Behandlung - Medikamente
Da verschiedene Ursachen an der Entstehung und am Fortschreiten von Alzheimer beteiligt sind und weil jeder Mensch andere Symptome zeigt, ist die Behandlung sehr vielfältig. Im folgenden stellen wir die derzeit gebräuchlichsten Medikamentengruppen vor. Entscheiden, welches die besten Medikamente im Einzelfall sind, kann jedoch nur der behandelnde Arzt / die behandelnde Ärztin. Auch wenn die Medikamente die Krankheit nicht wirklich heilen können, so können sie doch die Symptome ausgleichen (wie z.B. Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche, Verhaltensänderungen, Probleme bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten) und damit die Heimeinweisung hinausschieben.
Medikamente, die das Voranschreiten der Krankheit verlangsamen:*
- Acetylcholinesterase-Hemmer (Wirkstoffe der Medikamente, die derzeit in der Schweiz erhältlich sind: Rivastigmin, Donepezil, Galantamin): blockieren das Enzym Acetylcholinesterase, dies bewirkt eine höhere Konzentration des Botenstoffs Acetylcholin und verbessert damit die Kommunikation der Nervenzellen; daraus folgt eine Verlangsamung des Gedächtnisverlustes.
- NMDA-Rezeptorantagonisten (z.B. Memantine): Zur Behandlung der mittelschweren und schweren Alzheimer-Erkrankung steht seit Anfangs 2004 ein Medikament mit einem neuartigen Wirkprinzip zur Verfügung: Memantine. Dieser nicht-kompetitive NMDA-Rezeptorantagonist korrigiert die Funktion von Neuronen im Gehirn, die für die Gedächtnis- und Lernprozesse unentbehrlich sind. Damit kann bei Alzheimer-Patienten eine Verbesserung der kognitiven Leistungen und der Fähigkeiten zur Verrichtung der Alltagsaktivitäten erzielt und das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. Memantine trägt zur Verbesserung der Lebensqualität der Erkrankten und zur markanten Senkung der Betreuungskosten bei.
- Nootropika (z.B. Ginkgo, Piracetam, Nicergolin): regen auf unterschiedlichste (und meist nicht nachgewiesene Art) die Gehirntätigkeit allgemein an; man glaubt, dass dadurch unter Umständen andere Defizite ausgeglichen werden; dies gilt jedoch nur für leichte Formen der Demenz.
Medikamente zur Verbesserung der begleitenden Schwierigkeiten
- Neuroleptika: gegen Wahnvorstellungen
- Antidepressiva: zur Stimmungsaufhellung bei Depression
- Anxiolytika: gegen krankhafte Angst und Panik
- Anti-Parkinson-Mittel: zur Förderung der Beweglichkeit
- Beruhigungsmittel: innerer Unruhe, Agressivität
Substanzen, deren Auswirkungen auf Alzheimer derzeit untersucht werden (u.a.)
- Östrogene
- Anti-Oxidanzien / Radikalenfänger (z.B. Vitamine A, C, E)
- Entzündungshemmer (z.B. Ibuprofen)
- MAO-B-Hemmer
Für alle Medikamente gilt:
- Sie wirken nicht sofort; meist muss man mehrere Wochen abwarten, bis eine Wirkung zu verspüren ist.
- Sie müssen regelmässig (meist 1 bis 2-mal täglich) eingenommen werden - und nicht nur bei Bedarf.
- Sie wirken bei den einzelnen Menschen unterschiedlich. Wenn ein Medikament nicht wirkt, sollte man ein anderes (natürlich unter ärztlicher Aufsicht) probieren.
- Im allgemeinen sind die Medikamente gut verträglich. Es kommen jedoch wie bei allen Medikamenten Nebenwirkungen vor. Informieren Sie den Arzt / die Ärztin über alle Nebenwirkungen und Wirkungen und ändern Sie die Dosierung nie ohne Rücksprache mit ihm oder ihr.
- Nehmen Sie keine Medikamente ein, die anderen Personen geholfen haben ohne Rücksprache mit dem Arzt / der Ärztin.
- Wichtig ist, früh mit einer Behandlung zu beginnen. Je früher der Verlust an Nervenzellen aufgehalten bzw. ausgeglichen werden kann, desto länger kann der Patient / die Patientin von einer besseren Lebensqualität profitieren.
- Zu oft wird die Behandlung zu früh abgebrochen, da die Behandlung nicht unbedingt zu einer Verbesserung führt. Die Verlangsamung der Krankheit ist kaum zu bemerken, ohne den direkten Vergleich zum schnellen Verfall ohne Medikamente.
- Unsicher ist man sich, wie lange eine Behandlung fortgeführt werden sollte, da man im letzten Stadium der Krankheit Verbesserungen kaum noch beurteilen kann. Noch entscheidender sind dann die zu beobachtenden Nebenwirkungen.
Wenn Sie unsicher bezüglich der Medikamenteneinnahme sind, fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Es ist wichtig, dass Sie z.B. über folgendes Bescheid wissen:
- Was ist zu tun, wenn eine Tablette vergessen wurde?
- Mit was und wann sollte das Medikament eingenommen werden?
- Welche anderen Medikamente, Vitamine, Lebensmittel sollen vermieden werden (z.B. Alkohol)?
- Welche Nebenwirkungen könnten auftreten?
- Wie lange kann es dauern, bis eine Wirkung zu spüren ist?
- In welchem Fall soll der Arzt / die Ärztin informiert werden?
* Weitere Erläuterungen im Kapitel Biologische Hintergründe
Übrigens: Die Wirkung von Alzheimer-Medikamenten wird von Betroffenen und Aussenstehenden oft unterschiedlich erlebt. So führte während einer Studie die Behandlung zu einer objektiven Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, während sich die Patienten subjektiv überhaupt nicht besser fühlten.
Rogers SL et al. A24-week, double-blind, placebo-controlled trial of donezepil in patients with Alzheimer's disease. Neurology 1998;50:136-145.