Ein interessanter Bericht zum B2B Markt, mein Komentar im Anschluß
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B2B – heute ein König?
Bis Mitte April ist es noch ruhig, dann meldet das Gros der amerikanischen Unternehmen seine Zahlen für das erste Quartal 2001 (bis 31.03.). Gleichzeitig beginnt jetzt aber die heiße Phase, in der Firmen ihre Gewinnwarnungen veröffentlichen.
Der Business-to-Business-Sektor (B2B) ist eine der ganz wenigen Branchen, die von solchen Hiobsbotschaften bisher verschont geblieben ist.
Das gilt auch noch nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Manugistics [Nasdaq: MANU ]. Der Entwickler von Technologien zur Optimierung des Beschaffungswesens meldete einen Umsatzanstieg im abgelaufenen vierten Quartal gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von 105 Prozent auf 89,3 Millionen Dollar. Der Gewinn von 3,7 Millionen Dollar bzw. 0,05 Dollar im Berichtszeitraum traf exakt die Prognosen der Analysten.
Die Börse lebt aber von der Zukunft und nicht von der Vergangenheit und deshalb galt das besondere Augenmerk der Investoren den Aussagen der Firma zur weiteren Entwicklung – und die fiel überraschenderweise positiv aus.
In einer Telefonkonferenz bestätigte Manugistics seine bisherigen Prognosen, die für das erste Quartal einen – wenngleich geringen – sequenziellen Anstieg bei den Umsätzen vorsehen. Der Gewinn wird den Planungen zufolge auf 0,03 Dollar pro Aktie zurückgehen. Für das Gesamtjahr 2001 rechnet das Management mit einem Umsatzplus von 50 Prozent und einem Überschuss von 0,26 bis 0,27 Dollar.
Die Anleger zeigten sich zufrieden mit den Aussagen und trieben den Titel nachbörslich bis auf 26,76 Dollar. Im regulären Handel hatte die Angst vor einer negativen Überraschung Manugistics bis auf 25,98 Dollar nachgeben lassen.
Dabei hätten es die Investoren eigentlich besser wissen müssen: Bisher konnten alle großen B2B-Firmen mit ihren Quartalszahlen überzeugen, Gewinnwarnungen scheinen ihnen nur aus Pressemitteilungen bekannt.
John Biestman, Vice Senior President Investor Relations bei Commerce One [Nasdaq: CMRC ], zu Stock-World: "Firmen suchen besonders in Krisenzeiten nach Einsparungsmöglichkeiten. Und eine dieser Möglichkeiten besteht in der Optimierung des Beschaffungswesens."
Commerce One hatte für das im Dezember zu Ende gegangenen vierte Quartal 2000 mit happigen Zuwachsraten geglänzt und seine Prognosen für das laufende Jahr – trotz anhaltender Wirtschaftsflaute – kräftig nach oben geschraubt.
Erst Montag gelang dem Marktführer bei elektronischen Marktplätzen ein weiterer Coup. Das Unternehmen wird ein Versorgerkonsortium (u.a. Enel, Iberdrola, RWE) mit MarketSet – einer gemeinsam mit SAP entwickelten Marktplatz-Lösung – beliefern.
Auch wenn sich mittlerweile die Gerüchte um eine mögliche Gewinnwarnung verdichten und Analysten diese Unsicherheit zum Abstufen der Titel nutzen: Noch hat sich Commerce One nicht zu Wort gemeldet.
Das gleiche Schicksal wie der Hauptkonkurrent teilt Ariba [Nasdaq: ARBA ]. Das Unternehmen, das mit seinen Lösungen die Beschaffungsvorgänge in Firmen optimiert, hat am 11.Januar seine Gewinnprognosen für das aktuelle Quartal um 50 Prozent auf 0,06 Dollar erhöht. Aber obwohl sich auch Ariba seither nicht mehr zu den Prognosen geäußert hat, mehren sich die pessimistischen Stimmen, die mit einer baldigen Gewinnwarnung rechnen.
Die Skepsis bei den Analysten beruht dabei im wesentlichen auf einer Warnung von Oracle [Nasdaq: ORCL ]. Der Softwarekonzern hatte am 01.März seine Gewinnprognosen für das letzte Quartal um 15 Prozent nach unten korrigiert und wenig später – gemeinsam mit dem Ergebnis – vor einem Anhalten der Wirtschaftsflaute gewarnt.
Immun gegen die Auswirkungen dieser Flaute scheint PurchasePro [Nasdaq: PPRO ] zu sein. Das Unternehmen bietet seinen Kunden für eine monatliche Mitgliedsgebühr eine Browser-gestützte Handelsplattform. Daneben entwickelt PurchasePro auf Wunsch auch individuelle Plattformen.
