Die Chefs es insolventen Luftschiffbauers CargoLifter sollen ihre 70.000 Aktionäre jahrelang bewusst getäuscht haben, so ein Rundfunkbericht. Schon im Jahr 2000 habe eine interne Studie nachgewiesen, dass der Bau des Luftschiffs mindestens zehn Jahre dauern würde.
Brand - Die geheime Studie sei im Sommer erstellt worden, hieß es in der ORB-Rundfunksendung "Brandenburg aktuell." Das Dokument zeige ganz klar, dass frühestens 2010 mit dem ersten Flug des CargoLifters zu rechnen sei. Unternehmenschef Carl von Gablenz hatte öffentlich stets einen viel früheren Jungfernflug versprochen.
Von Gablenz wies den Verdacht des Betrugs im ORB zurück: Dass der Bau des Luftschiffes nicht funktioniert habe, sei kein Betrug, sondern "eines dieser Risiken, die jetzt eingetreten sind".
Laut ORB-Bericht zeigte die Studie bereits zwei Jahre vor der Insolvenz, dass das vorhandene Geld nicht ausreichen könne. Von diesen Fakten hätten die Anleger aber nichts erfahren, so die Sendung am Montagabend. "Die Studie wurde stillschweigend vernichtet", hieß es. Kritiker, darunter Ingenieure, seien in die Schranken verwiesen worden.
Hauptversammlungen wie Gottesdienste
Auch ein Feature, dass am Dienstagabend im ORB-Fernsehen ausgestrahlt wird, erhebt schwere Vorwürfe gegen das CargoLifter. Es sei den Verantwortlichen seit langem klar gewesen, "dass etwas faul war an ihren Hochglanz-Präsentationen". Trotzdem habe Gablenz mit seinen Aktionären Hauptversammlungen "wie Gottesdienste zelebriert". Ingesamt wurden so 300 Millionen Euro Aktionärsgelder ausgegeben, ohne dass dabei ein Prototyp herausgekommen ist.
Das Potsdamer Wirtschaftsministerium sieht hinsichtlich der vom Land gewährten Förderung von 42 Millionen Euro keine Verstöße. Mit dem Geld sei zweckentsprechend die Halle im südbrandenburgischen Brand errichtet worden, hieß es aus dem Ministerium laut ORB. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Potsdam wegen des Verdachtes der Insolvenzverschleppung dauern unterdessen an.