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13.11.2014, 04:02 von Hans-jÖrg Bruckberger
Russisches Roulette bei CAT Oil
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Für CAT Oil, einen Ölfelddienstleister, der vor allem für russische Konzerne wie Gazprom, Rosneft und Co. arbeitet, sind die Rahmenbedingungen alles andere als optimal: die Russland-Krise, Sanktionen, Rubelund Ölpreisverfall. Hinzukommt jetzt noch das Übernahmeangebot eines Branchenkenners.
Überraschend gut. Bei unserer Betrachtung Ende Mai zeichnete sich die Russland-Krise ab, im Jahresvergleich hatte der Rubel gegenüber dem Euro bereits um 19 Prozent abgewertet. Dennoch konnte die CAT Oil im ersten Quartal trotz eines EBIT-Rückgangs das Nettoergebnis steigern. Hinzu kamen genügend Aufträge, um die nächsten zwei Jahre gut versorgt zu sein. Die Prognosen sahen nicht schlecht aus. Einzige Voraussetzung: ein durchschnittlicher Kurs von 48 Rubel je Euro. Aber auch das erste Halbjahr fiel positiv aus. Auf Euro-Basis verzeichnete der Ölfelddienstleister zwar einen Umsatzrückgang um 3,3 Prozent, in Rubel weist CAT Oil jedoch einen Anstieg um 14 Prozent aus. Die anderen Kennzahlen können sich aber auch auf Euro-Basis sehen lassen: Das Betriebsergebnis stieg um 18,6 Prozent, das Ergebnis je Aktie um 20,9 Prozent. Der Ausblick: nach wie vor positiv-wohlgemerkt bei einem Kurs von 48 Rubel je Euro. Von den zwischenzeitlich verschärften Sanktionen ist CAT Oil nach wie vor nicht betroffen. Dafür hat der Rubel inzwischen kräftig abgewertet, auf rund 57 Rubel je Euro. Was noch schlimmer ist: Der Ölpreis geriet ebenfalls unter Druck. Der Preis für ein Barrel der Ölsorte Brent fiel seit Ende Mai von 115 US-$auf rund 82$. Nicht nur aufgrund der schwachen Konjunktur und der damit verbundenen niedrigeren Nachfrage geriet der Preis unter Druck. Damit sind vor allem die technologisch anspruchsvollen Förderungen wie Fracking oder das neuerliche Erschließen stillgelegter Bohrlöcher, auf die CAT Oil spezialisiert ist, weniger profitabel. Allerdings hat sich die Situation erst in den vergangenen Wochen verschärft. Anfang September notierte Brent etwa noch bei 100$,die rasante Talfahrt des Rubels begann Ende September. Bis sich der niedrige Ölpreis auf die Aufträge auswirkt, dauert es wohl noch etwas. Der schwache Rubel wird sich wahrscheinlich früher negativ auswirken.
Das dritte Quartal sollte demnach noch zufriedenstellend ausfallen, fraglich ist jedoch, wie es im vierten Quartal weitergeht. Allerdings ist das nicht die einzige "Baustelle",mit der das CAT-Oil-Team aktuell zu kämpfen hat. Vor knapp zwei Wochen wurde die geplante Übernahme des Ölfelddienstleisters bekannt.
Die Eigentumsstruktur der CAT Oil ist nicht gerade einfach: So hält die auf Zypern registrierte CAT Holding 47,7 Prozent der CAT-Oil-Aktien. Zuletzt hielt der deutsche Wirtschaftsprüfer Walter Höft 50,25 Prozent der Holding-Anteile, CAT-Oil-COO Anna Brinkmann über zwei Unternehmen, die CAT GmbH Consultancy Agency Trade& Co und die AB PCO, die restlichen Anteile. Darüber hinaus hält sie weitere elf Prozent an CAT Oil direkt. Rund 41 Prozent der CAT-Oil-Aktien befinden sich in Streubesitz.
Feindliche Übernahme. Nun hat Joma Industrial Source mit Sitz auf den britischen Jungferninseln die Skible Holding übernommen. Diese wiederum hat eine Option gezogen und damit die Anteile von Höft übernommen. Somit kontrolliert das Unternehmen 47,7 Prozent der CAT-Oil-Anteile. Joma steht im Einfluss von Maurice Dijols, früher für den US-Ölfelddienstleister Schlumberger in Russland tätig, anschließend in den Aufsichtsräten namhafter russischer Ölunternehmen tätig.
Auch wenn sich Dijols als strategischer Investor sieht, ist für Ungemach gesorgt. Abgesehen davon, dass das Pflichtübernahmeangebot von 15,23 nicht gerade spendabel ist, lässt vor allem eines aufhorchen: Er hat in Nikosia eine Klage auf Auflösung der CAT Gmbh eingebracht. Brinkmann hat bereits angekündigt, sich dagegen zu wehren. Was für die übrigen Aktionäre von Interesse ist: Worauf stützt sich die Klage von Joma?
Was ebenfalls ungeklärt ist: Der Wirtschaftsprüfer Höft hat erklärt, die Übernahme der CAT-Holding-Anteile wäre nicht geplant gewesen. Stellt sich nur die Frage, wie es zur entsprechenden Call-Option gekommen ist, die Dijols in die Hände gespielt hat. Und: Warum sich die Eigentümer der CAT Holding nicht gegenseitig vor Änderungen bei den Eigentumsverhältnissen abgesichert haben. Alles in allem sieht dies nach Rechtsstreitigkeiten und einem Machtkampf aus.
Fazit. Vorerst sieht es für CAT Oil wirtschaftlich nicht so toll aus. Mit einer Entspannung der Russland-Krise und anziehenden Ölpreisen sollte aber auch der Rubel wieder zulegen. Dass Dijols das aktuelle Umfeld für den Übernahmeversuch nützt, sollte einem zu denken geben: Offensichtlich rechnet auch er mit einer baldigen Besserung-und nützt den günstigen Aktienkurs. So lange Brinkmann die direkt gehaltenen Anteile nicht abgibt-was beim Pflichtangebot unrealistisch ist-hat der Streubesitz vorerst nichts zu befürchten.
Sollte Dijols tatsächlich CAT Oil übernehmen wollen, muss er wohl tiefer in die Tasche greifen. Im Peer-Group-Vergleich ist die Aktie eine der attraktivsten ihrer Branche (s. Grafik).Wer aber jetzt einsteigt, muss sich im Klaren sein, dass dies Zocken auf hohem Niveau ist. Zumindest, bis Brinkmann und Höft die Hintergründe offenlegen.
Grafik: Kennzahlen (in Mio.)
(WirtschaftsBlatt, Print-Ausgabe, 2014-