D+S europe AG: Erhöhung der Profitabilität durch eigene Produkte
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Mit einer EBIT-Marge von 12,5 % hat die D+S europe AG (ISIN:
DE0005336804), einer der größten deutschen Dienstleister für Vertriebs- und Kundenkontaktmanagement, die Erwartungen der Analysten ganz signifikant übertroffen. Lag die EBIT-Marge des SDAX-Unternehmens (Umsatz 2006e: >170 Mio. Euro) im ersten Halbjahr 2005 noch bei 3 %, so hat sie im ersten Quartal 2006 mit 12,5 % eine Größe angenommen, die nur wenige deutsche Unternehmen zeigen können. Der Vorstandsvorsitzende Dipl.-Ing. Achim Plate hat bereits bekundet, dass sich die Entwicklung im zweiten Quartal 2006 fortsetzt und er seine Prognose von über 38 Cent Gewinn pro Aktie im laufenden Jahr klar bestätigt sieht. wallstreet:online hat Herrn Plate kurz vor der Hauptversammlung am 7. Juni 2006 zu den mittelfristigen Aussichten seines rasant wachsenden Unternehmens befragt.
Herr Plate, das erste Quartal 2006 war das beste erste Quartal in der Geschichte der D+S europe AG. Sie haben die kontinuierliche Steigerung der Umsatzrendite fortgesetzt und im ersten Quartal einen Wert von 12,5 % erreicht. Wie wird sich diese Entwicklung fortsetzen?
Plate: In der Tat war das erste Quartal 2006 ein Rekord für uns. Den Gewinn pro Aktie (EpS) konnten wir gegenüber 0 Cent im Vorjahreszeitraum auf 9 Cent erhöhen. Das ist bereits knapp ein Viertel des Jahresziels von über 38 Cent, wobei zu berücksichtigen ist, dass das zweite Halbjahr in Umsatz und Ergebnis traditionell stärker verläuft als das erste Halbjahr. Für das zweite Quartal 2006 zeichnet sich schon jetzt eine stabile Fortsetzung der Ergebnisentwicklung ab. Auf Grundlage dieser fundamentalen Ergebnissteigerungen sehe ich unsere Prognosen für 2006 klar bestätigt. Auf Jahressicht erwarten wir ein EBIT von über 18,5 Mio. Euro bei einem Umsatz nach IAS in Höhe von über 170 Mio. Euro.
Spüren Sie bei Ihnen auch Rückenwind von der deutschen Konjunktur, oder ist dies bei Ihnen ein rein „hausgemachtes“ Unternehmenswachstum?
Plate: Zum Teil profitieren wir sicher von der Konjunktur – allerdings anders, als Sie es mit Ihrer Frage meinen. Denn die schwache Konjunktur treibt die Unternehmen an, ihre Kosten zu optimieren und die Wertschöpfung zu optimieren. Und dafür sind wir als kundenwertorientierter Outsourcing-Partner für Vertriebs- und Kundenkontaktmanagement die richtige Adresse. Vor allem haben wir unseren Erfolg aber durch die konsequente Umsetzung unserer Wachstumsstrategie erzielt. Mit der systematischen Ergänzung unserer Wertschöpfungskette haben wir eine herausragende Marktstellung eingenommen. Wir bieten unseren Auftraggebern ein ganzheitliches Dienstleistungsportfolio, das keiner unserer Wettbewerber so wie wir aus einer Hand anbieten kann.
Welche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang den Mehrwertdiensten der dtms zu, die Sie Mitte vergangenen Jahres gekauft haben?i
Plate: Die Dienste der dtms sind für unser ganzheitliches Konzept von erheblicher strategischer Bedeutung. Denn getrieben durch immer neue multimediale Transaktionsmöglichkeiten befindet sich der gesamte Markt in einem Umbruch, der alle endkundenorientierten Branchen betrifft. Die Markenloyalität nimmt ab. Margen sinken. Der klassische Point-of-Sales ist auf dem Rückzug. Das multimediale Geschäft boomt. Deshalb müssen neue Konzepte und Lösungen her. Mit den daraus neu entstehenden ganzheitlichen Diensten wachsen zwei bisher getrennte Märkte zusammen: der Markt der Mehrwertdienste und der Markt der Communication Center-Dienste. Wie kein anderes Unternehmen hat die D+S europe AG diese Entwicklung bereits in ihrer Konzernstruktur umgesetzt. Wir sind herausragend positioniert.
Der große Zuwachs an Umsatz und Ergebnis, den Sie mit der dtms in den Konzern geholt haben, erschwert es zu erkennen, inwieweit Ihr Konzern organisch wächst oder vor allem Zukäufe zum Wachstum beitragen. Können Sie diese Frage beantworten?
