12:29 17.10.06
Westerburg (aktiencheck.de AG) - Die biolitec AG (ISIN
DE0005213409/ WKN
521340) verfügt über eine langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Produktion medizinischer Lasersysteme sowie Lichtwellenleitern. Mit der neuartigen Cellulite-Therapie LaEvita™ und dem etablierten Venenbehandlungssystem ELVeS™ verfügt die Gesellschaft zudem über zwei Behandlungssysteme, die im neuen Geschäftsfeld Ästhetik enormes Wachstumspotenzial versprechen. So wird allein der Markt für Cellulite-Therapien weltweit auf über 6 Milliarden USD geschätzt.
aktiencheck.de führte das folgende Interview mit Herrn Dr. Wolfgang Neuberger, Vorstand der biolitec AG:
aktiencheck.de: Guten Tag, Herr Dr. Neuberger. Sie haben kürzlich Aufträge zur Ausrüstung von Kliniken und Praxen in den USA für ihre neuen Urologielaser erhalten. Hierdurch rechnen Sie im Geschäftsjahr 2006/2007 mit einem zusätzlichen Umsatz in Höhe von etwa 5,4 Millionen Euro. Stehen Sie bereits mit weiteren potenziellen Kunden in Verhandlungen?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Ja, es gibt einige weitere Ketten, die interessiert sind. Vor diesem Hintergrund ist es durchaus möglich, dass sich die genannte Zahl noch um ein bis zwei Millionen Euro erhöhen wird. Allerdings ist es schwer, eine genaue Größe vorherzusagen, da man nie genau weiß, wann die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen werden können.
aktiencheck.de: Ihr Wirkstoff Temoporfin ist in einer tumorspezifischen Formulierung unter dem Namen "Foscan" zur Behandlung von Kopf- und Halskrebs in Europa zugelassen. Das Mittel wird in über 30 Kliniken zur Behandlung von Tumoren angewendet. Für wann rechnen Sie mit der Marktzulassung in weiteren Märkten wie etwa Amerika?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Die Zulassungen in Amerika dauern in der Regel sehr lange. Vor diesem Hintergrund gehen wir davon aus, dass die Zulassung in Amerika noch etwa drei bis vier Jahre auf sich warten lassen wird. In anderen Märkten wie Mexiko oder Argentinien erscheint eine Marktzulassung aber bereits in den kommenden Monaten möglich.
aktiencheck.de: Wie weit sind derzeit die Untersuchungen zur Anwendung von Foscan bei weiteren Tumorarten fortgeschritten?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Es laufen verschiedene Untersuchungen. Derzeit führen wir Studien in Österreich und Schweden durch. Allerdings ist nicht davon auszugehen, dass es bei Foscan in der näheren Zukunft zu Zulassungen für weitere Indikationen kommen wird.
aktiencheck.de: Mit welchen Umsatzpotenzialen rechnen Sie vor diesem Hintergrund langfristig bei Foscan?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Langfristig sehen wir für Foscan ein Umsatzpotenzial von jährlich 50 bis 100 Millionen Euro. Die Voraussetzung hierfür ist aber die Zulassung für weitere Tumorarten und die Zulassung in weiteren regionalen Märkten.
aktiencheck.de: Sie haben den Geschäftsbereich Ästhetik für sich als Wachstumsmarkt entdeckt. Dabei verfügen Sie mit ELVeS™ über ein Venentherapiesystem, dass hinsichtlich der Rezidivrate herkömmlichen Systemen (Stripping) überlegen ist. Zudem kann die Behandlung ambulant erfolgen. Damit entfällt für die Patienten ein mehrtägiger Krankenhausaufenthalt. Dennoch hat dieses System, je nach Region, nur einen Anteil von etwa 10% im Vergleich zum traditionellen Stripping-Verfahren. Worauf führen Sie dies zurück?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Dies liegt an der normalen Trägheit der medizinischen Märkte. Die Ärzte machen am liebsten das, was sie schon immer gemacht haben. Daher wird weiterhin meistens das Stripping-Verfahren praktiziert.
aktiencheck.de: Die Kosten zur Behandlung von Krampfadern und Varizen mit ELVeS™ werden nicht von allen gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Eine Kostenübernahme durch alle Krankenkassen würde das Marktpotenzial von ELVeS™ sicherlich deutlich erhöhen. Woran liegt es, dass die Kosten bislang nicht von allen Krankenkassen übernommen werden?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Die Krankenkassen zögern meistens, neue Verfahren zu erstatten. Wir können in diesem Zusammenhang nur versuchen, durch Aufklärungsarbeit die Krankenkassen auf die Vorteile unserer Methode hinzuweisen und so den Erstattungsdruck erhöhen. Allerdings handelt es sich hier um einen längeren Prozess. In Österreich wird unsere Methode aber bereits von den Krankenkassen erstattet. Die Tatsache, dass die meisten Krankenkassen in Deutschland unser Verfahren nicht erstatten, hat also nichts mit der Qualität von ELVeS™ zu tun.
