Ich grüße Euch heute zur Mittagszeit einmal mit ein paar ausführlicheren Gedanken, die den Zusammenhang von früher und heute zu beleuchten versuchen. Viel Spaß beim Lesen:
Ich habe einige Zeit darüber nachgedacht, warum die Dinge in unserem Fall so gelaufen sind und wie die jetzige Situation dazu passen könnte. Ich könnte während des Insolvenzfalles einfach nicht verstehen, wie ein solch „großer Bankraub“ (ich persönlich verwende diesen Ausdruck) nie zu einem öffentlichen Fall wurde, wobei die groben Patzer während des „Bankraubes“ auch schon öffentlich waren (faster kann Euch ein Lied davon singen)... aber Einzelheiten dazu führen jetzt zu weit.
Wir hatten also die Situation (ich betone, dass ich alles aus meiner Sicht beschreibe), dass die WMI in den Ruin getrieben wurde und sich in den Chapter10-Schutz flüchtete... die WMI meldete also Insolvenz an, und konnte gar nicht gegen den Bankraub angehen, weil ihr dazu einfach die finanzielle Substanz fehlte, weil das Eigentum weg war oder ungeklärt im „Raum“ hing. Somit musste durch das Insolvenzgericht erst einmal geklärt werden, wie die Besitzverhältnisse eigentlich aussehen.
Das war eine verzwickte Situation, denn die WMI konnte nicht einfach gegen JPM und FDIC klagen, um die Firma wieder zu erhalten, weil ein solcher Prozess (bis die WMI wieder komplett wäre) gar nicht mehr möglich gewesen wäre. Es hätte Jahre gedauert, bis endlich ein endgültiges Urteil gefällt würde... und in dieser Zeit konnte man doch nicht die WaMu-Bank einfach zu machen und bis zum Urteil warten.
Der Bankbetrieb musste doch weiter gehen! Und das ging nur, wenn JPM dies weiterhin übernahm... was natürlich bedeutete, dass JPM dieses Bankennetz (inkl. Kunden!!, Werte!! und alle Örtlichkeiten!!) in sein Reich weiter integrierte.
Ich hoffe, Ihr versteht, dass die WMI damals keine andere Wahl hatte, als klein beizugeben, denn die WaMu-Bank konnten sie nicht wieder bekommen.
Dies geschah alles unter der alten WMI-Führung, die diesen Bankraub am eigenen Leibe erlebt haben. Natürlich gaben sie nicht ganz auf und hielten an einigen Klagepunkten gegen JPM bis Ende 2009 fest. Andererseits ist JPM ja nicht dumm, und musste sich derzeit darum kümmern, dass diese dummen Fehler, die bei dieser Übernahme passiert sind, ihnen nicht doch noch das Genick brechen... so erkläre ich mir diese seltsame Wende in dem Insolvenzfall, als die WMI diese Klagepunkte zurückzog und mit einem erstaunlichen „Kuschelkurs“ mit JPM begann...
Gott sei Dank war der Trustee nicht gekauft und einige Aktionäre so aktiv, dass ein Aktionärskomitee zugelassen wurde, das im Insolvenzprozess als eigenständige Partei auftreten durfte und auch anwaltlich beraten wurde.
Leider war es für eine grundsätzliche Wende schon zu spät, weil WMI, JPM und die FDIC schon den POR (den Reorganisationsplan) ausgearbeitet hatten OHNE das EC mit einbezogen zu haben. Und der POR sah vor, dass die Aktionäre ausgebucht werden sollten, wie das in den meisten Insolvenzfällen eben so der Normal-Fall ist!!
ABER das EC konnte diese Ausbuchungstour verhindern, und WMI musste den POR sage und schreibe SIEBEN mal korrigieren, bis der POR7 endlich akzeptiert wurde... die meisten von Euch erinnern sich noch an diese „Höllenfahrten“ für die Aktionäre... das war ein echter Tanz mit dem Tod!
Natürlich habt Ihr auch erlebt, dass das EC während des Prozesses sehr wortkarg war und wir nur „zwischen den Zeilen“ erahnen konnten, was sich wirklich hinter verschlossenen Türen abspielte. Erstaunlicherweise änderte sich dies, als der POR7 nach der Mediation verkündet wurde und das EC EINDEUTIG UND AUSFÜHRLICH riet, dem POR7 ZUZUSTIMMEN und die „releases“ zu erteilen.