Plate: Von den 110,9 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2005 stammen 73,9 Mio. Euro aus dem organischen Bestand der D+S europe AG. Das sind 22,3 Mio. Euro mehr als im Vorjahr, was einem Plus von 43 %.entspricht. Dieser Anstieg resultiert im Wesentlichen aus der erfolgreichen Umsatzausweitung des Kerngeschäftes einhergehend mit einer Verlängerung der Wertschöpfungskette in margenstärkere Bereiche. Der Teilkonzern der dtms verzeichnete im Konsolidierungszeitraum vom 1. Juli 2005 bis 31. Dezember 2005 Umsätze in Höhe von 37,0 Mio. Euro und lag damit um 5,8 Mio. Euro über dem Vorjahreszeitraum. Zum Konzern-EBITDA von 14,3 Mio. Euro hat die D+S-Gruppe ohne dtms plangemäß 7,5 Mio. Euro beigetragen, was einen Anstieg um 4,2 Mio. Euro gegenüber 2004 bedeutet. Ohne Berücksichtigung der dtms stieg das EBIT der D+S europe AG von 0,7 Mio. Euro im Jahr 2004 auf 4,5 Mio. Euro 2005.
Die Analysten von SES, die Sie seit Jahren covern, gehen im Wachstum des Ergebnisses je Aktie für 2007 von einer Stagnation aus auf dem Level von mehr als 50 Cent. Sehen Sie das genauso?
Plate: Nein – ich erwarte keine Stagnation, sondern eine Fortsetzung unserer Wachstumsstory. Wir haben immer gesagt, dass es das Ziel unserer BPM-Strategie ist, unsere Ertragskraft nachhaltig zu festigen und weiter auszubauen. Die mehr als 50 Cent Gewinn pro Aktie, die wir für 2007 prognostizieren, stammen allein aus unserem organischen Konsolidierungskreis. Weitere Akquisitionen sind hierbei noch nicht berücksichtigt. Und welche enormen Steigerungen sich durch geschickte Zukäufe erreichen lassen, hat die Akquisition der dtms mit einem EpS-Sprung von 3 Cent 2004 auf 21 Cent 2005 klar bewiesen.
Sie sagten vorhin, die D+S europe AG sei bereits herausragend positioniert? Warum also überhaupt noch weitere Akquisitionen?
Plate: Die herausragende Stellung unseres Unternehmens wollen wir so entschlossen wie in der Vergangenheit weiter ausbauen und die Ertragskraft dauerhaft festigen. Dazu halte ich es für erforderlich, dass wir unsere Akquisitionsstrategie konsequent weiter betreiben. Denn der Trend zum Business Process Outsourcing wird sich bei weiter steigender Komplexität fortsetzen. Getrieben von neuen Mobilfunk- und Internet-Anwendungen sowie im Zuge des interaktiven Fernsehens. wird das multimediale Transaktionsgeschäft weiter stark wachsen. Wir als D+S europe AG müssen in der Lage sein, den Unternehmen frühzeitig Lösungen auch für diese hinzukommenden Herausforderungen zu bieten. Gleichzeitig wird die Entwicklung den Konsolidierungsprozess in unserem Markt weiter anheizen. Diesen Prozess wollen wir gegebenenfalls auch aktiv mitgestalten. Ich verbinde mit weiteren Akquisitionen noch strategisch bedeutsame und wirtschaftlich attraktive Optionen für unser Unternehmen.
Können Sie uns Andeutungen machen, in welchen Bereichen Sie weiter zukaufen wollen?
Plate: Die D+S europe AG wird ihre Wertschöpfungskette in mehrere Richtungen ausbauen. Wir streben an, unser Leistungsportfolio horizontal zu ergänzen, zum Beispiel um Transaktionslösungen für Mobilfunk-Anwendungen. Ebenso planen wir sie vertikal zu vertiefen, zum Beispiel durch aktives Konsolidieren im Bereich der Mehrwertdienste. Und wir werden unsere Wertschöpfungskette verlängern, zum Beispiel indem wir eigene Produkte und Contents schaffen.
Welchen Umfang haben die Kapitalmaßnahmen, die Sie der Hauptversammlung zur Genehmigung vorlegen werden?
