Der Reifenhersteller und Auto-Zulieferer reißt die Autoelektronik-Sparte von Motorola an sich. Ein gutes Geschäft, meinen Aktienhändler. Entsprechend freundlich reagiert die Börse.
Grafische Darstellung des Aufbaus eines Conti-SSR-Reifens (SelfSupportingRunflat-Reifen)
Der Kurs der Continental-Aktien springt nach zwischenzeitlichen Kursverlusten an. Die Ankündigung des Milliardenkaufs lässt die Papiere beinahe 2,5 Prozent klettern. Die Titel erreichen damit ein neues Rekordhoch von 93,25 Euro.
Der Automobilzulieferer legt für die Neuerwerbung eine Milliarde Dollar auf den Tisch – und kauft sich damit einen gemessen an den eigenen Erlösen schönen Batzen Umsatz dazu: Die von Motorola übernommene, profitable Sparte hat im vergangenen Jahr knapp 1,6 Milliarden Dollar erlöst. Conti kam auf einen Umsatz von 13,8 Milliarden Euro.
Börsianer sind mit dem Preis zufrieden. Für ein Unternehmen mit einem Umsatz von 1,6 Milliarden Dollar eine Milliarde zu bezahlen, sei nicht teuer, sagte ein Händler.
Telematik bringt Wachstum
Durch den Deal kauft der Konzern Steuerungs-, Sensor- und Innenraumelektronikgeschäft zu. Zudem erhält Conti einen völlig neuen Produktzweig: Telematik-Produkte. Die Telematik wird im Auto besonders in der Telekommunikation und der Navigation eingesetzt. Sie dient der Kommunikation aus dem Auto mit anderen Netzwerken.
Mit der Telematik könne Conti in einem der wachstumträchtigsten Bereiche Anschluss finden, sagte Auto-Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Dabei dürfte die Telematik in bereits bestehenden Continental-Produkten eingesetzt werden und darüber hinaus ganz neue Produkte hervorbringen.
Kaum Kostensynergien
Eine abschließende Bewertung sei allerdings schwer, sagte Pieper. Zwar habe Conti den Zukauf als profitabel bezeichnet. Die Höhe des Gewinns sei allerdings unklar.
Conti sieht nicht viele Kostensynergien durch den Motorola-Deal. Wie Conti-Chef Manfred Wennemer am Montag sagte, sei der Deal keine Geschichte von Synergien, sondern eher eine von der Übernahme eines Geschäfts.
Noch drei Milliarden in Reserve
Die übernommene Sparte beschäftig 4.500 Mitarbeiter und hat ihre wesentlichen Standorte in den USA, Mexiko, Frankreich und China. Die Transaktion soll im ersten Halbjahr über die Bühne gehen.
Das Unternehmen hatte bereits mehrere Zukäufe im Telematik-Bereich angekündigt. Laut früheren Aussagen von Conti-Chef Manfred Wennemer sind dafür bis zu vier Milliarden Euro in der Kriegskasse – eine Milliarde davon ist durch die Neuerwerbung erst verbraucht. Durch Übernahmen könnte Conti dem Konzernchef zufolge seinen jährlichen Umsatz um bis zu sieben Milliarden Euro erhöhen.
Interesse bekundete Wennemer an den unter Gläubigerschutz stehenden US-Konkurrenten Delphi und Dana. Falls Teile dieser Unternehmen zum Kauf angeboten würden, wisse Conti, für welche davon es sich interessiere.
bs
boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_156334