Bieterwettstreit um Mobile.de

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Bieterwettstreit um Mobile.de

 
23.11.03 21:32
Bieterwettstreit um Online-Autobörse Mobile.de entbrannt
WAZ, Holtzbrinck, Ebay und Yahoo sind stark interessiert / Kaufpreis bei mindestens 50 Millionen Euro

23. November 2003 Vier Unternehmen und ein Verlagskonsortium liefern sich zur Zeit einen Bieterwettstreit um die Online-Autobörse Mobile.de. Zu den Interessenten gehören der Internet-Marktplatz Ebay, das Online-Portal Yahoo und die ISA GmbH, eine gemeinsame Holding der Verlage Holtzbrinck, Ippen und WAZ mit Beteiligung des Münchner Merkurs, verlautete aus unternehmensnahen Kreisen. Zudem sind ein europäisches Internet-Unternehmen und ein Automobil-Dienstleister an Mobile.de interessiert.

Das große Interesse an Mobile.de hat seinen Grund in der guten Marktposition der Hamburger Automobilbörse. Das Unternehmen beherrscht gemeinsam mit dem Konkurrenten Autoscout24 den Markt für Auto-Kleinanzeigen im Internet. Das Online-Geschäft läuft gut, denn inzwischen wird jeder zweite Gebrauchtwagenverkauf in Deutschland im Internet angebahnt, schätzen Marktbeobachter.

Marktführer nicht einholbar

Da Mobile.de und Autoscout24 bereits die nötige kritische Masse erreicht haben, wird anderen Unternehmen keine große Chance eingeräumt, mit vertretbarem Aufwand zu den Marktführern aufzuschließen. Auch die Fahrzeugbestände der Automobilbörsen des Axel Springer Verlags (Autobild.de) und der "Süddeutschen Zeitung" haben großen Rückstand auf die Marktführer. Internet-Unternehmen oder Verlage, die jetzt noch in den Markt einsteigen möchten, haben nur die Möglichkeit, eines der beiden Unternehmen zu kaufen.

So trifft es sich gut, daß die britische Risikokapitalgesellschaft Granville Baird ihren 30-Prozent-Anteil an Mobile.de verkaufen möchte. Auch die vier Altgesellschafter, denen die restlichen 70 Prozent zu gleichen Teilen gehören, wollen sich von ihren Anteilen trennen. Die Verkaufsgespräche für das Gesamtunternehmen befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium, ist zu hören. Inzwischen wird über die Bewertung verhandelt.

Kaufpreis mindestens 50 Millionen Euro

Wird die heute übliche Marktbewertung für profitable Internet-Unternehmen mit gesicherter Marktposition und intaktem Wachstumspfad zugrunde gelegt, dürfte der Kaufpreis mindestens 50 Millionen Euro betragen. Dieser Wert gilt als konservativ, denn Mobile.de wird in diesem Jahr einen Umsatz von rund 24 Millionen Euro und ein Vorsteuerergebnis von etwa 4 Millionen Euro erzielen, rund 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Werden amerikanische Bewertungsmaßstäbe angelegt, könnte der Preis auf 100 Millionen Euro steigen.

Die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, wird erst für Anfang des kommenden Jahres erwartet, ist zu hören. Besonderes strategisches Interesse ist sowohl beim ISA-Konsortium als auch bei Ebay zu erkennen. ISA ist die Abkürzung für Immobilien-, Stellen- und Automobilanzeigen. Erklärtes Ziel der Verlagsholding ist die Verknüpfung der schnell wachsenden Rubrikenmärkte im Internet mit den Kleinanzeigenteilen in den regionalen Zeitungen der Verlage.

Die Partner haben ihre Beteiligungen an den Online-Portalen "immowelt.de" und "stellenanzeigen.de" erhöht und in ISA eingebracht. Das lukrative Automobilgeschäft, das von den Zeitungen ins Internet abgewandert ist, fehlt aber bisher noch im Portfolio von ISA. Der Versuch deutscher Verlage, ihre Kleinanzeigen im Gemeinschaftsunternehmen Versum zu bündeln, ist 2002 an den unterschiedlichen Interessen der Verlage gescheitert.

Ebay interessiert sich fürs Autogeschäft

Auch Ebay hat großes Interesse am Autogeschäft. "Eine wichtige Aufgabe des deutschen Managements ist der Ausbau des Geschäftsfeldes ,Motors', das bereits heute die am schnellsten wachsende große Ebay-Kategorie ist", sagte die Ebay-Vorstandsvorsitzende Meg Whitman Anfang des Monats.

Zwischen Juli und September sind auf der deutschen Ebay-Plattform Fahrzeuge und Ersatzteile im Wert von 276 Millionen Dollar gehandelt worden, doppelt so viel wie im Vorjahr. Trotz der vielen Internet-Nutzer meiden aber die meisten Fahrzeughändler die Ebay-Plattform. Ebay wollte ebenso wie Mobile.de auf Anfrage keinen Kommentar zu den Übernahmeverhandlungen abgeben.

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung
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