aktiencheck.de: Welche Marktpotenziale sehen Sie langfristig bei ELVeS™?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Derzeit wird das Stripping-Verfahren jährlich mehrere 100.000 Mal durchgeführt. Hieraus kann man leicht auf das hohe Potenzial unserer Methode schließen. Zudem gehen wir davon aus, dass die Zahl der Behandlungen steigen wird, wenn eine bessere Methode (wie die unsere) angewendet wird. So ist unsere Methode für die Patienten mit weniger Schmerzen verbunden und macht zudem einen mehrtägigen Krankenhausaufenthalt unnötig. Eine steigende Zahl von Behandlungen ist aber auch nicht unbedingt im Sinne der Krankenkassen. Vor diesem Hintergrund sehen wir langfristig bei ELVeS™ ein Umsatzpotenzial zwischen 50 und 80 Millionen Euro.
aktiencheck.de: Deutliche Umsatzpotenziale werden auch ihrer Cellulite-Behandlungsmethode LaEvita™ zugesprochen. Dabei basiert ihre Behandlungsmethode auf Basis eines patentierten, lichtaktivierten Wirkstoffs. Können Sie die Vorteile ihrer Therapie im Vergleich zu herkömmlichen Cellulite-Behandlungsmethoden kurz erläutern?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Derzeit gibt es keine wirklich funktionierenden Methoden zur Cellulitebehandlung am Markt. Die bekannten Maßnahmen wie Massagen, Cremes oder Wärmelampen haben eigentlich nur eines gemeinsam: Sie wirken nicht. Mit LaEvita™ sind wir aber in der Lage, den Cellulitegrad um ein Stadium zu reduzieren. Derzeit ist uns keine andere Methode bekannt, die ähnlich gute Ergebnisse aufweisen kann.
aktiencheck.de: Der Markt für Cellulite-Therapien wird derzeit weltweit auf rund 6 Milliarden USD geschätzt. Welche Maßnahmen müssen Sie ergreifen, um sich hiervon ein möglichst großes Stück herauszuschneiden?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Wir müssen weiter daran arbeiten, unsere Produkte bekannt zu machen. Hierzu führen wir bereits kleinere Studien durch, um die Wirksamkeit von LaEvita™ noch weiter wissenschaftlich zu untermauern. Zudem sehen wir bei Cellulitetherapien im Vergleich zu Venentherapiesystemen den Vorteil, dass Cellulitebehandlungen von den Krankenkassen nicht erstattet werden. Hierdurch entfällt die Notwendigkeit der Kassenerstattung als Voraussetzung zur Ausschöpfung des maximalen Umsatzpotenzials. Vielmehr muss die Methode die jeweiligen Ärzte und Patienten überzeugen. Diese sind in der Regel deutlich aufgeschlossener für neue Innovationen.
aktiencheck.de: Welche Marktpotenziale sehen Sie langfristig für sich im Bereich Cellulite-Therapien?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Da wir derzeit über das einzige wirkungsvolle Verfahren zur Cellulitebehandlung verfügen, ist hier prinzipiell nach oben alles offen. In diesem Zusammenhang ist es schwer, hier eine genaue Zahl zu nennen. Wir halten aber langfristig ein Umsatzpotenzial von jährlich mehr als 100 Millionen Euro für wahrscheinlich.
aktiencheck.de: Wie werden sich ihrer Meinung nach in fünf Jahren ihre Umsatzerlöse auf die einzelnen Anwendungsfelder (Ästhetik, minimalinvasive Chirurgie und OEM sowie PDT-Onkologie) verteilen?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Wir gehen davon aus, dass der Großteil unserer Umsatzerlöse zukünftig auf den Bereich Ästhetik fallen wird. Ein Anteil am Gesamtumsatz von rund 70% erscheint hier realistisch. Die beiden anderen Bereiche werden entsprechend in den Hintergrund treten.
aktiencheck.de: Im ersten Quartal 2006/2007 konnten Sie nach vorläufigen Zahlen ihre Umsatzerlöse um 30% auf 7,4 Millionen Euro steigern. Gleichzeitig konnte das EBIT nach ersten Schätzungen auf 0,8 Millionen Euro rund verdreifacht werden. Worauf war dieser deutliche Anstieg zurückzuführen?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Der erfreuliche Umsatzanstieg war zum einen auf eine gute Entwicklung im Bereich Ästhetik zurückzuführen. Gleichzeitig hat sich aber auch der Urologiebereich erfreulich entwickelt.
aktiencheck.de: Wie sehen vor diesem Hintergrund ihre Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr 2006/2007 aus?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Wir gehen davon aus, dass wir die Steigerungsraten beim Umsatz, die wir im ersten Quartal 2006/2007 erreicht haben, auch im weiteren Jahresverlauf beibehalten können. Die Gewinne sollten sich entsprechend überproportional erhöhen, da die Steigerung der Fixkosten unterproportional zum Umsatzwachstum ausfallen wird.
aktiencheck.de: Bei welchem Aktienkurs wäre die biolitec-Aktie ihrer Meinung nach fair bewertet?
Dr. Neuberger, Vorstand der biolitec AG: Meiner Meinung nach liegt der faire Wert der biolitec-Aktie bei deutlich über 10 Euro. Um eine Größenordnung zu nennen: Ich halte 12 bis 16 Euro für realistisch. Allerdings kann man nie so genau wissen, wie und wann größere Anleger und Fonds auf unsere Aktie aufmerksam werden. Vor diesem Hintergrund ist es auch schwer zu sagen, wann die Aktie den meiner Meinung nach fairen Wert erreichen wird. Allerdings wird unser Aktienkurs auch bereits bei kleineren Käufen nach oben gezogen.
aktiencheck.de: Vielen Dank für dieses Interview, Herr Dr. Neuberger.(17.10.2006/ac/n/nw)