Der Euro dürfte seine Höchsstände hinter

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Libuda:

Der Euro dürfte seine Höchsstände hinter

 
18.01.13 11:02
sich haben:

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Das sehe ich nicht deshalb so, weil ich an der Zukunft der Euro-Zone zweifele, sondern langfrisitig die Kaufkraftpariäten die Kurse bestimmen - und wäre ein Kurs zwische 1,15 und 1,20 angebracht.
Libuda:

Auch 1:1 möglich

 
18.01.13 11:13
Nichts ist bekanntlich unmöglich - und außerdem war der Eurokurs auch schon einmal in der Nähe von 0,80. Dass die „bösen“ Griechen uns den meist allseits willkommenen Absturz des Eurokurses bescherten, stimmt nur teilweise - auf längere Sicht wäre es sowieso zu einem Rückgang des Eurokurses gekommen.

Warum der Rückgang willkommen ist? Der Porsche-Chef würde uns das vermutlich so erklä¬ren: „Wenn wir für einen Porsche in den USA 150.000 Dollar erlösen, tauscht sich dieser Be¬trag bei einem Eurokurs von 1,50 in 100.000 Euro, sinkt der Euro-Kurs auf 1,25 tauschen sich die 150.000 Dollar in 120.000 Euro. Wir könnten uns bei einer derartigen Entwicklung dann Rabatte auf den Preis von 150.000 Dollar in den USA leisten, um unseren Absatz zu stabili¬sieren bzw. auszuweiten, und unsere Ertragslage verbessern, was wiederum Investitionen er¬leichtert und deutsche Arbeitsplätze sichert. So profitieren sowohl die Porsche-Aktionäre als auch unsere deutschen Mitarbeiter.“

Ein Nachteil des Rückgangs des Eurokurses darf allerdings nicht verschwiegen werden. Fah¬ren wir jetzt an die Tankstelle, wird es teurer, weil die Beschaffungskosten in Euro für die Ölkonzerne gestiegen sind. Und auch eine Reise durch die USA und der neue iPad werden teurer. Aber momentan ist wohl eher der sichere Arbeitsplatz wichtiger als eine kaum wahr¬nehmbare Inflation.

Warum wäre nun der Rückgang sowieso gekommen? Wer Lumpi mit Herrchen schon einmal beim Gassi-Gehen beobachtet hat, weiß, dass Lumpi manchmal beim Herrchen läuft und dann wieder einmal weit außen an der Leine zieht, aber dann doch immer wieder zu Herrchen zu¬rückkommt.

Wer ist aber nun das Herrchen, zu dem die Wechselkurse langfristig immer wieder zurück¬kehren? Es ist die so genannte Kaufkraftparität, wonach die Wechselkurse dann richtig sind, wenn sie zu gleichen Preisen für Güter und Dienstleistungen in unterschiedlichen Währungs¬räumen führen. Allseits bekannt ist der Big Mac-Index, der untersucht, wie hoch der Wech¬selkurs sein müsste, damit ein Big Mac im Euroraum und in den USA gleich viel kostet: Ist der Preis in Euroland 4 Euro und in den USA 4,50 Dollar, wären bei einem Eurokurs von 1,125 die Preise- relativ gesehen - gleich. Nun könnte man einwenden, der Big Mac sei nicht repräsentativ. Das stimmt zwar, aber der Big Mac-Index ist besser als sein Ruf, denn neben den Kosten für die Rohprodukte, fließen Kosten für Löhne und Energie, Miet- und Werbe¬aufwendungen, Verwaltungskosten sowie vieles mehr ein. Aussagekräftiger ist logischerweise ein Vergleich von Warenkörben, wobei man hier das Problem der Beschränkung auf die in¬ternational handelbaren Güter- und Dienstleistungen sowie die Bedeutung unterschiedlicher Verbrauchsgewohnheiten in den Griff bekommen muss. Aber auch Vergleichsrechnungen, die das alles berücksichtigen, liegen in der Nähe des mit Hilfe des Big Mac-Index ermittelten Wertes für den richtigen Euro-Kurs - zwischen 1,10 und 1,20.

