Die Japaner haben bereits eine Immobilienkrise hinter sich, die der amerikanischen ähnelt. Lange Jahre der Stagnation müssen die USA dennoch nicht befürchten - auch weil sie viel schneller reagieren.
Ein kollabierender Immobilienmarkt, Milliardenabschreibungen bei Banken, die zum Zusammenbruch großer Institute und schließlich zu einer staatlichen Rettungsaktion führen: Auf den ersten Blick scheint sich in den USA die japanische Krise der 90er-Jahre zu wiederholen.
Schaut man genauer hin, sind die Unterschiede zwischen den beiden Immobilienkrisen beträchtlich - sowohl bei den ökonomischen Ursachen als auch dem staatlichen Management. Die amerikanische Wirtschaft wird sich schneller erholen als seinerzeit die japanische.
Die US-Immobilienkrise ist die Folge einer überbordenden Kreditvergabe an private Haushalte und die anschließende Verbriefung der Kredite, was schließlich zu einer Preisblase bei Wohnimmobilien führte. Ähnliches geschah in Japan in den 80er-Jahren, als eine lockere Kreditvergabe aufgrund von Deregulierung und sehr robustem Wirtschaftswachstum die Immobilienpreise in die Höhe trieb.
Allerdings stiegen in Japan auch die Aktienkurse dramatisch auf nie wieder erreichte Niveaus an. Infolge der Krise brach dann der Nikkei-Index um 80 Prozent ein, die Immobilienpreise gaben um 64 Prozent nach. Im Vergleich dazu sind die Einbrüche in den USA bislang relativ moderat: Der S&P 500 hat seit Ausbruch der Krise bis jetzt 23 Prozent verloren, die Immobilienpreise sind - gemessen am Case-Shiller-Index - um 20 Prozent gefallen.
Ein Grund für diese unterschiedliche Entwicklung liegt sicherlich in der schnellen und aggressiven Intervention der US-Notenbank Fed. Vermutlich mit dem Negativbeispiel Japan vor Augen hat sie die Zinsen innerhalb kurzer Zeit von 5,25 Prozent auf zwei Prozent gesenkt und damit den Realzins - nach Abzug der Inflation - unter null gedrückt. Die Bank of Japan hingegen erhöhte die Zinsen zunächst auf sechs Prozent und begann sie erst Monate nach dem Kollaps des Aktienmarkts zu senken.
Selbst dann schaffte es die Bank of Japan bis 1996 nicht, einen negativen Realzins herbeizuführen. Zudem verschlimmerte eine deutliche Aufwertung des Yen seit 1985 die Krise noch. Die US-Regierung hatte massiv Druck auf Japan ausgeübt, den ihrer Meinung nach künstlich niedrig gehaltenen Yen aufzuwerten. In den folgenden fünf Jahren setzte ein regelrechter Run auf japanische Vermögenswerte, insbesondere Aktien und Immobilien, ein.
Zwar begann der Yen zwei Jahre vor dem Höhepunkt der Asset-Blase wieder abzuwerten, allerdings nicht stark genug, um die Wettbewerbsfähigkeit der japanischen Unternehmen wiederherzustellen. Mit dem Ausbruch der Krise wurde die Wirtschaft dann von zwei Seiten getroffen. Und es sollte sogar noch schlimmer kommen: Als die Finanzkrise die Wirtschaft voll erfasste, zogen die japanischen Unternehmen und Haushalte in großem Umfang ihre Auslandsguthaben ab, was wiederum zu einem neuen Rekordhoch des Yen führte.Im Gegensatz dazu hat der US-Dollar in den vergangenen Jahren beständig an Wert verloren und somit die Wettbewerbsfähigkeit der amerikanischen Exportwirtschaft verbessert. In den vergangenen Jahren haben die großen US-Fonds zudem große Auslandsguthaben aufgebaut. Wenn diese zurückgeführt werden, geräte der Dollar zwar ebenfalls unter einen Aufwertungsdruck. Aber das nach wie vor große US-Leistungsbilanzdefizit und das angeschlagene Image des US-Finanzmarkts bilden mit ihrem Abwertungsdruck allerdings ein Gegengewicht. Der Exportwirtschaft könnte somit ein negativer Schock erspart bleiben.