Der Konzern übertraf die Erwartungen der Analysten im vergangenen Quartal drastisch und korrigierte seine Prognosen für das Gesamtjahr ebenso drastisch nach oben. Anfang März bestätigte CEO Charles E. Johnson die Zahlen abermals.
Es half alles nichts: Mit der Begründung, kein Softwareunternehmen könne sich der Wirtschaftsflaute entziehen, stufte beispielsweise Lehman Brothers den Titel auf "Buy" herunter.
Was die Branche dringend benötigt, sind wirklich gute Nachrichten, nicht einfach nur Meldungen über weitere Kooperationspartner und neue Kunden. Anleger und Analysten sind gleichermaßen skeptisch, ob die von den Firmen genannten Zuwachsraten realistisch sind. Erst wenn Ariba, Commerce One und all die anderen bewiesen haben, dass sie ihre ambitionierten Ziele tatsächlich erreichen können, wird das Vertrauen in den B2B-Sektor zurückkehren.
Die Zahlen von Manugistics waren jedenfalls ein vielversprechender Anfang!
URL dieses Artikels: www.stock-world.de/msg/515426.html
Links im Artikel: www.stock-world.de
Datum:[27.03.2001 14:20]
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Wie schon richtig festgestellt wurde, B2B Firmen dürften vom gegenwärtigen Investitionsrückgang der Unternehmen nicht so stark betroffen sein.
Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres kam Commerce One stark unter Druck, weil Gerüchte im Markt waren, wonach Commerce One das Betriebsergebnis verfehlen könnte. Es kam wie so oft anders als gedacht, Commerce One übertraff sogar die Erwartungen.
Nach einer Kurzen Ralley geriet die Aktie wiederholt unter Druck. Zum einen aufgrund eines schwächeren Gesamtmarktes und zum anderen weil wieder Gerüchte in Umlauf sind, Commerce One könnte vor einer Gewinnwarnung stehen. Sollte jetzt Commerce One die Anleger wieder nicht enttäuschen (wovon ich ausgehe), so kann man davon ausgehen, dass sich all die aufgestaute Skepsis über die Zukunft von B2B Unternehmen insbesondere die von Commerce One in ein regelrechtes Kursfeuerwerk entladen wird.
mfG: Speculator
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B2B – heute ein König?
Bis Mitte April ist es noch ruhig, dann meldet das Gros der amerikanischen Unternehmen seine Zahlen für das erste Quartal 2001 (bis 31.03.). Gleichzeitig beginnt jetzt aber die heiße Phase, in der Firmen ihre Gewinnwarnungen veröffentlichen.
Der Business-to-Business-Sektor (B2B) ist eine der ganz wenigen Branchen, die von solchen Hiobsbotschaften bisher verschont geblieben ist.
Das gilt auch noch nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Manugistics [Nasdaq: MANU ]. Der Entwickler von Technologien zur Optimierung des Beschaffungswesens meldete einen Umsatzanstieg im abgelaufenen vierten Quartal gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum von 105 Prozent auf 89,3 Millionen Dollar. Der Gewinn von 3,7 Millionen Dollar bzw. 0,05 Dollar im Berichtszeitraum traf exakt die Prognosen der Analysten.
Die Börse lebt aber von der Zukunft und nicht von der Vergangenheit und deshalb galt das besondere Augenmerk der Investoren den Aussagen der Firma zur weiteren Entwicklung – und die fiel überraschenderweise positiv aus.
In einer Telefonkonferenz bestätigte Manugistics seine bisherigen Prognosen, die für das erste Quartal einen – wenngleich geringen – sequenziellen Anstieg bei den Umsätzen vorsehen. Der Gewinn wird den Planungen zufolge auf 0,03 Dollar pro Aktie zurückgehen. Für das Gesamtjahr 2001 rechnet das Management mit einem Umsatzplus von 50 Prozent und einem Überschuss von 0,26 bis 0,27 Dollar.
Die Anleger zeigten sich zufrieden mit den Aussagen und trieben den Titel nachbörslich bis auf 26,76 Dollar. Im regulären Handel hatte die Angst vor einer negativen Überraschung Manugistics bis auf 25,98 Dollar nachgeben lassen.
Dabei hätten es die Investoren eigentlich besser wissen müssen: Bisher konnten alle großen B2B-Firmen mit ihren Quartalszahlen überzeugen, Gewinnwarnungen scheinen ihnen nur aus Pressemitteilungen bekannt.