Und jetzt wird es langsam aktuell...
Diese Zustimmung der Aktionäre bedeutete, dass der Zustimmende gegen die Abmachungen während des Insolvenzfalles, die sich im GSA/POR7 widerspiegeln nicht klagen wird. Auch wenn das GSA von vorn herein ein für uns ungerechtes Geschenk an JPM und die FDIC war, sollten wir dem zustimmen! Und da war das EC eindeutig und klar. Gerade diese Eindeutigkeit des ECs lies mich hellhörig werden... denn das konnte noch nicht das Ende der Geschichte sein.
Und so komme ich heute zu dem Schluss, dass das GSA und der POR7 wirklich nicht das Ende der Geschichte sind. Ok, die WaMu-Bank war an JPM verloren, aber die Umstände, die zu diesem Bankraub führten und der Bankraub an sich, wurden gar nicht behandelt. Zumindest haben wir davon nicht eine Silbe mitbekommen.
Und auf einmal geht der Trust in seiner normalen Abwicklungsarbeit gegen Goldman&Sachs (GS) vor, in einer erstaunlich scharfen Weise, dass schon in einer Motion erhebliche Vorwürfe festgehalten wurden... noch nie hatte ich eine Motion erlebt, die aussah, als wäre es die Verlesung der Klagepunkte in einem Gerichtsprozess!! Und das schon in einem Antrag auf Zulassung einer Untersuchung gegen GS!
Merkt Ihr nicht, dass der Trust (der arbeitet in meinen Augen jetzt FÜR uns) mit dieser scharfen Motion GS direkt an den Verhandlungstisch bittet. Das ist für mich zumindest recht deutlich. UND die Fakten der Verschiebungen sprechen genau dafür!
Die etwas unsicher Frage ist dabei, welchen Umfang das ganze haben wird? Ich denke nicht, dass wir hier noch einen öffentlichen Prozess sehen werden. Dazu ist jetzt gerade noch ein idealer, nicht öffentlicher Rahmen gegeben, um die Streitigkeiten ohne großes Aufsehen beilegen zu können.
Dazu auch eine etwas andere Sicht:
Es mag natürlich sein, dass sich die Parteien schon früher dazu geeinigt haben, den ganzen Fall nach der Insolvenz still und leise und einvernehmlich zu beenden (dazu kann diese Motion auch dienlich sein), aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das hier still und leise über die Bühne geht.
Also irgend jemand muss hier zumindest als „Sündenbock“ hergeben, um ein „Endergebnis“ präsentieren zu können, das natürlich finanziell einiges abwerfen müsste...
Und wir werden auf jeden Fall sehen, wo der Hase wirklich hinläuft... ob dies ein abgesprochenes Ende wird, oder ein Ende, bei dem es nochmal richtig zur Sache geht... natürlich hinter verschlossenen Türen... aber an der Höhe einer Einigung UND wie die neue WMIH an dieser Einigung beteiligt wird können wird erkennen, welches Ausmaß die Verhandlungen hatten. Und Ihr könnt Euch sicher sein, dass eine Recherche bei GS auch JPM/FDIC mit ins Boot holt (wenn die nicht schon mit drinnen sind!).
Naja. Also Ihr seht, dass momentane Verhandlungen unter ALLEN beteiligten Parteien gar nicht so abwegig sind. Gerade weil die Öffentlichkeit derzeit noch prima außen vor gelassen werden kann. Wenn nämlich erst einmal die Untersuchungen gegen GS zugelassen würden, wäre der Hase ganz schnell aus dem Sack und das Kind läge im Brunnen. Au wei die Katz. Dann wäre aber Holland wirklich in Not.
Merkt Ihr, wieso gerade die Zulassung dieser GS-Motion der Wendepunkt der ganzen Geschichte sein kann.
Also ich sehe eine gewisse Brisanz in der jetzigen Situation... habt Ihr sicher gemerkt :-)
Und wenn ich diese Brisanz richtig sehe, werden wir auch ein Endergebnis zu sehen bekommen, mit dem wir (abgesehen vom geschehenen und nicht änderbaren Bankraub) zufrieden sein könnten.
Allen noch eine spannende Zeit,
union