Sinnvoller kann es sein, statt der absoluten Kaufkraftparitäten die Entwicklung der Inflati¬onsdifferenzen zu betrachten: Steigt z.B. die Inflation im Euroraum um 2%, in den USA aber um 3%, so müsse der Euro um die Inflationsdifferenz von 1% aufwerten, besagt diese Theorie der relativen Kaufkraftparitäten. Eines ist Euch sicher gerade bei dieser Argumentation aufge¬fallen: Würden sich die Wechselkurse entsprechend der Kaufkraftparitäten entwickeln, wären die Schwankungen sehr viel kleiner - die Kaufkraftparitäten können also nur der langfristigen Orientierung dienen.

Mittelfristig spielen auch die Leistungsbilanzen eine Rolle. Ein Land, das eine negative Leis¬tungsbilanz hat, also z.B. sehr viel mehr Güter und Dienstleistungen importiert als es expor¬tiert, kann das auf Dauer nicht durchhalten - denn sein vielleicht früher angehäufter Devi¬senschatz wird kleiner und/oder seine Schulden in einer fremden Währung steigen. In einer besonderen komfortablen Lage sind die USA, die einfach ihr Über-die-Verhältnisse-Leben mit von der FED gedruckten Dollars bezahlen können - aber auch das werden Lieferanten von guten Gütern und Dienstleistungen irgendwann überdrüssig. Also spätestens wenn die Finan¬ziers dieses Über-die-Verhältnisse-Leben nicht mehr mitmachen, muss man seine Leistungs¬bilanz wieder in Ordnung bringen. Niedrigere Löhne und/oder hohe Produktivitätssteigerun¬gen sowie eine Abwertung der eigenen Währung wären Wege hierzu. Aber der Weg über Abwertungen dauert in unseren heutigen Volkswirtschaften oft sehr lange, wie das Beispiel der USA zeigt, wo sich erst nach einer langen Zeit der Dollarabwertung in den letzten beiden Jahre erste Erfolge eingestellt haben: Das Defizit hat sich von ca. 6% des Bruttoinlandspro¬dukts auf 3% reduziert. Investitionsentscheidungen für eine Fertigungsstraße in einer Auto¬mobilfabrik in Euroland, die bei einem Eurokurs von 1,00 vor Jahren gefällt wurden, macht man nicht so schnell rückgängig - vermutlich erst dann, wenn Ersatzinvestitionen oder Ferti¬gungslinien für neue Modelle anstehen.

Kurzfristig sind Rendite- bzw. Zinsunterschiede zwischen den Währungsräumen entschei¬dend. Nach der Zinsparitätentheorie gleichen Wechselkursentwicklungen die Rendite- bzw. Zinsunterschiede zwischen verschiedenen Währungsräumen aus. Danach müssten im Ver¬gleich zu anderen Währungsräumen höhere Renditen/Zinsen zu Kapitalzuflüssen führen, die eine Aufwertung der Währung nach sich ziehen. Steigen also die Zinsen im Dollarraum schneller als bei uns, müsste der Eurokurs sinken.

Neben diesen genauer beschriebenen lang-, mittel- und kurzfristigen Hauptfaktoren müssen weitere Aspekte beachtet werden: Politische Faktoren, Markttechnik (z.B. Charts), Konjunk¬tur- und Wachstumsunterschiede gegenüber anderen Währungsräumen und viele Aspekte mehr. Und natürlich dürfen wir auch staatliche Eingriffe nicht vergessen. In Anlehnung an die allseits bekannte Fußballregel, dass dann Abseits sei, wenn der Schiedsrichter pfeife, be¬haupten böse Zungen, das die Wechselkurse immer dort stünden, wo sie die amerikanische Notenbank haben wolle - und daher müsse man auch den Kurs in seine Überlegungen einbe¬ziehen, den sich der Herr Bernanke, der Chef der amerikanischen Notenbank, gerade wün¬sche.

Eines ist aber sicher: Monokausale Erklärungsansätze kann man getrost vergessen, auch wenn zeitweilig einmal ein bestimmte Ursache dominiert.
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