Sascha / 29.05.20 / 18:53
Luckin Coffee: Jetzt wird es sehr kritisch!
Eine der besten Finanzzeitungen der Welt, das renommierte "Wall Street Journal" (WSJ) hat im Fall Luckin Coffee (WKN:
A2PJ6S) recherchiert. Das Ergebnis dieser Recherchen ist für das Unternehmen sehr kritisch, so dass Anleger wohl besser in Deckung gehen sollten.
Denn gemäß dem WSJ hat der Konzern zig Millionen Kaffeegutscheine an Unternehmen verkauft, die in Verbindung zu Luckin Coffees Großaktionär Lu Zhengyao – hier im Westen besser unter dem Namen Charles Lu bekannt – stehen. Diese Geschäfte wiederum stellten wohl die Basis dafür dar, dass das Management die Bilanz der Gesellschaft im eigenen Sinne aufblähen konnte.
Phantom-Mitarbeiterin Lynn Liang...
Darüber hinaus hat das WSJ festgestellt, dass eine Mitarbeiterin namens Lynn Liang über Prokura verfügte und letztlich Zahlungen für Rohstoffe wie Säfte aber auch für Personaldienstleistungen im Gesamtvolumen von über 140 Millionen US-Dollar abgewickelt hat. Das Problem dabei ist nur, dass es bei Luckin Coffee gar keine Mitarbeiterin mit dem Namen Lynn Liang gab oder gibt.
Es handelt sich hier also um eine Phantom-Mitarbeiterin, was sowohl dem Management als auch Zhengyao "Charles" Lu bekannt gewesen sein müsste. Sollte sich dies alles bewahrheiten, erklärt dies, warum die kreditgebenden Banken unter Führung der Credit Suisse zuletzt versucht haben das Vermögen von Zhengyao "Charles" Lu einzufrieren (wir berichteten). Insofern habe ich persönlich wenig beziehungsweise keinerlei Zweifel an den Recherchen des WSJ.
Nach unserem Hinweis, dass Daytrader mit dem ADR sehr gut "zocken" können, hat sich der Titel in kurzer Zeit mehr als verdoppeln können. Die Recherchen des WSJ könnten nun jedoch dazu führen, dass Anleger hier wieder verstärkt Angst vor einer Insolvenz bekommen könnten. Eine Angst, die derzeit alles andere als unberechtigt erscheint. Insofern ist hier meines Erachtens nun die Zeit reif für Gewinnmitnahmen.
Wer trotzdem weiter an die Zukunft von Luckin Coffee glaubt, kann ja einfach nur die Hälfte seiner Position verkaufen. Kommt es dann tatsächlich zu einem Comeback, ist man dabei. Kommt es hingegen nicht dazu, sondern doch zur Pleite, muss man wenigstens keine Verluste verbuchen. Kaufen würde ich persönlich den ADR, nach dieser massiven Kursrally zuletzt, aktuell jedenfalls nicht mehr!