Plate: Um die D+S europe AG in die Lage zu versetzen, ihre erfolgreiche Wachstumsstrategie konsequent fortzusetzen, schlagen Aufsichtsrat und Vorstand den Aktionären zwei Eigenkapital-Beschlüsse vor: Erstens: Das Grundkapital wird im Zeitraum bis zum 31. Oktober 2006 gegen Bareinlagen durch Ausgabe von bis zu 2,5 Mio. neuen nennwertlosen Stückaktien erhöht. Analog zu der im vergangenen Jahr vorgenommenen Erhöhung um damals 9,5 Mio. Stücke soll den Altaktionären dabei auch 2006 wieder ein Bezugsrecht eingeräumt werden. Zweitens: Basierend auf einem Grundkapital von derzeit 30 Mio. Euro erfolgt wie im Jahr 2005 eine Aufstockung des bestehenden genehmigten Kapitals um 50 Prozent. Dies geschieht durch Ausgabe neuer Aktien gegen Barkapital und Sacheinlage in Höhe von insgesamt 14,8 Mio. Euro, wovon 3,0 Mio. Euro unter Ausschluss des Bezugsrechts für Altaktionäre gegen Bareinlage zugeteilt werden können. Mit diesen Maßnahmen erhält die D+S europe AG den erforderlichen Spielraum für weitere ertragsstarke Akquisitionen relevanter Größe.
Wo wollen Sie mit der D+S europe AG im Jahre 2010 stehen?
Plate: Die Marktführerschaft ist unser Ziel – und das haben wir in diesem Jahr im Grunde auch schon erreicht. Denn wenn man das Umsatzniveau unserer direkten Wettbewerber betrachtet, liegen wir mit den 2006 geplanten 170 Mio. Euro unangefochten auf dem zweiten Platz. Da es sich beim Erstplatzierten um eine Bertelsmann-Tochter handelt, können wir uns bereits heute als Deutschlands größter konzernunabhängiger Dienstleister für Vertriebs- und Kundenkontaktmanagement bezeichnen. In drei bis vier Jahren möchte ich mit der D+S europe AG ohne jede Einschränkung Branchenführer sein und unser Diensteangebot und die Rentabilität deutlich ausgebaut und nachhaltig gesichert und gesteigert haben.
Der Aktienkurs der D+S europe AG ist seit Ende Februar von über 7 Euro in den Bereich von 6 bis 6,20 Euro zurückgegangen. Gibt es fundamentale Gründe für die Einbußen?
Plate: Nein, die Kursverluste der D+S europe AG verhalten sich weitgehend synchron zur durchschnittlichen Konsolidierung des gesamten SDAX. Große institutionelle Anleger haben bescheinigt, dass sich die Aktie der D+S europe AG trotz ihrer hohen Liquidität, die an solchen Tagen auch ein Nachteil sein kann, erstaunlich robust gehalten hat. Grundsätzlich gelten weiterhin alle gemeldeten und prognostizierten Werte, so dass wir optimistisch nach vorn schauen.
Herr Plate, Sie halten selbst eine hohe sechsstellige Zahl von D+S-Aktien. Besteht nicht einmal die Versuchung, Gewinne mitzunehmen? Oder sind die Wachstumschancen noch so groß, dass Sie damit einen großen Fehler machen würden?
Plate: Der Großteil meiner Aktien stammt noch aus dem Jahr 2002, als ich mein eigenes Unternehmen conTakt – Marketing im Dialog in den D+S-Konzern eingebracht habe. Damals fiel der Kurs der D+S-Aktie bis unter 1 Euro. Seitdem können wir auf eine sehr erfreuliche Performance unserer Aktie zurückblicken. Persönlich strebe ich aber weiterhin ein anderes Kursniveau an.
Sind Sie davon überzeugt, dass im laufenden Jahr das Kursziel, das SES mit 8,10 Euro sieht, noch erreicht werden kann? Und was ist mit dem Wert von 9,90 Euro, den die WestLB ermittelt hat?
Plate: Vor der harten Konsolidierung, die das deutsche Parkett kürzlich erlebt hat, waren die 8,10 Euro bereits in greifbarer Nähe. Jetzt bewegt sich unser Kurs deutlich unter dem, was uns als fairer Wert attestiert wird. Die D+S europe AG ist weiterhin auf Basis starker Zuwächse in ihrer Ergebnisplanung zu bewerten: 38 Cent Gewinn pro Aktie im Jahr 2006 und 50 Cent im Jahr 2007. Der aktuelle Kurs der Aktie bedeutet also auf Basis der Prognose 2006 ein KGV von unter 16 und auf Basis 2007 ein KGV von 12. Von unseren weiteren Wachstumsplänen einmal abgesehen, ist die solide Position der D+S-Gruppe in dieser Bewertung wohl kaum berücksichtigt. Im vergleichbaren Segment wachstumsorientierter Anbieter innovativer technologiebasierter Lösungen bewegt sich der durchschnittliche KGV eher im Bereich von 20 und mehr.
Quelle: Newsflash