John Biestman, Vice Senior President Investor Relations bei Commerce One [Nasdaq: CMRC ], zu Stock-World: "Firmen suchen besonders in Krisenzeiten nach Einsparungsmöglichkeiten. Und eine dieser Möglichkeiten besteht in der Optimierung des Beschaffungswesens."
Commerce One hatte für das im Dezember zu Ende gegangenen vierte Quartal 2000 mit happigen Zuwachsraten geglänzt und seine Prognosen für das laufende Jahr – trotz anhaltender Wirtschaftsflaute – kräftig nach oben geschraubt.
Erst Montag gelang dem Marktführer bei elektronischen Marktplätzen ein weiterer Coup. Das Unternehmen wird ein Versorgerkonsortium (u.a. Enel, Iberdrola, RWE) mit MarketSet – einer gemeinsam mit SAP entwickelten Marktplatz-Lösung – beliefern.
Auch wenn sich mittlerweile die Gerüchte um eine mögliche Gewinnwarnung verdichten und Analysten diese Unsicherheit zum Abstufen der Titel nutzen: Noch hat sich Commerce One nicht zu Wort gemeldet.
Das gleiche Schicksal wie der Hauptkonkurrent teilt Ariba [Nasdaq: ARBA ]. Das Unternehmen, das mit seinen Lösungen die Beschaffungsvorgänge in Firmen optimiert, hat am 11.Januar seine Gewinnprognosen für das aktuelle Quartal um 50 Prozent auf 0,06 Dollar erhöht. Aber obwohl sich auch Ariba seither nicht mehr zu den Prognosen geäußert hat, mehren sich die pessimistischen Stimmen, die mit einer baldigen Gewinnwarnung rechnen.
Die Skepsis bei den Analysten beruht dabei im wesentlichen auf einer Warnung von Oracle [Nasdaq: ORCL ]. Der Softwarekonzern hatte am 01.März seine Gewinnprognosen für das letzte Quartal um 15 Prozent nach unten korrigiert und wenig später – gemeinsam mit dem Ergebnis – vor einem Anhalten der Wirtschaftsflaute gewarnt.
Immun gegen die Auswirkungen dieser Flaute scheint PurchasePro [Nasdaq: PPRO ] zu sein. Das Unternehmen bietet seinen Kunden für eine monatliche Mitgliedsgebühr eine Browser-gestützte Handelsplattform. Daneben entwickelt PurchasePro auf Wunsch auch individuelle Plattformen.
Der Konzern übertraf die Erwartungen der Analysten im vergangenen Quartal drastisch und korrigierte seine Prognosen für das Gesamtjahr ebenso drastisch nach oben. Anfang März bestätigte CEO Charles E. Johnson die Zahlen abermals.
Es half alles nichts: Mit der Begründung, kein Softwareunternehmen könne sich der Wirtschaftsflaute entziehen, stufte beispielsweise Lehman Brothers den Titel auf "Buy" herunter.
Was die Branche dringend benötigt, sind wirklich gute Nachrichten, nicht einfach nur Meldungen über weitere Kooperationspartner und neue Kunden. Anleger und Analysten sind gleichermaßen skeptisch, ob die von den Firmen genannten Zuwachsraten realistisch sind. Erst wenn Ariba, Commerce One und all die anderen bewiesen haben, dass sie ihre ambitionierten Ziele tatsächlich erreichen können, wird das Vertrauen in den B2B-Sektor zurückkehren.
Die Zahlen von Manugistics waren jedenfalls ein vielversprechender Anfang!
URL dieses Artikels: www.stock-world.de/msg/515426.html
Links im Artikel: www.stock-world.de
Datum:[27.03.2001 14:20]
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Wie schon richtig festgestellt wurde, B2B Firmen dürften vom gegenwärtigen Investitionsrückgang der Unternehmen nicht so stark betroffen sein.
Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres kam Commerce One stark unter Druck, weil Gerüchte im Markt waren, wonach Commerce One das Betriebsergebnis verfehlen könnte. Es kam wie so oft anders als gedacht, Commerce One übertraff sogar die Erwartungen.
Nach einer Kurzen Ralley geriet die Aktie wiederholt unter Druck. Zum einen aufgrund eines schwächeren Gesamtmarktes und zum anderen weil wieder Gerüchte in Umlauf sind, Commerce One könnte vor einer Gewinnwarnung stehen. Sollte jetzt Commerce One die Anleger wieder nicht enttäuschen (wovon ich ausgehe), so kann man davon ausgehen, dass sich all die aufgestaute Skepsis über die Zukunft von B2B Unternehmen insbesondere die von Commerce One in ein regelrechtes Kursfeuerwerk entladen wird.
mfG: Speculator