Europäische Zentralbank beläßt Zinsen auf bisherigem Niveau
Der Leitzins beträgt weiterhin 3,25 Prozent. Erst am Mittwoch hatte die amerikanische Fed die US-Zinsen gesenkt.
FRANKFURT/MAIN (ag.). Die Europäische Zentralbank (EZB) tastet ihre Leitzinsen nicht an. Der wichtigste Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld in der Eurozone verharrt somit bei 3,25 Prozent. Die EZB begründete die Entscheidung zunächst nicht und verwies auf die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Wim Duisenberg am Donnerstag Nachmittag.
Mit dieser Entscheidung folgte die EZB am Donnerstag nicht der deutlichen Zinssenkung in den USA und gab auch nicht den Forderungen von Politikern nach niedrigeren Zinsen nach. Volkswirte rechnen aber mehrheitlich mit einer Zinssenkung der EZB in den kommenden Monaten.
Euro stärker als Dollar
Der Euro reagierte auf die Entscheidung des EZB-Rates nur kurz mit einem weiteren Kursanstieg. Am Londoner Devisenmarkt wurden für die Gemeinschaftswährung wenige Minuten nach dem Beschluß 1,0039 Dollar gezahlt, bis um 14 Uhr MEZ ging er jedoch wieder auf 1,0013/14 Dollar zurück. Nach der US-Zinssenkung hatte der Euro am Mittwoch bereits wieder die Schwelle von einem Dollar übersprungen.
Bevor die US-Notenbank Federal Reserve die US-Zinsen am Mittwoch überraschend deutlich um 50 Basispunkte auf 1,25 Prozent - und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als 40 Jahren - senkte, hatte eine Mehrheit von Analysten erst für Dezember mit einer Zinsreduktion in der Euro-Zone gerechnet.
Politik der Preisstabilität
Politiker-Wünsche nach niedrigeren Zinsen und die Diskussion über den EU-Stabilitätspakt haben die EZB nach Einschätzung von Analysten noch mit einer Zinssenkung zögern lassen, weil diese ihre politische Unabhängigkeit demonstrieren wolle. Zudem sei der EZB-Rat noch nicht überzeugt, daß die Konjunktur in der Euro-Zone so schwach wird, daß keine Inflationsgefahr mehr droht. Die EZB verfolgt Preisstabilität als oberstes Ziel.
Auch den Zinskorridor für den Geldmarkt ließ die Zentralbank unverändert. Die Sätze dafür betragen weiterhin 2,25 Prozent für Übernachteinlagen der Banken bei der EZB und 4,25 Prozent für Übernachtkredite.