entdecken mehr und mehr den deutschen Markt: "Von einem Insider, der solche Firmen beim Listing unterstützt, weiß ich, dass 90 Prozent der aus Kanada stammenden und dann hierzulande gelisteten Unternehmen keine echten Firmen sind. Sie dienten einzig dazu, den deutschen Anleger abzuziehen", so Schrade. Der deutsche Anleger habe den Ruf, besonders dumm zu sein.
Oft verlassen sich Anleger einfach auf die Empfehlungen in Börsenbriefen und fallen damit auf die Nase. Dabei könnten ein paar Vorsichtsmaßnahmen, zwei, drei Stunden Recherche über das Unternehmen schon reichen, um schwarze Schafe ausfindig zu machen. Vorsichtig ist zum Beispiel geboten, wenn ein Unternehmen nicht genügend Dollar in der Firmenkasse hat, um die kostspielige Förderung zu stemmen. Genau prüfen sollte man auch: Sind das "sichere" Rohstoffreserven oder nur "vermutete"?
99 Prozent schwarze Schafe
Die kleinen Explorer - also alles nur schwarze Schafe? "Lassen Sie es mich anders herum ausdrücken: Es gibt wenige weiße Schafe in diesem Segment. Die Anleger glauben immer, es gibt nur ein paar Abzocker und viele erfolgversprechende Investments, aber es ist genau umgekehrt", so das Fazit des Analysten. Totalsausfälle sind an der Tagesordnung.
Und wie ist es mit den wenigen weißen Schafen? Auch da ist Vorsicht angebracht, mahnt Schrade. Teil 2: Die Mär von der Verzehnfachung