Ein weiterer Vorteil für die US-Wirtschaft ist das wesentlich höhere Tempo, mit der das Land auf die Krise reagiert. Bereits zwölf Monate nach ihrem Ausbruch hat die Politik umfangreiche Rettungsmaßnahmen eingeleitet. In Japan entwickelte sich die Krise hingegen gewissermaßen in Zeitlupe. Sie wurde erst sehr spät erkannt und zog nur ein langsames Umdenken nach sich. Die japanischen Banken verschlossen - nicht zuletzt aufgrund eines stark ausgeprägten Loyalitätsbewusstseins - zu lange die Augen davor, dass viele ihre Schuldner längst insolvent waren und hielten diese sogenannten Zombies durch immer weitere Kredite künstlich am Leben. Dadurch verschlechterten sich die Bilanzen der Banken weiter, und neue, gesunde Unternehmen erhielten keine Kredite mehr.
Die zu langsame Reaktion aller Beteiligten - Banken, Notenbank und Politik - ist der Grund, warum die Krise in Japan so lange gedauert hat: Die Bodenbildung des Nikkei setzte erst 14 Jahre nach ihrem Ausbruch ein.
Zweifellos wird auch die amerikanische Wirtschaft von der Immobilien- und Bankenkrise hart getroffen werden, und die amerikanischen Steuerzahler werden am Ende einen Teil der Last tragen müssen. Aber Amerika hat die Chance, sich schneller zu erholen als Japan. Die Reaktionen der Fed und der Politik waren schneller und aggressiver.
Zudem haben die USA einen demografischen Vorteil. Während ihre Bevölkerung nach wie vor wächst, musste Japan seine Krise bewältigen, während das Bevölkerungswachstum bereits stagnierte.
Die Chancen, dass die USA noch einmal mit einem blauen Auge davonkommen werden, stehen also gut. Ob sich allerdings die massive staatliche Intervention auf lange Sicht auszahlen wird, ist schwer vorherzusagen. Kritiker befürchten, dass die staatliche Rettungsaktion riskantes Verhalten belohnt und die Finanzbranche weiterhin Wetten in der Gewissheit eingehen wird, dass sie im Ernstfall vom Steuerzahler gerettet wird. Inwieweit sich diese Befürchtung bestätigen wird, bleibt abzuwarten.
Aus der FTD vom 11.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland
Wichtige Ereignisse prägen die kommende Börsenwoche an der Wall Street. Wie die Präsidentschaftswahl auch ausgehen wird, sie wird eine politische Richtung vorgeben. Noch wichtiger sind indes einige Konjunkturdaten, die Aufschluss über den Zustand und den Weg der Wirtschaft geben.
Hier die Konjunkturdaten der kommenden Woche:
http://www.ariva.de/...ommenden_Woche_t348181?pnr=4919318#jump4919318
@metropolis: Ich denke wir haben bereits ein gutes Stück des Aufschwung an den Börsen gesehen. Mir wäre es zu riskant jetzt noch long zu gehen. Sicher sind noch einige Punkte auf der Longseite möglich aber das Risiko ist zu groß. Die meisten Handelssysteme sind noch long aber bereits auf ALERT. Somit kann ein Umschwung recht schnell kommen. Ich bin seit Freitag wieder short auf den Bund Future, hier haben die Handelssysteme bereits gedreht, nach meiner Erfahrung folgt der Aktienindex diesem Impuls sehr schnell. Wie weit die Rückabwicklung der Carrytrades erfolgt ist lässt sich nach meiner Auffassung nur erraten. Keiner kann hier verlässliche Informationen liefern. Wenn ich mir die Zeitspanne anschaue, die es gebraucht hat um diese Positionen aufzubauen, dann kann ich mir nur vorstellen, dass hier noch enoreme Summen vor der Rückabwicklung stehen. Ebenso müssen noch viele Hedgefonds liquidiert werden.
Auf der fundamentalen Seite stehen die Arbeitsmarktdaten mit einem "möglichen" negativen Überraschungspotential ins Haus. Von meinen Freunden/Geschäftspartnern und Verwandten aus den USA (fast alle im sehr gebeutelten Bundesstaat CA) höre ich nur noch pessimistische Stimmen. Sicher wenn die Nacht am dunkelsten ist beginnt der Morgen.
Ich würde aber nicht darauf wetten. Daneben verweise ich auf den bereits erfolgten Punktgewinn seit dem TIef und dem möglichen drehen der Handelssysteme.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag.
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